In einer Halle in Klein Kussewitz vor den Toren Rostocks steht die glänzende Destille aus poliertem Messing. Hier stellt Martin Neumann Kümmel her, eine traditionsreiche norddeutsche Spirituose mit vermeintlichem Altherren-Image. Der Mecklenburger lässt sich aber nicht davon einschüchtern. In der Branche ist er ein Neuling und will seinen Kümmel auch den jungen Leuten schmackhaft machen.
Das Handwerk hat sich der 35-Jährige selbst beigebracht, denn eigentlich kommt er aus dem Online-Marketing. Er sehnte sich danach, etwas „handfestes“ herzustellen und hatte eines Abends gemeinsam mit dem weiteren Gesellschafter seiner heutigen „Maennerhobby GmbH“ die Schnapsidee. „Wir entschieden uns dann für den Kümmel, weil wir mit etwas Regionalem anfangen wollten. Und in dieser Nische gab es bisher kein hochwertiges Produkt.“
Neumann produziert seinen Kümmel seit mehr als einem halben Jahr und beliefert damit mittlerweile knapp 40 Läden und Restaurants. Der Geschmack hat auch Marcus Fahrenkrug vom „Baltic Weinkontor“ in Rostock überzeugt. „Für einen Kümmel ist er sehr untypisch. Er schmeckt allen, auch junge Leute kaufen ihn gern.“ Der 40-prozentige Kümmel schmeckt tatsächlich mild, richtig regional ist er aber nicht. „Zitronen in Mecklenburg zu finden ist ganz schwierig“, schmunzelt Neumann. Sie kommen aus Italien, der Kümmel selbst aus Brandenburg. Nur der Alkohol ist mecklenburgisch. Neumann holt ihn persönlich bei der Baltic Distillery in Dettmannsdorf ab.
Alexander Salenko