Hoffen im Verandenstreit: Schwerin mischt sich ein

Er sieht die Kaufpreisforderungen der Stadt als viel zu hoch an und empfiehlt der Hansestadt, auf die Vorschläge der Anwohner einzugehen, wie aus einem Brief hervorgeht. „Das ist wirklich starker Tobak für den Oberbürgermeister“, sagt der Ortsbeiratsvorsitzende Alexander Prechtel (CDU) mit Blick auf das Schreiben. „So eindeutig und unmissverständlich, wie sich der Bürgerbeauftragte positioniert hat, habe ich das in meiner viele Jahre dauernden Praxis noch nicht erlebt“, sagt der ehemalige Generalstaatsanwalt. Aus dem Papier gehe klar hervor, dass die Argumentation der Stadt bei der Festsetzung der Quadratmeterpreise von bis zu 1400 Euro nicht zu halten sei. „Die Bezugnahme der Stadt auf den Bodenrichtwert ist rechtlich falsch, weil es sich um Splittergrundstücke handelt“, sagt der Jurist. Auch in Schwerin sei man klar aufseiten der Bürgerinitiative. „Das Innenministerium hat erklärt, dass es mit einer einvernehmlichen Lösung einverstanden ist, selbst wenn die Bodenrichtwerte nicht erreicht werden“, erklärt Prechtel. Das habe die Stadt jedoch stets bestritten. „Es hieß immer: Wir können ja gar nicht, selbst wenn wir wollten, weil das keiner genehmigt“, so der Beiratsvorsitzende. Man habe mehrfach gebeten, mit dem Innenministerium zu sprechen, aber die Stadt habe sich nachhaltig verweigert. Stattdessen habe die Hansestadt versucht, mehr zu erzielen, als rechtlich vertretbar sei, so Prechtel. Der Brief gebe eine klare Empfehlung, neue Preise auszuhandeln und sich dabei auf die Bürgerinitiative zuzubewegen. Die Initiative schlägt einen Maximalpreis von 120 Euro pro Quadratmeter vor. „Wir haben uns dabei an städtischen Flächen orientiert“, sagt Helmut Bach von der Bürgerinitiative. So seien in Hohe Düne 19 Euro und auf der Holzhalbinsel 212 Euro pro Quadratmeter verlangt worden. „Wir werden von der Stadt aber mit der Kröpeliner Straße und den feinsten Gegenden in Kiel verglichen“, sagt Bach. Auch der Petitionsausschuss des Landtages hatte in einem Brief angemerkt, dass die Preise für die umliegenden Baulandflächen nicht auf die Verandenflächen übertragen werden können. „Ich würde nicht mal mehr 50 Euro pro Quadratmeter geben“, schimpft Restaurant- und Hotelbesitzer Wolfgang Froese. Er ist derzeit im Rechtsstreit mit der Stadt, denn diese fordert gar 1560 Euro pro Quadratmeter von ihm. Oberbürgermeister Roland Methling war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Bürger im Rechtsstreit mit der Stadt Wolfgang Froese, Restaurant- und Verandabesitzer, klagt gegen die Hansestadt Rostock. 40 000 Euro soll er an die Stadt zahlen. „Ich soll meine eigene Veranda kaufen“, schimpft er. 1988 erwarb der Geschäftsmann das am Alten Strom gelegene Restaurant „Kettenkasten“, das unter Denkmalschutz steht und Baujahr 1888 ist. Die Veranda am Haus soll jedoch der Stadt gehören. „1560 Euro pro Quadratmeter verlangt die Verwaltung als Kaufsumme“, sagt Froese. Er suchte daraufhin in Archiven und fand einen Grundbuchauszug aus dem Jahr 1920. „Der belegt, dass die Verandafläche nicht der Stadt gehört. Außerdem hat die Bürgerschaft 1924 dem Verkauf des Areals an den damaligen Hausbesitzer für 30 Reichsmark pro Quadratmeter zugestimmt.“ Das wären heute rund 120 Euro. Karsten Wilke

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