Internet für alle: Initiative will Stadthafen ans Netz anschließen

Das Angebot an offenen WLAN-Netzen in der Stadt wächst. Die Initiative Opennet baut ihr Netzwerk aus und könnte ihre Antennen bald auch auf kommunalen Dächern installieren. Die Stadt prüft nach einem Beschluss der Bürgerschaft die Möglichkeiten dazu. Vor allem im Stadthafen sollen neue Hotspots für einen kostenfreien Internetzugang entstehen. Doch der stellvertretende Datenschutzbeauftragte des Landes, Gabriel Schulz, warnt: Öffentliche Netze haben im Hinblick auf Datenschutz die Schutzqualität einer Postkarte. Philipp Markwardt ist öfter auf den Dächern Rostocks unterwegs. Der Vorsitzende des Vereins Opennet Initiative installiert und überprüft die Router für das unabhängige Netzwerk. Das Opennet ist wie ein Intranet, in dem sich die Mitglieder austauschen und das Internet nutzen können. Die Daten seien verschlüsselt, Dateien könnten schneller hochgeladen werden. Möglich machen das Router mit integrierten Richtfunkantennen auf vielen Dächern der Stadt. Mehrere Vereinsmitglieder teilen sich einen einzigen Internetanschluss. Dieser wird von verschiedenen Spendern wie dem Peter- Weiss-Haus zur Verfügung gestellt. So komme es vor, dass 80 Nutzer sich einen Anschluss teilen. Kosten für die Mitglieder: fünf Euro im Monat. Doch auch Touristen und Nicht-Mitglieder können das Internet der Opennet Initiative nutzen. So gibt es kostenlose Zugänge am Kröpeliner Tor, am Bunker im Stadthafen und bald einen an der Frieda 23. „Das Internet ist ein Kommunikationsmittel, das jedem zur Verfügung stehen sollte“, sagt Markwardt. Daher freue sich der Verein, dass die Stadt prüft, ob sich kommunale Dächer für die Installation von Routern anbieten. „Es gibt Gebäude, die wir mitnutzen möchten, um die Grundinfrastruktur auszubauen. In diesem Jahr wollen wir das Hafennetz aufbauen und für Touristen zur Verfügung stellen“, sagt der Student für Technische Informatik/Informationstechnik. Rostock hat laut Stadtsprecher Ulrich Kunze keine neuen Hotspots in Planung. Seit 2013 bietet die Stadt auf dem Neuen Markt die kostenfreie Nutzung eines WLAN-Zuganges an. Täglich werden zwischen 100 und 200 Zugriffe registriert, teilt Kunze mit. Zudem biete Kabel Deutschland in Kooperation mit Infocity Rostock an fünf Stellen die Nutzung eines öffentlichen WLAN für jeweils 30 Minuten kostenfrei an. Aus Sicht der Verwaltung ist neben der Kostenfrage und den technischen Problemen die Störerhaftung ein großes Problem bei der Betreibung eines offen zugänglichen Internetangebots. Die Störerhaftung regelt, wer verantwortlich ist, wenn das Netz missbraucht und illegale Musik oder Kinderpornografie heruntergeladen wird. Für den Neuen Markt trage der Betreiber, die Firma Hotsplots, das rechtliche Risiko. Bei der Initiative hafte der Verein, sagt Markwardt. „Bisher haben wir noch keine Probleme gehabt.“ Seit der Gründung 2005 ist der Verein auf 200 Mitglieder gewachsen. Er ist auch in Schwerin und Wismar aktiv. „Bei öffentlichen Netzen besteht die Gefahr, dass jeder auf meine Daten zugreifen kann“, warnt Datenschutzbeauftragter Schulz. In den meisten Netzen würden die Daten nicht verschlüsselt, weil die Zahl der Nutzer unüberschaubar sei. Markwardt stimmt zu. Vom Handy bis zum Hotspot seien die Daten nicht verschlüsselt und könnten abgefangen werden. Schulz wünscht sich daher: „Nutzer sollten informiert werden, ob Daten verschlüsselt werden oder nicht.“ • www.opennet-initiative.de Flächendeckendes Netz Es gibt viele Orte, an denen kostenlos ein öffentliches WLAN genutzt werden kann. Neben dem Neuen Markt unter anderem am Universitätsplatz, Am Strande 2d, am Doberaner Platz, in Warnemünde, Georginenstraße 11 und Heinrich-Heine-Straße 1a. Dazu kommen private Angebote wie in Einkaufspassagen. Rostock ist eine der ersten Städte in MV mit einer flächendeckenden Versorgung mit Breitband, teilt Oberbürgermeister Roland Methling mit. Nahezu alle Rostocker könnten nun vom Hochgeschwindigkeits-Internet profitieren. Im Mai gingen weitere 17 000 Haushalte mit der neuen Vectoring-Technik der Deutschen Telekom an den Start. Anja Levien

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