- Gewerbe-Chef: „Der Vorstand will sich nicht bereichern“

Warnemünde — Der Warnemünder Handels- und Gewerbeverein befindet sich zurzeit in einer Krise. In der jüngsten Jahreshauptversammlung sind vor allem wirtschaftliche Probleme ans Licht getreten. Die OSTSEE-ZEITUNG sprach darüber mit dem Vereinsvorsitzenden Dietmar Vogel. OZ: Die Mitglieder haben den Vorstand nicht entlastet, weil sie zuvor Aufklärung über die finanzielle Schieflage des Vereines fordern. Worum geht es dabei? Vogel: Das Thema Entlastung wurde nicht auf Forderung der Mitglieder, sondern letztlich durch den Vorstand selber auf die nächste Sitzung vertagt. Der Verein ist derzeit noch mit diversen Forderungen in Höhe von insgesamt 18 694 Euro befasst. Wir konnten inzwischen für 8000 Euro langfristige Zahlungsziele mit den Gläubigern vereinbaren. Allerdings fehlen uns auch 5200 Euro, unter anderem, weil Mitglieder ihre Beiträge nicht bezahlten oder Trittbrettfahrer unseren Forderungen im Zusammenhang mit den Sonntagsöffnungen nicht nachgekommen sind. OZ: Es gibt immer wieder Stimmen, die das Engagement des Handels- und Gewerbevereins für den Weihnachtsmarkt kritisieren. Setzt der Vorstand mit derartigen Veranstaltungen die richtigen Schwerpunkte in seiner Arbeit? Vogel: In meiner Wahrnehmung gibt es auf den Weihnachtsmarkt, den wir veranstalten, ein überwiegend positives Echo. Wir brauchen solche Veranstaltungen, um den Ort in der umsatzschwachen Jahreszeit zu beleben. Aber der Weihnachtsmarkt ist ja nicht der einzige Schwerpunkt in unserer Arbeit. OZ: Welches Hauptziel verfolgt der Verein? Vogel: Unser Ziel ist es, ein Netzwerk zu schaffen, in dem alle Gewerbetreibenden des Ortes mitarbeiten und in dem sich alle Gewerbetreibenden vertreten fühlen. Wir haben es geschafft, dass die Stadt uns anhört, wenn es um Entscheidungen für Warnemünde geht. Wir werden einbezogen, wenn Bebauungspläne in Arbeit sind. Wir erheben unsere Stimme bei den Planungen für die Mittelmole. Und wir bringen uns ein, wenn neue Verkehrskonzepte erarbeitet werden. Natürlich sind wir nicht in jedem Fall zufrieden, aber wir haben schon einiges verändert. OZ: Noch einmal zum Weihnachtsmarkt. Es wird ihn auch 2013 geben? Vogel: Wir werden einiges anders machen. Das Kostenrisiko wollen wir vom Verein auf private Schultern verlagern. Stimmen, die da schon wieder laut werden und sagen, dass Vogel den Weihnachtsmarkt für sich will, kann ich nur sagen: Jeder, der möchte, hat den Vortritt. 2014 wird es Neuwahlen geben. Ich werde zur Wahlversammlung dafür sorgen, dass alle wirtschaftlichen Verwerfungen, die der Vorstand zu verantworten hat, durch meine Firma ausgeglichen werden. Was den Weihnachtsmarkt betrifft, so will ich, dass die Idee nicht stirbt. Ich gebe zu: Das ist mein Baby. Und ich will dafür auch gern persönlich etwas beisteuern. Auf keinen Fall will sich der Vorstand am Weihnachtsmarkt bereichern. OZ: Besteht die Gefahr, dass der Verein zerbricht vor dem Hintergrund der Probleme, die jetzt bekannt wurden? Vogel: Nein. Wir haben zurzeit 66 Mitglieder. Begonnen haben wir 2009 mit zwölf. Ganze vier Mitglieder haben uns konfliktbedingt verlassen. Die Mehrzahl will den Verein und unterstützt ihn. Wichtige Größe im Ort Der Warnemünder Handels- und Gewerbeverein (HGW) hat sich mit der Wahl im Jahr 2009 neu aufgestellt. Unter seinem neuen Vorsitzenden Dietmar Vogel, Hotelier und Versicherungsmakler, wuchs die Mitgliederzahl stark an. Heute wird der Verein in der Kommune in vielen Gremien wie ein Träger öffentlicher Belange angehört und in Entscheidungen, die Warnemünde betreffen, einbezogen. Interview von Achim Treder