Kleine Kreuzfahrten in die weite Welt des Hafens

Nachdem er 25 Jahre lang seine Reederei aufgebaut hat, will Reinhard Kammel jetzt so feiern, wie er begonnen hat: „Mit meiner Frau alleine“, sagt der 60-Jährige, zu dessen Betrieb heute vier Schiffe in der Fahrgastschifffahrt Warnemündes gehören: die „Markgrafenheide“, die Barkasse „Schnatermann“, der Dampfer „Schnatermann“ und die „Warnow Star“. Aber wenn es um Schiffe geht, kann Kammel noch viel mehr erzählen, insgesamt hat er nun schon sieben Schiffe über die Warnow gesteuert. Angefangen hat er mit der gecharterten Barkasse „Hertha“ – „das war mein erster Versuch“, sagt Kammel – als Selbstständiger allerdings. Seinen Einstieg in die Seefahrt fand er bei der Bagger-, Bugsier und Bergungsreederei. Als sie aufgelöst wurde, ging Kammel nach Friesland und arbeitete dort in der Passagierschifffahrt zwischen den Halligen. „Dort bin ich auf die Idee gekommen, selbst etwas in diesem Bereich zu machen“, erzählt er. Und das mit wachsendem Erfolg und einem hohen finanziellen Risiko. „So ein Schiff kostet etwa immer eine Millionen Euro“, sagt der Reeder und Schiffsführer. Dieses Geld muss wieder reinkommen. „Darauf bin ich damals bei einem Existenzgründerseminar aufmerksam gemacht worden“, sagt Kammel, der aber dann doch eben erst später erfuhr, was alles an einem solchen Unternehmen hängt. „Es ist nicht einfach, dass da etwas übrig bleibt“, fügt er hinzu. Fünf Kapitäne und sechs Matrosen beschäftigt er – „und meine Tochter arbeitet im Büro“, erzählt Reinhard Kammel, der an erster Stelle darauf achtet, seine Leute in Arbeit zu halten. Deswegen ist er mit seinen Hafenrundfahrten, die er mit zwei Schiffen macht, auch im Winter im Einsatz. Einerseits. „Aber wir machen das auch, damit wir den Touristen hier im Winter etwas bieten können“, sagt der gebürtige Warnemünder, der auch für seine Gäste Schifffahrten zu Geburtstagen, Jugendweihen und zu Hochzeiten organisiert. „Im Tourismus in Warnemünde hat sich viel getan, seit wir mit der Fahrgastschifffahrt begonnen haben“, sagt Reinhard Kammel. „Die zahlreichen Feste und Veranstaltungen bringen auch für uns die Kundschaft“, fügt er hinzu. „Denn vor allem sind wir auf die Tagesgäste in Warnemünde angewiesen, die sich einmal den Hafen ansehen wollen. Allerdings: „So wie nach der Wende ist es nicht mehr, dass dreißig Leute an der Kaikante stehen und einsteigen wollen.“ Zumindest nicht im Winter. Und auch das Geld sitzt nicht mehr so locker wie in früheren Zeiten, hat der Reeder beobachtet. Er setzt aber nicht nur auf die Hafenrundfahrten. Mit den Begleitfahrten für die Kreuzfahrtschiffe hat er ein neues Angebot geschaffen. Mit dem Schaufelraddampfer „Schnatermann“ fährt er von Markgrafenheide zum Schnatermann. „Das ist eine Marktlücke, die nur wir besetzen, und dieses Angebot wird auch gut angenommen“, sagt Reinhard Kammel. An der Anlegestelle in Markgrafenheide investiert er dann auch kräftig, dort betreibt Kammel auch einen Bootsverleih. Für die Zukunft soll es mit Investitionen erst einmal genug sein, sagt der Reeder. Mit der „Hertha“ startete Reinhard Kammel sein Unternehmen. Kammel charterte sie bis zum Jahr 1992 und stieg dann auf die ebenfalls gecharterte „Nordfriesland“ um. 180 Personen konnte das Schiff befördern. Rund eine Million Euro investierte Kammel dann 1997 in das Fahrgastschiff „Markgrafenheide“, das gleichfalls für 180 Fahrgäste zugelassen ist. Im Jahr 2007 verkaufte die Reederei die „Breitling“ nach Prag, zuvor hatte das Unternehmen in Holland die jetzt im Einsatz stehende „Warnow Star“ geordert. 2011/12 kam der Schaufelraddampfer „Schnatermann“ als Attraktion hinzu. Michael Schißler

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