Kein Conciergeservice mehr: Lässt die Rostocker Wiro ihre Mieter im Stich?

Briefkastenleerung, Paketannahme, Blumenpflege – die Mitarbeiter, die als Concierge in insgesamt 13 Gebäuden der Rostocker Wiro sitzen, sind die guten Seelen der Häuser. Seit dem 16. März ist dieses Serviceangebot allerdings aufgrund der Corona-Pandemie vorerst eingestellt. „Der Grund: Sicherheit geht vor. Es ist aus Infektionsschutzgründen keine kluge Idee, einen Hausempfang in der bisherigen Form zu betreiben“, erklärt Wiro-Sprecher Carsten Klehn. Das tägliche OZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Eine Mieterin aus Evershagen sieht das ganz anders. Schließlich seien für Menschen in freiwilliger oder verordneter Quarantäne Lieferdienste gerade extrem wichtig. Die wurden bisher für die Mieter der Hochhäuser durch die Concierges in Empfang genommen. Mit dem Abzug dieser Mitarbeiter „lässt die Wiro ihre Mieter im Stich“, wie die Evershägerin in einem Schreiben formuliert, das auch der OSTSEE-ZEITUNG vorliegt. Paketempfänger müssen ihren Sendungen hinterherlaufen: Problematisch sei dies beispielsweise bei der Post: „Der Paketbote klingelt und alle Paketempfänger – also auch die Menschen in Quarantäne oder Selbstquarantäne und die vielen alten Menschen, die hier leben – gehen gleichzeitig zum Fahrstuhl, um an ihre Pakete zu kommen. Oder sie treffen sich dann in der Warteschlange bei der Postfiliale – in der wieder Mitarbeiter ohne Schutzkleidung stehen“, schreibt die Evershägerin. Zudem hätte sie erlebt, dass die Paketboten aus Gründen des eigenen Infektionsschutzes gar nicht erst den Weg in den Fahrstuhl und zu den Mietern auf sich nehmen. Wenn Menschen, die gerade ihre Arbeit in wichtigen Berufen tun und dort Überstunden leisten, ihren Paketen in die Filiale nachlaufen müssten, untergrabe die Wiro das Gebot der Kontaktminimierung. „Hätte für die Mitarbeiter des Hausempfanges nicht Schutzkleidung gereicht? Oder eine Änderung der Abläufe, wie zum Beispiel kontaktlose Übernahme sowie Übergabe der Paketsendungen“, fragt die Mieterin. Kontaktvermeidung soll alle Beteiligten schützen: „Ein guter Service ist uns als Wohnungsgesellschaft sehr wichtig. Doch äußere Umstände wie aktuell die Ausbreitung des Coronavirus können dieses Prinzip einschränken“, sagt Carsten Klehn. Alle Maßnahmen des Wohnungsunternehmens zielen darauf ab, die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus zu verlangsamen. „Um unsere Mieter und unsere Mitarbeiter zu schützen, vermeiden wir insbesondere Sozialkontakte“, erklärt der Wiro-Sprecher Er verstehe, dass die Schließung der Hausempfänge auch Einschränkungen mit sich bringt. „In diesen Tagen ist deshalb Nachbarschaftshilfe besonders wichtig“, sagt Klehn. „Und wer ein Paket erwartet, kann online in der Sendungsverfolgung eine Abstellerlaubnis erteilen oder auch einen anderen Empfänger eintragen – zum Beispiel einen Nachbarn oder einen Paketshop.“ Reinigung erfolgt weiter planmäßig: Eine weitere Kritik der Evershägerin dreht sich um das Thema Hygiene in den Gebäuden: Durch den Wegfall der Empfangsleute erfolge ihrer Aussage nach „keine Zwischenreinigung der Fahrstühle, Desinfektion der Fahrstuhlknöpfe oder gar Lüften - was manuell erfolgen müsste und ja Sinn machen würde, wenn ein Virus drei Stunden in der Luft überlebt und 120 Mietparteien zwei Fahrstühle nutzen“. Dem widerspricht Carsten Klehn von der Wiro: „In allen Wohnhäusern läuft die Reinigung planmäßig“ – über die Hausmeister, die weiter im Einsatz sind oder durch Reinigungsfirmen. „Eine Übertragung von Viren über unbelebte Oberflächen ist bisher nicht dokumentiert und ,erscheint daher unwahrscheinlich‘, zitiert der Wiro-Sprecher das Robert-Koch-Institut. Gegen Schmierinfektionen über Oberflächen helfe die Einhaltung der Hygieneregeln. Generell hätten die Mieter die Schließung der Hausempfänge sehr verständnisvoll aufgenommen, sagt der Wiro-Sprecher. Er stellt aber auch klar, dass es sich bei den Concierge-Diensten der Wiro um einen kostenlosen, zusätzlich gewährten Service handle, dessen Wegfall keine Mietminderung rechtfertigt. Lesen Sie mehr: Hochhaus in der Bebel-Straße: So lebt es sich im größten Wohnhaus von MV Wohnen in Rostock wird teurer: Warum die Wiro jetzt die Mieten erhöht Spenden am Zaun: So wollen Rostocker in Corona-Zeiten Menschen in Not helfen Von Claudia Labude-Gericke