Händler in MV fordern das Ende der kostenlosen Retoure im Online-Handel

Händler in MV fordern eine Abschaffung der grundsätzlich kostenlosen Rücksendungen im Onlinehandel. Bisher ist es bei vielen großen Verkaufsplattformen wie Zalando oder About you üblich, Waren kostenfrei zurückzuschicken – zum Nachteil der beteiligten Verkäufer. „40 bis 50 Pakete werden täglich zurückgeschickt“, sagt Michael Strobel, der neben dem „Marc O’Polo“ in der Rostocker Innenstadt noch vier weitere Läden betreibt. Gerade in der Corona-Pandemie habe sich eine Art „gelangweilter Trend“ entwickelt. „Dort, wo keine Versandkosten erhoben werden, wird erst bestellt und dann geguckt, was gefällt.“ Retourenquote teilweise über 50 Prozent: Der Händler kritisiert, dass er auf den Versand- und Retourekosten sitzen bleibt. „Teilweise ist das einkalkuliert“, sagt der Unternehmer. „Aber bei einer Retourenquote von 48 bis 55 Prozent, merkt man das bei der Menge schon.“ Das bestätigt auch das Modehaus Nikolaus – teilweise kommen 70 Prozent zurück. „Das ist Warentourismus, der nicht tragbar ist, wenn man überlegt, was das alles für Ressourcen bindet. Es ist nicht nur das Geld, sondern auch die ganze Logistik“, sagt Angelika Nikolaus. „Außerdem produzieren wir einen riesen Verpackungsmüllhaufen.“ Beim Modehaus Jesske mit Standorten in Greifswald und Stralsund liegen die Retouren bei 60 Prozent. „Diese hohe Quote ärgert uns“, sagt Geschäftsführerin Birgit Jesske. „Teilweise bestellen die Kunden einen bestimmten Artikel in drei verschiedenen Größen. Da ist klar, dass zwei zurückkommen. Die Artikel sind dann zeitweise nicht im Laden und fehlen im stationären Handel.“ Keine andere Möglichkeit: Gerade in der Corona-Pandemie sind Händler einmal mehr auf den Onlinehandel angewiesen. „Wir sind Partner bei den großen Versandplattformen und da sind die Verträge eindeutig“, sagt Michael Strobel. „Entweder mal spielt mit oder man kann dort nicht verkaufen.“ Was helfen könnte, wäre eine Kostenbeteiligung der Kunden bei Retouren. Die Händler fordern eine Regelung seitens der Politik, dass Waren nicht mehr grundsätzlich kostenfrei retourniert werden dürfen. „Das würde dazu führen, dass Sachen bewusster eingekauft werden“, sagt Nikolaus. „Natürlich ist es das Recht der Verbraucher, Sachen, die nicht passen, zurückzugeben. Aber es wäre schön, wenn er genau überlegt, ob er wirklich zehn Kleider bestellten möchte.“ Lesen Sie auch: Ein Hilferuf nach dem anderen“: Einzelhandel in MV rechnet mit 300 Pleiten – mindestens Handelsverband fordert Chancengleichheit: Die Unternehmerin weiß, dass der Onlinehandel die Zukunft ist. „Und er bringt uns auch voran und sorgt für Liquidität“, ergänzt Birgit Jesske aus Greifswald. Ihrer Meinung nach müssten die großen Plattformen an einem Strang ziehen und Kosten für den Rückversand erheben. Wichtig sei die Chancengleichheit zwischen allen Händlern. Dieser Meinung ist auch Kay-Uwe Teetz, Geschäftsführer vom Handelsverband Nord. „Dieses Problem ist nicht neu – das ist die Realität“, sagt er. Der Zwang für die Händler, mitzumachen, sei groß. Teetz kritisiert eine „Geiz-ist-geil“-Mentalität. „Im Internet ist alles schön billig und bequem. Und diese Bequemlichkeit muss man als Händler bedienen.“ Zalando: Auswirkungen auf das Klima reduzieren: Nach Angaben von Zalando werden etwa 50 Prozent der Waren zurückgegeben. Der kostenlose Retourservice sei ein fester Bestandteil des Geschäftsmodells. „Wir sind uns bewusst, dass die Zustellung und Rückgabe unserer Pakete CO2 verursacht und suchen nach Lösungen, um unsere Auswirkungen auf das Klima zu reduzieren“, teilt die Plattform mit. Der Großteil der Kunden sende die Artikel in einwandfreiem Zustand zurück, so dass rund 97 Prozent aller retournierten Artikel wieder verkauft werden können. Ware kommt in schlechtem Zustand zurück: Michael Strobel kennt andere Beispiele. „Manche Kunden nutzen das System aus“, sagt er. „Da wird zum Wochenende ein Outfit bestellt, getragen und Montag zurückgeschickt. Das ist nicht erlaubt, aber Reklamationen sind meist ohne Erfolg.“ Sein Team muss die Ware aufbereiten, was zusätzlich Arbeitskraft bindet. „Manchmal kommt sie im Topzustand zurück. Manchmal aber auch zerknüllt, mit Make-up am Kragen oder Rauch- und Schweißgeruch. Die können wir dann maximal noch als B-Ware verkaufen, nachdem wir sie gereinigt haben.“ Der Rostocker hat eine Idee, von der beide Seiten profitieren: „Man könnte den Kunden den Wert des von ihm gezahlten Portos, in Form eines Gutscheines erstatten. So würden wir ihn wieder an uns binden.“ Von Katharina Ahlers