Kreistag lehnt Windräder vor der Küste ab

Der Kreistag des Landkreises Rostock wird die Landesregierung auffordern, die geplanten Offshore-Windenergieanlagen vor Rerik, Nienhagen und Graal-Müritz aus dem Landesraumentwicklungsprogramm (LEP) zu streichen. Das haben die Abgeordneten gestern Abend mehrheitlich auf einen Antrag der CDU-Fraktion entschieden. Auch gegen einen kommerziellen Sandabbau in der Ostsee vor den Küsten der Bäder haben sich die Kreistagsmitglieder hin entschieden. Gegenwind gab es von Linken und Grünen. Die Offshore-Windräder vor Kühlungsborn sollen — wie es aus Landtagskreisen heißt — zwar bereits vom Tisch sein, das LEP sorgt dennoch weiter für Aufregung unter den einzelnen Kreistagsfraktionen. Fred Ibold, CDU-Fraktionsvorsitzender, begründet seinen Antrag so: „Wir wollen unseren Unmut mit einer Stellungnahme an die Landesregierung darlegen. Wir sind mit ihren Plänen nicht einverstanden. Die Menschen sollen hier Urlaub machen.“ Die Nähe der Windenergieanlagen vor den Stränden in nur sechs Kilometern Entfernung und ihre Höhe von etwa 150 Metern würden Touristen vor einem Urlaub abschrecken, so Ibold. „Und nicht nur die Urlauber blieben aus. Auch Arbeitsplätze in der Tourismusbranche fielen weg“, betont der CDU-Vorsitzende. Auch die geplanten Flächen für den kommerziellen Sandabbau sollen nach seinem Willen aus dem LEP genommen werden. „Die schaden dem Tourismus in der Region genauso“, sagt Ibold. Wenn von diesen Sandbänken der Sand nicht mehr an den Strand gespült würde, werde der immer steiniger. Auch der Kühlungsborner Lars Zacher (CDU) fand direkte Worte: „Offshore-Anlagen vor unseren touristischen Zentren — das grenzt an Wahnsinn.“ Man könne mit Windrädern die Seele des Landes nicht gefährden. „Der Blick auf den Horizont an unseren Stränden ist einmalig.“ Wenn man sich — wie Energieminister Christian Pegel (SPD) — mit dem LEP in etwas verrannt hat, sei es zudem keine Schande den Kurs zu korrigieren, rät Zacher. Auch die Doberaner Landtags- und Kreistagsabgeordnete, Stefanie Drese (SPD), will den geplanten Bau von Windrädern vor der Küste Kühlungsborns verhindern. „Ich werde mich massiv dafür einsetzen, Windräder vor unserem wichtigsten Ostseebad zu verhindern“, sagte Drese kürzlich in einem Interview mit der OZ. Die Mehrheit der Kreistagsmitglieder hat den CDU-Antrag zwar angenommen. Gegenstimmen gab es dennoch von Grünen und Linken. „Klimaschutz ist eine Herausforderung für uns. Zudem haben die Windanlagen einen hohen Stellenwert für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes“, sagt Wolfgang Methling (Linke). Die Hersteller und Zulieferer der Maschinen — das seien unsere Werften. „Da hängen viele Arbeitsplätze dran. Denken wir nur an Liebherr in Rostock“, betont Methling. Es gehe nicht um das „Ob“, sondern um das „Wie“ und „Wo“. Einzig bei den Abständen zu den Küsten würde auch er einlenken. „Darüber kann man diskutieren“, so Methling. Zwar sei er auch kein Freund von Offshore-Anlagen, weil diese teurer sind als jene an Land. Doch er ist überzeugt: „Es werden keine Horrorszenarien für den Tourismus in der Region eintreten.“ Auch Klaus-Michael Bull, Grünen-Vorsitzender, appellierte an die Kreistagsmitglieder: „Es gibt keine vernünftige Alternative zu den Windrädern bei der Energiewende. Das sollte uns bewusst sein.“ Für das Gelingen dieser Energiewende würden die Windräder unbedingt gebraucht. „Für einen vollkommenen Verzicht sind die Argumente nicht stichhaltig genug“, hieß es von Bull. Dennoch schlage er einen Mindestabstand von zehn Kilometern — statt nur sechs — vor. Geplante Anlagen 150 Meter sollen die Windenergieanlagen hoch sein, die laut Landesraumentwicklungsprogramm in der Ostsee vor Rerik, Nienhagen und Graal-Müritz entstehen sollen. Touristiker und Einwohner im Ostseebad Kühlungsborn können vielleicht aufatmen. Ihr Widerstand soll nun Früchte tragen — die Windräder vor Kühlungsborn sollen vom Tisch sein. Bestätigt ist diese Information aber noch nicht. Michaela Krohn

BAD DOBERAN - Kreistag lehnt Windräder vor der Küste ab