Hand in Hand auf den Markt

Vom Fenster aus haben sie ihn gesehen, erzählen Friedel Wunsch und ihre Großnichte Jessi. Winkend in der Kutsche und mit seiner besseren Hälfte, der Märchentante, ist der Rostocker Weihnachtsmann am Sonnabend erst durch die Lange Straße gefahren, um dann ganz offiziell den diesjährigen Weihnachtsmarkt zu eröffnen. „Da sind wir schnell runter, um ihn zu begrüßen.“ Ein Höhepunkt in jedem Jahr, sagt Wunsch. Empfangen wurde der Weihnachtsmann bei seiner Ankunft wie ein Popstar. Schnell versammelte sich eine Traube um den Bärtigen und seinen Gefolge, von jeder Seite wurden Fotos gemacht. Immer dabei: die Marching Saints, die mit ihren Versionen von „Kling Glöckchen Klingeling“ und „O Tannenbaum“ für Stimmung sorgten. Nur langsam ging es voran zur Märchenbühne, dort warteten schon die kleinen Besucher. Bonbons flogen durch die Luft, die derzeitige Chefin des Großmarktes, Ilka Müller, kam auf die Bühne, und gemeinsam wurde der Riesenstollen angeschnitten. Der schmeckte „wie verrückt“, so der Weihnachtsmann. „Den esse ich lieber allein.“ Aber schon ein böser Blick von der Märchentante reichte, und der Stollen wurde schnell an Besucher vor der Bühne verteilt. Gut gestärkt wurde dann das diesjährige Weihnachtsmärchen „Krummbein ist wieder da“ uraufgeführt. Unbeeindruckt vom Stollen zeigten sich Elli Lettow und Andrea Bollmeyer. Das Mutter-Tochter-Gespann schwärmte ein paar Meter weiter lieber von seinen Kartoffelpuffern. „Oh, die müssen einfach sein“, sagt Elli Lettow. „Und dann noch eine Rostocker Rauchwurst“, fügt Tochter Andrea Bollhagen hinzu. Obwohl die beiden Rostockerinnen jeden Tag auf den Weihnachtsmarkt gehen könnten, gehöre die offizielle Eröffnung, der erste Sonnabend, einfach dazu. „Das lasse ich mir auch mit meinen 83 Jahren nicht nehmen. Trotz der vielen Menschen“, sagt Lettow. Für die beiden sei es mit Sicherheit nicht das letzte Mal auf dem Weihnachtsmarkt gewesen. Aber nicht nur Rostocker besuchten ihren Weihnachtsmarkt am Wochenende. Dieter Lehmann kam mit seiner Frau aus Halle in die Hansestadt. Zum einen um Freunde in Ribnitz-Damgarten zu besuchen, und zum anderen um „das tolle Ambiente“ des Rostocker Weihnachtsmarkts zu genießen. „Wir kommen jedes Jahr und bleiben gleich ein paar Tage“, erzählt der 58-Jährige. Auch Bianca Pragst, Melanie Kukuk, Marita Jaenicke und Elke Henkel aus Neubrandenburg haben sich eine Unterkunft gesichert. Die Arbeitskolleginnen testen in jedem Jahr einen Markt in Norddeutschland. „In Rostock sind wir jetzt schon zum zweiten Mal“, sagt Pragst. Er sei mit Abstand der schönste, zumindest in MV. Knapp drei Kilometer lang ist die diesjährige Bummelmeile des Weihnachtsmarktes. Händler aus Deutschland, Finnland, Polen, Bulgarien und der Ukraine bieten ihre Spezialitäten an. Seit drei Jahren dabei: Inka Jacob mit ihrer Riesenpyramide. „Bei der offiziellen Eröffnung ist immer was los, wir sind voll“, sagt sie. Dass es kalt war am Wochenende sei für Verkäufer von Heißgetränken natürlich toll. „Zu kalt darf es aber auch nicht werden. Dann funktioniert unsere Technik nicht mehr“, sagt Jacob. Wenig Technik, dafür vor allem Handgemachtes, erwartet die Besucher auf dem Historischen Weihnachtsmarkt im Nonnenhof des Klosters Zum Heiligen Kreuz. 50 Handwerker, Künstler, Händler und Gaukler haben dort 20 rustikale Marktstände aufgebaut. Sophie Pawelke

Stadtmitte - Hand in Hand auf den Markt