Kleingärtner wollen Park etablieren

Viel vor haben die Kleingärtner der Warnemünder Gartenanlage „Am Moor“ im Gartenjahr 2015. Gerade erst haben sie ihr innovatives Abwassersystem zum Laufen gebracht, um die neuen Umweltauflagen vom Land zu erfüllen. Jetzt strebt der Verein mit vielen Ideen die Öffnung seiner Anlage für Einheimische und Gäste an — und die Einbeziehung ins „städtische Grün“. „Wir haben drei Kindertagesstätten in der Umgebung“, sagt Ulrich Chill, stellvertretender Vorsitzender des Gartenvereins. „Warum sollen die Kinder bei uns nicht die Radieschen wachsen sehen und Natur erlernen?“ Die Kleingartenanlage biete für viele Warnemünder Kindergruppen die einzige Möglichkeit zu einem landseitigen Spaziergang jenseits von Verkehrslärm und Abgasen. Das ist der Grundgedanke, mit dem sich die Kleingärtner seit über einem Jahr befassen: die Umgestaltung ihrer Anlage zu einem Kleingartenpark. „Einbezogen ins städtische Grün, als Parkanlage“, wie der Vereinsvorsitzende Christian Seifert sagt. Die hat zweierlei Gründe: Zum einen müssten die Kleingärtner dann nicht mehr damit rechnen, früher oder später städtischen Bebauungs-Visionen weichen zu müssen, wie derzeit einige Gartenfreunde in Markgrafenheide. Zum anderen wären Investitionen möglich, für die es viele Ideen gibt: ein Spielplatz am Moor, ein Wanderweg nach Diedrichshagen oder eine Apfelallee, die als „pomologischer Lehrpfad“ den Stephan-Jantzen-Park mit dem Kleingartenpark verbinden könnte. „Wir denken über viele Projekte für Einheimische und Touristen nach“, betont Ulrich Chill. „Für viele werden wir Unterstützung benötigen, von Stadt und Land.“ Eines ihrer Projekte haben die Gartenfreunde im letzten Jahr in der Praxis erprobt und zum Laufen gebracht: ein Abwasserentsorgungssystem, das den neuen gesetzlichen Vorschriften zur Abwasserbeseitigung entspricht. Sämtliche Gärten verfügen jetzt über die vorgeschriebenen Abwassertanks. Ihre Entleerung aber stellte die Mitglieder der Anlage, die nicht nur „Am Moor“ heißt, sondern auch auf Moorboden steht, vor eine besondere Herausforderung: Ein schweres Entsorgungsfahrzeug kann nur auf einem einzigen, besonders befestigten Weg durch die Anlage fahren — und längst nicht alle 460 Parzellen erreichen. Also haben die Kleingärtner ein System aus „Schleppleitungen“ entwickelt, mit dessen Hilfe die Entsorgung dennoch funktioniert. Den Praxistest im letzten Jahr hat das System hinter sich — mit Erfolg. „Dennoch hinterfragen wir den ökologischen Sinn der gesetzlichen Vorschrift“, so Vereinschef Seifert. „Man stelle sich die Anzahl der Kleingärten im Land vor: Für jeden wird jetzt ein Lkw mit Pumpe losgeschickt — das kann aus Umweltsicht nicht die Lösung sein.“ Sagten sich auch etliche andere Vereinsmitglieder und schoben das nächste Projekt an: Gemeinsam mit der Universität Rostock und mit Genehmigung aller Behörden testen die Warnemünder derzeit einige Prototypen von biologischen Kleinkläranlagen. „Bezahlbar für jedermann und effektiv“, wie Chill betont. Ob sich bei Erfolg die Vorschriften für Kleingärten noch einmal ändern, sei jedoch fraglich. Grund: Die allermeisten Gartenfreunde haben jetzt für teures Geld Abwasserbehälter in ihren Gärten vergraben. Klaus Walter

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