Hoffnung auf Hanse Sail light: Diese großen Segelschiffe kommen trotz Corona nach Rostock

Gibt es doch eine Art kleine Hanse Sail 2020? Nachdem Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen und Tourismusdirektor Matthias Fromm Mitte April die 30. Auflage des größten maritimen Volksfestes des Landes auf das kommende Jahr verschoben haben, gibt es jetzt Zeichen der Hoffnung. Zumindest planen etliche Traditionsschiffe, Rostock zum ursprünglich geplanten Zeitpunkt der Hanse Sail anzulaufen. Also zwischen 6. und 9. August. Darunter Sail-Stammgäste, wie die Drei-Mast-Bark „Artemis“, die Barkentine „Atlantis“ und die Brigantine „Eye of the Wind“. Auch die Besatzungen der Brigg „Roald Amundsen“, des Topp-Gaffelschoners „J.R. Tolkien“ und des Drei-Mast-Gaffelschoners „Loth Lorien“ haben die Warnowmündung ins Visier genommen. Segelschiffe planen Sommer in Europa: Viele Schiffe überprüfen gerade ihre Törnpläne, weil Häfen gesperrt sind, Erlaubnisse zum Schiffsbetrieb neu beantragt oder angepasst werden müssen und alle maritimen Veranstaltungen abgesagt wurden, heißt es aus dem Hanse-Sail-Büro. Denn ob die Traditionssegler tatsächlich im August Rostock anlaufen dürfen, sei gegenwärtig nicht sicher. Man bemühe sich aber „um Lösungen“ und hoffe, dass spätestens im August „wieder ein wenig Hanse-Sail-Flair in Rostock zu spüren sein wird.“ Bedingungen: Buchungen für Reisen nach und ab Rostock müssen bestehen bleiben, Besucher bzw. Mitsegler an Bord genommen werden dürfen. Schließlich brauchen die Schiffe die Einnahmen. Hanse-Sail-Büro verhandelt mit Eignern: Derzeit ist das Hanse-Sail-Büro im Gespräch mit Eignern von zahlreichen Traditions- und Segelschulschiffen. Ziel: ermitteln, welche Schiffe Rostock trotz Absage der Sail in diesem Jahr anlaufen möchten. Ebenfalls zu klären ist, unter welchen Bedingungen Open Ship und Törns der Windjammer stattfinden könnten. Jetzt neu: Wir bieten Ihnen gebündelt alle News und Tipps rund um den Urlaub in MV in Corona-Zeiten. Der Newsletter kommt jede Woche am Donnerstag gegen 10 Uhr in Ihr E-Mail-Postfach. Ganz einfach hier anmelden! Kapitän der „Artemis“ würde gern nach Rostock kommen: Jan Bruinsma, Kapitän und Eigner der 59 Meter langen „Artemis“ mit Heimathafen Harlingen in den Niederlanden, hätte jedenfalls großes Interesse, Anfang August Rostock anzulaufen. Größtes Problem: „die 1,5-Meter-Abstands-Regel“, so Bruinsma. Da würden Tagestörns mit 120 Personen „schwierig“. „Eye of the Wind“ sieht sich gerüstet: Ähnlich sieht es bei der „Eye of the Wind“ aus: „Wir würden gern am 3. August in Rostock einlaufen“, erklärt Julia Nieborowsky, zuständig für die Organisation des 40 Meter langen Schiffes mit Heimathafen St. Helier in Großbritannien. Derzeit ist die für zwölf Mitsegler ausgelegte Brigg planmäßig in Holland in der Werft. „Aber danach soll es wieder losgehen: Wir haben ein Hygienekonzept ausgearbeitet, Laufwege definiert, wir wären vorbereitet“, so Julia Nieborowsky. Auch Skipper der „Santa Barbara Anna“ optimistisch: Auch Peter Mai, Skipper des Joey-Kelly-Schiffs „Santa Barbara Anna“ in Rostock, gibt sich optimistisch: Natürlich sei die 1,50-Meter-Abstandsregel bei Segelschiffen schwierig zu realisieren, erklärt er. Aber: „Man könnte eine Art Kreisverkehr an Deck einrichten – Backbord geht es nach vorn, Steuerbord nach achtern.