Hund in Rostock entlaufen: Die Nacht, als Finn verschwand

Eben war er noch da und lief direkt neben mir. Im nächsten Augenblick würde ich laut rufend durch die Nacht und durch den Regen laufen, der meine Sicht erheblich einschränkte. Für gewöhnlich gehen Finn, Chewbacca, meine Partnerin und ich jeden Abend gegen 23 Uhr eine letzte Runde um unseren Block im Rostocker Stadtteil Lütten Klein. Im Mai dieses Jahres hatte es zu der Zeit stark geregnet, was uns jedoch nicht aufhielt. Versteckt unter Kapuzen und im Gespräch bemerkten wir gar nicht, dass nur Chewbacca uns folgte. Egal wie laut wir riefen, von Finn war keine Spur. Tief durchatmen und entspannt bleiben: Zunächst dachte ich: „Keine Panik. Der ist hier schon irgendwo.“ Schließlich gehen wir diese Runde um unseren Wohnblock jeden Abend. Unsere Siedlung in Rostock-Lütten Klein grenzt direkt an das Fischerdorf in Evershagen an und man geht nur wenige Querstraßen, bis man die St.-Petersburger Straße oder Lütten Klein Zentrum erreicht. Er musste hier also irgendwo sein. Der starke Regen machte es fast unmöglich, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Wir riefen laut nach Finn und checkten zunächst die Straße. Kein Hund zu sehen. Panisch rufen und wild umherlaufen: Dass Finn teilweise etwas länger an Gebüschen schnüffelt als nötig, ist normal. Dass er jedoch nach mehrmaligem Rufen und trotz strömendem Regen (er hasst Regen) nicht zu uns kam, weckte die Panik in mir. Laura schnappte sich Chewbacca und begann, den Parkplatz und die Seitengassen zu kontrollieren. Ich lief panisch den gegangenen Weg zurück und schaute unter jede Bank und jedes Auto. Was war passiert? Hat sich Finn verletzt oder erschrocken? Wurde er eingesackt und mitgenommen oder von einem Fuchs gejagt? Ab diesem Moment begleiteten mich die Horrorgedanken unaufhörlich. Querstraßen ablaufen und Büsche durchkämmen: Auf den Straßen war er nicht und das brachte erste Erleichterung. Denn auch um diese Uhrzeit (mittlerweile 0 Uhr) fahren in unserer Rostocker Siedlung Autos. Laura und ich entschieden, Chewbacca schnell hoch in die Wohnung zu bringen, um dann mit der Taschenlampe hinterm Block die Wiese und die Böschungen abzusuchen. Aber noch bevor wir diesen Plan in die Tat umsetzen konnten, leuchtete Laura mit ihrer Taschenlampe in einen Busch, den ich zuvor (ohne Lampe) schon durchkämmt hatte. Und da saß er. Triefend nass und völlig verdreckt saß der Finn in diesem großen dunklen Busch und fraß einen Döner. Mindestens zehnmal sind wir an diesem Busch vorbeigegangen und riefen ihn lauthals. Ich habe den Busch sogar inspiziert, aber hatte Finn dabei nicht entdeckt. Hauptsache Döner: Als Laura rief: „Ich glaub, hier ist er!“, setzte mein Herz für einen Moment aus. Und tatsächlich – da war er. Irgendjemand musste dort seine Dönerreste achtlos hingeworfen haben und Döner ist Finns Leibgericht. Auch wenn er noch so trödelig ist, einen Döner riecht er in einem Umkreis von 100 Metern. Und so war es gekommen, dass dieser kleine Hund dort im strömenden Regen in einem Busch Döner fraß. Zwar waren wir böse auf ihn, da er draußen verbotenes Essen aufnahm und nicht auf uns hörte. Dennoch waren wir zugleich unheimlich erleichtert, dass ihm nichts Schlimmeres passiert war. Lesen Sie auch Straßenbahn fahren mit Hund: So kommen Sie entspannt durch Rostock Giftköder in Rostock: Was Hundebesitzer dagegen unternehmen können Von Denise Avellan