Kleingärtner in Sorge: Stadt will Flächen kaufen

Die Hansestadt Rostock will in Markgrafenheide jene Flächen vom Bund erwerben, auf denen sich die Kleingartenanlagen „Am Radelsee“, „Erlengrund“ und „Markgrafenheide West“ befinden. Das erklärte das Kataster- und Liegenschaftsamt gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG. Und zwar „mit dem Ziel, die Kleingartenanlagen langfristig zu erhalten“. Doch unter vielen Kleingärtnern hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Stadt sie vertreiben und ihre Gärten zu Bauland machen will. Wie gegen Windmühlen kämpfen die Kleingärtner nämlich seit Längerem um einen Anschluss an das öffentliche Abwassernetz der Hansestadt. Ihr Beweggrund: In jedem Frühjahr stehen ihre Gärten extrem unter Wasser. Der Einbau von Auffangbehältern, wie er jetzt Pflicht wird, erscheint den Pächtern nicht sinnvoll, weil diese bei Hochwasser mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Erdboden gedrückt werden. Dass ihnen der Anschluss ans zentrale Netz von Seiten des Stadtgrünamtes verwehrt wird, interpretieren viele als Indiz dafür, dass die Kleingärten in absehbarer Zeit verschwinden sollen. Für zusätzlichen Sprengstoff sorgt jetzt die Kunde, dass die Hansestadt Rostock die Flächen vom Bund für eine halbe Million Euro kaufen will. „Da frage ich mich natürlich erstens: Woher hat die Stadt das Geld? Und zweitens: Will sie es möglicherweise für einen Weiterverkauf an einen Investor erwerben?“, erklärt Sybille Bachmann, Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion Rostocker Bund. An die Stadtverwaltung schickte sie Anfang der Woche einen Fragenkatalog — in der Hoffnung, dass die Stadt Antworten gibt, die den Kleingärtnern Gewissheit über deren Situation bringen. Dass sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) von den Gärten trennen will, verwundert indes nicht. Sie hat mit den Flächen nämlich nur Ärger. Verpachtet hat sie das Gartenland an den Rostocker Kleingartendachverband, der gegenüber seinen einzelnen Mitgliedsvereinen als General- beziehungsweise Zwischenpächter auftritt. Im Streit um die Abwasseranschlüsse der Markgrafenheider ans öffentliche Netz hat sich der Dachverband klar gegen seine Mitglieder positioniert. Ein Teil der Kleingärtner forderte von der Bima, dass diese als Grundstückseigentümer beim Warnowwasser- und Abwasserverband einen Anschluss beantragt. Der Dachverband als Pächter lehnt dies ab, und die Bima sah sich zuletzt in einer „unglücklichen Rolle zwischen zwei Stühlen“, wie ein Mitarbeiter der Bundesanstalt es formulierte. Für die OZ waren gestern beim Verband der Gartenfreunde weder der Geschäftsführer noch der Vorsitzende zu sprechen. Aus der Erklärung des Kataster- und Liegenschaftsamtes gegenüber der OZ geht auch hervor, dass zwei der drei Markgrafenheider Kleingartenanlagen die Bima-Flächen als Verein erwerben wollten. „In Gesprächen, die durch die Stadt mit den beiden Vereinen und dem Gartenverband geführt wurden, ergab sich, dass der Verband die Stadt als Erwerber der Grundstücke bevorzugt, da er darin die größte Sicherheit für den Erhalt der Gärten sieht“, heißt es darin. Der Verband der Gartenfreunde habe die Stadt um den Kauf gebeten, „da er in einem Erwerb der Grundstücke durch die Stadt die Gefahr ausgeräumt sah, dass Dritte die Grundstücke aus Spekulationsgründen kaufen“. Ob damit die Befürchtungen der Kleingärtner ausgeräumt werden, wird die Zeit zeigen. Bachmann zeigte sich mit der Erklärung, dass die Gärten langfristig erhalten bleiben sollen, zufrieden. Schwerin zum Abwasser Als Begründung für die Ablehnung der Hansestadt, die Markgrafenheider ans zentrale Abwassernetz zu lassen, gilt bisher das Argument: „Die Gartenvereine könnten dadurch ihre Gemeinnützigkeit verlieren.“ Rostock fordert deshalb von Schwerin, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass eine Aberkennung ausgeschlossen wird. Der OZ teilte das Umweltministerium mit, dass für die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch Schwerin eine Richtlinie erlassen wurde, die alles regelt. Die Zuständigkeit liege bei den Kommunen. Bei der Bewertung der Gemeinnützigkeit eines Gartenvereines könne ein Anschluss ans Abwassernetz eine Rolle spielen, jedoch nur im Zusammenhang mit anderen Faktoren. Achim Treder

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