Groß Lüsewitz: Mietvertrag AgroBio Technikum verlängert

Noch bis Mitte des Jahres bleibt das AgroBio Technikum (ABT) in Groß Lüsewitz das Zuhause des Schülerlabors des Forschungsverbunds MV und vier weiterer Firmen. Sechs Monate länger als geplant. Eigentlich hatte die Gemeinde Sanitz den Mietern zum 31. Dezember 2020 gekündigt. Der Grund: Das Forschungszentrum soll verkauft oder verpachtet werden. Doch bereits im November kam die Verlängerung der Verträge: „Das war eine große Erleichterung – nicht nur für uns, auch für alle anderen Mieter“, sagt Dr. Anke Scheunemann, Leiterin des Schülerlabors. Das vergangene halbe Jahr hätte gezeigt, wie schwer es ist, neue Räumlichkeiten insbesondere für das Schülerlabor zu finden. „Die Existenzsorgen also bleiben. Finden wir nichts Bezahlbares, ist unklar, wie es mit dem Projekt weitergeht“, sagt Anke Scheunemann. Seit 2006 ist das Schülerlabor im ABT untergebracht. Seitdem hätten dort mehr als 16 000 Schüler alltagsbezogene Versuche aus den Bereichen Chemie und Biologie unter fachkundiger Anleitung durchgeführt. Die Bedingungen dafür seien perfekt gewesen. Neues Labor wäre zu teuer: Gesucht werde nun ein bestehendes Labor, das groß genug ist, um ganze Schulklassen darin experimentieren zu lassen. „Ein komplett neues Labor zu errichten, ist für uns als eingetragener Verein schlichtweg nicht möglich. Mit Equipment wären wird dort schnell bei Investitionen im fünfstelligen Bereich“, erklärt Anke Scheunemann. Erschwerend hinzu komme, dass das Labor bestenfalls seinen Standort im Raum Rostock behalten soll. Der Grund hierfür sei nicht nur, dass sich das Projekt dort etabliert hat. „Die Lage von Rostock, mitten in MV, ist optimal. Uns besuchen schließlich Schüler aus dem ganzen Land“, sagt die Leiterin. Wandert das Labor weiter ost- oder westwärts, würden die Anfahrtswege für einige Nachwuchsforscher einfach zu lang werden. „Irgendwann lohnt es sich für Schulklassen dann nicht mehr, eine Tagesexkursion zu uns zu machen“, erklärt Anke Scheunemann weiter. Das solle verhindert werden. Privatisierung seit 2018 geplant: Die Sanitzer Gemeindevertretung hatte sich schon 2018 dafür ausgesprochen, das AgroBio Technikum mit seinen Büros, Laboren, Technikräumen und Gewächshäusern zu privatisieren. Die Vermietung des Objektes gestaltete sich nach dem Aus der Gentechnikforschung im Jahr 2012 schwierig. Das ABT wurde zunehmend als „Klotz am Bein“ empfunden, war jahrelang ein Zuschussgeschäft für die Gemeinde. Lesen Sie auch: Forscher in Groß Lüsewitz: Halbzwerg soll Roggenanbau revolutionieren Zum 31. Dezember 2019 sei dann der Betreibervertrag mit der Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern ausgelaufen und damit die Möglichkeit der Veräußerung gegeben. Seit Jahresbeginn 2020 hatte die Gemeinde die Räume des Forschungszentrums direkt über die Sanitzer Immobiliengesellschaft vermietet. Verzögerungen durch Corona-Pandemie: Aufgrund baulicher Mängel, für deren Beseitigung die Gemeinde Sanitz einen sechsstelligen Betrag aufbringen müsste, ist im Sommer 2020 ein Bieterverfahren eingeleitet worden. Seit dem 1. Juli konnten potenzielle Käufer oder Pächter ihr Interesse an dem Objekt im Rathaus anmelden. „Vier Bewerber haben im vergangenen Jahr Interesse bekundet und ihre Angebote eingereicht“, informiert Bürgermeister Enrico Bendlin (CDU). Erste Gespräche mit den Interessenten seien bereits geführt worden, einige aber stünden noch aus. Deshalb seien die bestehenden Mietverträge vorerst bis zum 30. Juni dieses Jahres verlängert worden. Verursacher für die Verzögerungen sei die Covid-19-Pandemie. Derzeit ist das ABT mit fünf Mietern vollständig belegt. Das Agrobiotechnikum (ABT) ist Eigentum der Gemeinde Sanitz und wurde mit Geldern des Landes MV, der Europäischen Union und des Bundesforschungsministeriums gebaut und 2004 eröffnet. Es stand mehrfach im Fokus von Gentechnikprotesten. Seit 2012 werden in Deutschland keine gentechnisch veränderten Pflanzen mehr kommerziell angebaut. Die im ABT ansässigen Gentechnik-Firmen zogen aus. Der Komplex wurde zu einem Kompetenz- und Gründerzentrum umgestaltet, in dem sich immer wieder innovative Firmen zumeist zu Forschungszwecken angesiedelt hatten. „Die Angebote werden sehr gewissenhaft geprüft“, versichert Bendlin weiter. Die Ergebnisse der Prüfungen und Gespräche würden Gegenstand einer Beschlussvorlage für die Gemeindevertretung werden. Letztlich entscheide also die Gemeindevertretung, wie es mit dem Forschungszentrum in Groß Lüsewitz weitergeht. Von Pauline Rabe