Hotel-Chef übers Neptun: Spitzenhaus mit Luft nach oben

„Wir wollen wachsen.“ Diesen Satz sagt Richard J. Vogel (59), der neue Mann an der Spitze der DSR-Hotel-Holding, Betreibergesellschaft unter anderem für das Hotel Neptun und das A-ja- Resort, nicht nur einmal. In seinem Büro am Hamburger Kaiserkai, mit Elbblick und unmittelbar neben der Jahrhundertbaustelle Elbphilharmonie, spricht er über die Qualitäten und Perspektiven der beiden Warnemünder Häuser, über Hotellerie, die Kreuzschifffahrt und ihre Gemeinsamkeiten. Vogel hat Spuren hinterlassen in der Touristikbranche, vor allem auf dem Wasser. Von 1996 bis 2004 prägte er an der Seite von Unternehmenschef Horst Rahe die Marke Aida der Rostocker Kreuzschifffahrtreederei wesentlich mit. Als Aida mit dem amerikanischen Branchenriesen Carnival Cruises ins Boot stieg, ging Vogel von Bord. „Eigentlich wollte ich gar nichts mehr mit Touristik machen“, erzählt er. Das änderte sich aber, als ihn die Reisegesellschaft Tui beauftragte, sich erneut der Kreuzschifffahrt zu widmen. Was niemand für möglich hielt, gelang Vogel. Mit „Tui — Mein Schiff“ entwickelte er neben Aida eine zweite deutsche Kreuzschifffahrtmarke — und brachte sie auf Kurs. Trotzdem ging der Seemann nun von Bord und heuerte quasi als Landratte bei der DSR-Hotel-Holding an. „Zugegeben, mit ein bisschen Wehmut“, räumt er ein. „Aber eben nicht mehr als angestellter Geschäftsführer, der Werte für andere schafft, sondern als Mitgesellschafter, der auch Werte für sich schaffen kann, wenn auch auf eigenes Risiko.“ Horst Rahe habe ihm die Position angeboten — und das unternehmerische Risiko scheue er nicht. Mit dem A-Ja-Resort, das seit der Eröffnung Ostern 2013 in Warnemünde mit einer mehr als 90-prozentigen Auslastung alle in der Hotelbranche geltenden Glaubensgrundsätze Lügen straft, steuert er erneut eine erfolgreiche Marke. „A-ja wird wachsen.“ Schon im März werde das nächste Resorts in Grömitz eröffnet, im September in Bad Saarow. Weitere seien im Bau oder in der Planung. Rief das angebliche „Billighotel“ anfangs die Kritiker auf den Plan, lässt es sie nach und nach verstummen. „Da wir mit A-ja zuerst nur das Bett anbieten, hat der Gast die Wahl, sein Geld auch woanders auszugeben“, sagt Vogel. Der Gast tut es, und die Gastronomie außerhalb des A-ja scheint zu profitieren. Immerhin: Seit das A-ja eröffnet hat, sind rund 400 Urlauber täglich mehr in Warnemünde, die gern durch Läden bummeln oder in Kneipen ziehen. Auch das Neptun scheint zu profitieren — zumindest Broilerbar und „Neptuns M“. „Die Mannschaft des Hotels macht einen hervorragenden Job“, lobt Vogel. „Das Haus schreibt gute Zahlen und gehört zu den besten, ist vielleicht sogar das beste Ferienhotel an der Ostsee.“ Aber mit dem Potenzial — Spitzen-Gastronomie, Spa-Bereich, Qualität der Zimmer und Können der Crew — sei bei der Auslastung mehr möglich, als das, was in der Branche als „hervorragend“ gelte. „Da kommen wir auf Gemeinsamkeiten von Hotellerie und Kreuzschifffahrt“, sagt Vogel. Beide basierten auf höchster Qualität. Der Unterschied: „Die Kreuzschifffahrt liefert das mit einer Auslastung von nahezu 100 Prozent, in der Hotellerie gelten Zahlen über 60 Prozent als gut.“ Diesen Grundsatz will Vogel über Bord werfen. „Die Zimmer sind da, das Personal steht — in dieser Situation liefert jeder Gast mehr einen Netto-Gewinn.“ Potenzial sieht er im Westen: „Bisher hat das Neptun seine Stammkundschaft in ostdeutschen Ländern. Gäste aus Nordrhein- Westfalen, Niedersachsen oder Hamburg fahren eher ins A-ja.“ DSR Hotel Holding Zur DSR Hotel Holding GmbH gehören das Hotel Neptun in Warnemünde, die A-ja-Resorts, die ebenfalls dort ihre Wurzeln haben, und die A-Rosa Ferienressorts — unter anderen auf Sylt und in Travemünde. Außerdem das Nobelhotel Louis C. Jacob an der Hamburger Elbchaussee, das Henri in Hamburgs Innenstadt sowie das Restaurant Carls in der dortigen HafenCity. Das Neptun schreibt gute Zahlen und gehört zu den besten, ist vielleicht sogar das beste Ferienhotel an der Ostsee.“Richard J. Vogel (59), DSR-Hotel-Holding Klaus Walter

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