“ Kontaktflächen zu desinfizieren, eine Liste der Gäste zu führen – all das sei denkbar, versichert er. Am kommenden Freitag, dem 29. Mai, wird der 44 Meter lange Dreimast-Bramsegelschoner vom Winterquartier im Fischereihafen in den Rostocker Stadthafen verholt. Landestourismusverband sieht die Pläne positiv: Tobias Woitendorf, Chef des Landestourismusverbands, freut sich über die positiven Aussichten. Gerade weil Urlaub und Reisen derzeit nur unter „besonderen Umständen“ möglich seien, sei jedes touristische Highlight, jedes bisschen Normalität enorm wichtig. Und vielleicht gefalle einigen Gästen auch „eine etwas ruhigere Atmosphäre“. Ebenfalls positiv: die Möglichkeit, dass die Schiffe Erlöse erzielen könnten. Wichtigste Frage: die Finanzierung. Auf jeden Fall seien Traditionsschiffe in Rostock ein wichtiger Pluspunkt für Stadt und Region. Ein „starkes Signal“ nennt Lars Schwarz, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes MV, die Pläne. Traditionssegler in Rostock wären ein „Lichtblick in dunklen Zeiten – mit Strahlkraft auch über MV hinaus.“ „Sedov“ will Geburtstag bei Sail 2021 feiern: Egal wie es im Sommer kommt: Das Team um Sail-Büro-Chef Holger Bellgardt bereitet parallel die Sail 2021 vor: Einladungen an Traditions- und Segelschulschiffe sollen in den kommenden Wochen verschickt werden. Einzelne Schiffe hätten bereits ihr Interesse signalisiert, 2021 teilzunehmen. Darunter zum Beispiel die russische Viermastbark „Sedov“. Die wird im kommenden Jahr 100 Jahre alt und möchte dieses Jubiläum auch in Rostock bei der Jubiläumssail feiern. Für 2020 waren bereits 120 Schiffe angemeldet: Für die Hanse Sail 2020 hatten sich bereits rund 120 Schiffe angemeldet. Meist sind Hotels und Pensionen in und um Rostock restlos ausgebucht und das zu deutlich höheren Zimmerpreisen als üblich. Auch für Einzelhandel und Schausteller ist die Sail enorm wichtig – nach dem Weihnachtsmarkt die zweitwichtigste Veranstaltung des Jahres, so der Vorsitzende des Schaustellerverbandes MV, Lothar Welte. Egal was in diesem Jahr noch passieren wird: Die 30. – die „echte“ Jubiläums-Hanse-Sail – soll vom 5. bis 8. August 2021 stattfinden. Derzeit arbeitet das Sail-Büro an einem Entwicklungskonzept, das noch in diesem Jahr vorgestellt wird. Die Basis: Befragungen von Gästen und Einwohnern, die während der Sail 2019 durchgeführt wurden. Aus den Ergebnissen sollen konkrete Handlungsempfehlungen und Neuerungen für die nächsten Jahre abgeleitet werden. Ziel sei es, die Marke Hanse Sail zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Sie ist mit einem Bruttoumsatz von rund 24 Millionen Euro ein „wichtiger Teil der touristischen Wertschöpfung“ für die Stadt und Region sowie „positiv besetzter Botschafter der Hansestadt“, so das Sail-Büro. Mehr zum Thema: Rostock: Crew der „Santa Barbara Anna“ will Teil der Saison retten Fahrgastschifffahrt legt ab: Ab 18. Mai wieder Touren rund um Usedom Erst Brandenburg, dann MV: Hausbootvermieter starten mit Auflagen Von Thomas Luczak