Fußballer und Fans enttäuscht: Verein steht vor dem Aus

Kein Sponsor, kein Geld, kaum noch Hoffnung: Der LSV 75 Wahrstorf steht vor dem Aus. Ab der kommenden Spielzeit wird das Dorf ohne seinen Fußballclub auskommen müssen. Der Hauptsponsor ist abgesprungen. Besonders bitter: In diesem Jahr sollte das 40-jährige Vereinsjubiläum gefeiert werden. Bedrückte Gesichter am Spielfeldrand beim letzten Heimspiel gegen Arminia Rostock. Die Niederlage wird zur Nebensache. Auch, dass das Spiel auf dem Platz im benachbarten Papendorf läuft. Der Platz in Wahrstorf ist nicht bespielbar. „Wie geht es mit unserem Verein weiter?“ „Woher bekommen wir das nötige Geld, um weiterspielen zu können?“ Bei den Zuschauern am Spielfeldrand dreht sich alles um die Zukunft ihres Clubs. Mittendrin: Heiko Steben. Er blickt auf den Rasen, während seine Mannschaft in der Nachspielzeit drauf und dran ist, den Ausgleichstreffer zu erzielen. Das 51-jährige Vorstandsmitglied kennt den Verein wie kaum ein Zweiter. Seit 1978 ist er Teil der Mannschaft. „Wir stehen vor schweren Zeiten und kurz vor dem Abgrund“, sagt er mit leiser Stimme. Grund ist der Wegfall des Hauptsponsors aus privaten Gründen. 5000 bis 10000 Euro steckt Uwe Schröder, Sponsor und Vorstandsmitglied, jede Saison in den Verein — schon seit zehn Jahren. Zur neuen Spielzeit können die Verantwortlichen des LSV 75 Wahrstorf nicht mehr auf das Geld zurückgreifen. Ein Blick auf die Uhr: Abpfiff. Die Fußballer verlassen den Platz. Über das Spiel möchte keiner reden. Heiko Steben rechnet nach: „Mit den Einnahmen der Mitgliedsbeiträge können wir weiterhin den Spielbetrieb und den Schiedsrichter bezahlen. Damit wäre das Geld aber auch schon aufgebraucht.“ Was fehlt, ist ein hoher vierstelliger Betrag, um etwa Gas, Strom, Wasser und die Pacht für das Vereinsheim zu bezahlen. Den Hilferuf hat die Gemeinde vernommen, kann aber nicht helfen. „Damals gab es 200 Mitglieder, heute gibt es nur noch eine Mannschaft. Die fehlenden Mitgliedsbeiträge machen sich bemerkbar. Das Geld des Sponsors können wir leider nicht ersetzen“, sagt Bürgermeisterin Irmgard Rautenberg. Sie weiß, dass der Vorstand auf der Versammlung am 29. Mai komplett zurücktreten will. „Mein größter Wunsch ist es, dass sich ein neuer Vorstand findet, der die Arbeit weiterführt. Die Gemeinde wird alles unternehmen, damit der Verein gerettet werden kann“, sagt sie. Nur durch neue Sponsorenverträge, so scheint es, kann dieses Ziel erreicht werden. Unterstützung bekommt der Verein von den Fans. „Wir helfen dabei, Firmen anzuschreiben. Wir müssen uns beteiligen, damit die Jungs mit den Problemen nicht alleine dastehen. Unsere Hoffnung stirbt nicht“, sagt Sandra Rokita (41). Sie steht noch neben dem leeren Platz, als ihr Schwiegersohn Enrico Dunsky (25) aus der Kabine kommt. „Wir lassen das Thema nicht an uns herankommen. Auf dem Platz gilt: Jetzt erst recht“, berichtet er. Noch bleiben elf Spiele. Die Wahrstorfer hoffen, dass es nicht die letzten sind. Gespräche mit Papendorf Laut Heiko Steben steht der Verein mit der SG Warnow Papendorf in Verhandlungen. „Es laufen Gespräche, ob sich beide Mannschaften zu einer verschmelzen können“, sagt er. Dies sei aber nur eine Notvariante. „Wir möchten lieber weiterhin LSG 75 Wahrstorf auf dem Rücken zu stehen haben.“ 1975 hat sich der Verein unter dem Namen BSG Traktor Groß Stove gegründet. 1990 hat er sich in LSV 75 Wahrstorf umbenannt. Mathias Otto

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