Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Rostock fehlen Schutzmasken

Keine Ausbildung mehr; alle Lehrgänge, Versammlungen, Osterfeuer abgesagt. Auch die mehr als 4100 Kameraden in 164 freiwilligen Feuerwehren des Landkreises befolgen die bundesweit einheitlichen Vorgaben in der schweren Corona-Krise. „Doch die Einsatzbereitschaft ist weiterhin überall gegeben“, betont Kreiswehrführer Mayk Tessin. „Wir sind für euch da. Bleibt ihr für uns zu Hause“, posten viele Wehren in den sozialen Netzwerken. Brandschutz und Hilfeleistungseinsätze werden sichergestellt. „Um die Kameraden in ihrem Dienst vor Infektionen mit dem Coronavirus zu schützen, hat uns die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse eine Handreichung zum Verhalten in Verdachtsfällen gegeben“, erklärt Tessin. Gerade bei Tragehilfen für den Rettungsdienst oder nötigen Türöffnungen müssten die Kameraden auf besonderen Schutz achten. „Mundschutz, Handschuhe, Einmalanzüge“, zählt der Kreiswehrführer auf. Wenngleich der Schutz durch Anzüge und Helme der Mitglieder schon umfangreich gegeben sei, müssten die Kommunen als Träger der freiwilligen Feuerwehren mancherorts noch aufrüsten. Ausrüstung: „Ein schwieriges Unterfangen“: „Ein schwieriges Unterfangen“, weiß der Dummerstorfer Gemeindewehrführer Robert Hinrichs, der zugleich bei einem Feuerwehrausrüster beschäftigt ist. „Diese hygienischen Artikel wurden bisher kaum in Deutschland gefertigt, sondern kommen zumeist von Textilproduzenten in China oder Osteuropa.“ Die Länder würden einen Ausfuhrstopp für die weltweit dringend benötigten Produkte verfügen. Er wisse von einem Beispiel in Polen, wo der Zoll von Deutschland bestellte Schutzmasken eines polnischen Herstellers zurückhalte. Die Nachfrage nach Masken sei enorm, so Hinrichs. „Und dementsprechend steigen die Preise. Eine Schutzmaske, die sonst 1,50 Euro kostet, wird jetzt für 15 Euro angeboten“, führt er an, und das wäre für die zumeist klammen Kommunen als Träger der Wehren kaum zu stemmen. Zumal für diese speziellen Einsätze zertifizierte Atemschutzmasken (FFP 2 und FFP 3) benötigt werden. Auf mehr Unterstützung vom Landkreis gehofft: Bürgermeister Axel Wiechmann, der für die zehn freiwilligen Feuerwehren mit über 200 aktiven Kameraden in seiner Gemeinde zuständig ist, hatte bei der Beschaffung von Schutzmaterial auf mehr Unterstützung vom Landkreis gehofft. „Da gibt es noch Gesprächsbedarf“, sagt Wiechmann, der nun jedoch erste einmal prüft, wo noch schnell Bestellungen möglich sind. „Zunächst haben wir uns darauf geeinigt, dass nicht alle unsere Ortsfeuerwehren zu Hilfseinsätzen wie Tragehilfe und Türöffnung gerufen werden“, informiert Wehrführer Hinrichs. „Wir wollen uns hier auf die beiden großen Feuerwehren Dummerstorf und Kavelstorf fixieren.“ Der Sanitzer Gemeindewehrführer Wilfried Matisseck betont, dass die Grundausstattung vorhanden und damit die Einsatzfähigkeit gegeben sei. „Über unser Rathaus haben wir jedoch noch je zwanzig Atemschutzmasken und Einmalanzüge sowie Desinfektionsmittel nachbestellt“, berichtet Matisseck, „Doch die Lieferung ist noch nicht da.“ Die Rettungsdienste führen auf ihren Fahrzeugen bei Anforderungen der Ehrenamtler zu Hilfsdiensten vier zusätzliche Schutzmasken mit, die dann ausgereicht werden. Aber noch sei die Lage ja auch überschaubar, so Matisseck. Ziesendorfer setzen auf gutes Miteinander: Auch die Gemeinde Ziesendorf hat für ihre Feuerwehr zunächst 20 FFP-Masken bestellt. „Auch zusätzliches Desinfektionsmittel beschaffen wir gerade“, erklärt Wehrführer Stephan Saß. Handschuhe seien zur Ersten Hilfe ohnehin auf den Fahrzeugen. Ansonsten setzen die Ziesendorfer weiter auf das gute Miteinander mit den Rettungskräften. „Die Teams der RTW werden uns helfen“, ist sich Saß sicher. In Deutschland hat jetzt der schwäbische Bekleidungshersteller Trigema wegen der Corona-Pandemie seine Produktion teilweise auf Mund- und Nasenschutzmasken umgestellt. Bei einer Abnahme von 1000 Stück liege der Preis bei sechs Euro pro Maske. Diese Masken sind waschbar und damit wiederverwertbar, erfüllen allerdings nicht die Schutzklassen FFP 2 und FFP 3. Auch die Einwegoveralls seien klassifiziert, müssten staub-, spritzwassergeschützt und virensicher sein, bemerkt der Dummerstorfer Wehrführer Hinrichs. Natürlich haben die Kameraden ihre eigenen Feuerwehrschutzanzüge. „Doch bei einem Einsatz mit Coronaverdacht wären diese kontaminiert und müssten in einer wiederum zertifizierten Wäscherei gereinigt werden“, erklärt Hinrichs. Und von diesen Wäschereien gebe es nicht viele. Mehr lesen: Liveticker zur Coronavirus-Lage in MV: Hilfsaktionen gestartet Corona-Krise: Diese Händler aus MV bieten ab sofort Abhol- oder Lieferservice „Wie Verbrecherjagd“: Urlauber in MV fühlen sich wegen Einreise-Stopps beleidigt Von Doris Deutsch