Fridays for Future: „Wir schreiben Geschichte“

Der Fantasie bei der Gestaltung der Plakate für die Fridays-for-Future-Demo waren wieder keine Grenzen gesetzt: „Einmal mit Prophis arbeiten“ stand etwa auf dem Schild, das die 15-jährige Emma aus Ribnitz-Damgarten vor sich her trug. Der Schreibfehler war durchaus Absicht: „Die Profis sollten doch eigentlich die Politiker sein. Aber die bekommen es ja nicht hin“, erklärte Emma, die zusammen mit ihrer Freundin Amelie einige Schulstunden verpasste. 3000 oder 8000 Teilnehmer? Damit waren sie wohl nicht alleine: Unter den laut Polizei rund 3000 Teilnehmern waren viele Kinder und Jugendliche, die sich um die Zukunft des Planeten Sorgen machen. Aber auch die Eltern- und Großelternfraktion war zahlreich vertreten. Die Veranstalter sprachen sogar von knapp 8000 Teilnehmern. „Wir schreiben Geschichte“, rief ihnen die Mitorganisatorin und Sprecherin von Fridays for Future Rostock, Pia Hornung zu. Manche der Plakate hätten zwar durchaus den Eindruck vermitteln können, dass es sich um eine Spaß-Veranstaltung handelte, etwa: „Rettet die Erde! Sie ist der einzige Planet mit Bier“. Doch wie ernst das den Demonstranten war, zeigte sich, wenn man mit ihnen redete: „Wir machen uns Sorgen um das Klima. Wir hatten jetzt zwei heiße Sommer hintereinander. Und als Landschaftsökologin stelle ich fest, dass das Grundwasser sinkt“, äußerte Marina Kahrmann aus Reimershagen bei Güstrow. Sie hatte ihre Söhne Meo (11) und Jamil (7) mitgebracht. „Sie sollen sehen, dass jeder gefragt ist und mitmachen sollte. Denn es ist nicht mehr 5 vor 12, sondern es ist schon 12.“ Neue Verkehrspolitik: Auch Marie Lorenzen war mit ihren drei Kindern auf der Klima-Demo. Sie hat ein ganz aktuelles Motiv: „Ich bin hier, weil sich schon abzeichnete, dass die Maßnahmen, die das Klimakabinett heute in Berlin beschließen will, nicht ausreichen, um die Klimaziele zu erreichen“, meinte sie. „Wir brauchen vor allem eine neue Verkehrspolitik: mehr Schiene, mehr Fahrradwege, mehr öffentlichen Nahverkehr. Und wir brauchen einen früheren Kohleausstieg.“ Eine Verkehrswende, auch in der Kreuzschifffahrt, mahnte eine andere Demonstrantin an: „Aida nur im Theater – nicht auf dem Wasser“ steht auf ihrem Plakat. Emma und Amelie aus Ribnitz-Damgarten hatten noch ein zweites Schild: „Winter is not coming anymore“, zu deutsch: Der Winter naht nicht mehr – in Anspielung auf ein Zitat aus der Serie „Game of Thrones“. „Es ist beängstigend, was derzeit mit der Welt passiert. Und wir wollen dafür einstehen, dass endlich etwas gemacht wird“, sagte Amelie. „Wir dürfen noch nicht wählen, also ist Demonstrieren die einzige Chance, wie wir etwas verändern können“, ergänzte Emma. Verärgerte Autofahrer: Dass die Klima-Demonstranten einige Straßen blockierten, sorgte bei vielen Autofahrern für Unverständnis: „Ich weiß nicht, was das bringen soll, wenn die Leute hier auf die Straße gehen und uns behindern“, meinte eine Frau verärgert, während sie im Auto wartete. Einige wartende Autofahrer ließen den Motor laufen. Die Demonstranten skandierten daraufhin empört: „Motor aus! Ihr habt kein Recht, das Klima zu zerstören!“ Doch es gab auch verständnisvolle Autofahrer: „Die Polizisten sprachen von 15 Minuten Wartezeit, aber ich könnte auch länger warten“, sagte Henry Voß. Er findet das Engagement der vielen jungen Leute klasse. Sein Sohn lief bei der Demo mit. Leben oder Tod: Die Haedgehalbinsel war das Ziel der Zuges. Bei Livemusik regionaler Bands und Reden der „Scientists for Future“ (Wissenschaftler für die Zukunft) und einem Vertreter der Bewegung „Extinction Rebellion“ lichtete sich die Fläche vor der Bühne allerdings innerhalb kürzester Zeit. Für Demonstrantin Simone Walter, die nach dem ersten Musikbeitrag die Demonstration verließ, war das in Ordnung. „Wir haben gezeigt, was wichtig ist – dass wir laut sind.“ Viele verpassten so die Rede von Pia Hornung: „Entweder wir handeln sofort und halten uns an die Klimaziele oder nicht. Es ist ganz einfach: entweder Leben oder Tod.“ Mehr zum Thema: Liveticker zum Nachlesen: So lief der Klima-Aktionstag in MV „Lasch, unverbindlich, unsozial und uneffektiv“ - Echo auf das Klimapaket Wegen des Klimapakets: Tausenden Haushalten in MV droht teure Umrüstung Von Axel Büssem und Stefanie Ploch

Demo für Klimaschutz - Tausende bei „Fridays for Future“ in Rostock: „Wir schreiben Geschichte“