Künstlerwinkel will bekannter werden

An der Touristenrennstecke liegen sie nicht, die Künstlerinnen, die ihre Domizile rund um den Georginenplatz gefunden haben. Das macht ihnen einerseits das Leben schwer, andererseits wollen sie auch eine „Oase der Ruhe mit Kust, Mode und Genuss“ bleiben, wie sie auf einem Handzettel für sich werben. Anlaufpunkt für alle ist Anke Tölle, die Künstlerin, die auch Ausstellungen in ihren Räumen organisiert. Sie ist seit fünf Jahren am Georginenplatz, „und hat sich tapfer gehalten“. Allerdings räumt Anke Tölle ein, dass dies nicht geklappt, hätte, „wenn ich keine Rentnerin wäre“, die sich „frisch und frei“ ihrer Leidenschaft, der Malerei, widmen könnte. Es „verlaufen“ sich eben immer noch nicht genug Gäste auf den Georginenplatz. Dennoch kommt ihre Kollegin Theresa Fritz aus dem schleswig-holsteinischen Itzehoe zurück nach Warnemünde, „weil es in Itzehoe gar keine Touristen und nur eine Galerie gibt“. Die junge Künstlerin wird den Umzug in die neuen Räume im Strandweg 6 nach und nach umsetzen, und will nun an „dem frischen Wind“ und „der bestimmten Warnemünder Energie und Ausstrahlung“ partizipieren – allerdings: „Man findet mich und mein Atelier nicht wirklich gut.“ Deshalb bewegt sich Theresa Fritz nun in der Nähe der Werbegemeinschaft „Rund um den Georginenplatz“, der nun schon seit einem Jahr besteht. Die Malerin überlegt für die Zukunft, ob sie als Werbung eine Fahne raushängen oder ein altes Fahrrad als Werbevehikel ausstatten sollte. Solche Überlegungen braucht Ines Heinrich nicht anzustellen. Die Handweberin weiß, dass sie schwer am Georginenplatz zu finden ist. Aber: „Meine Kunden haben sich vorher informiert und suchen mich auch.“ Mit dem Zulauf zum Georginenplatz hat es sich nach Auffassung von Annegret Heider „nicht wesentlich geändert“. Die Malerin hat in zahlreichen Großstädten gearbeitet und dort die Erfahrung gemacht, dass Ausstellungen im eigenen Haus am besten laufen. Damit können man sich eine Stammkundschaft aufbauen. Und das möchte sie in Warnemünde auch wieder tun. „Es braucht gar nicht die großen Ströme“, sagt Alexander Gehrke, der die Galerie Joost van Maar in der Alexandrinenstraße führt. Es komme vielmehr darauf an, den Generationenwechsel zu begleiten und nun das junge Publikum, das auch über Geld verfügt, anzuzuziehen. Der Georginenplatz ist der Rettungsplatz für viele Warnemünder gewesen, die von einer Sturmflut im Jahr 1872 betroffen waren. Die retteten sich in den Bereich, weil der Platz im Seebad am höchsten liegt. Der Name des Platzes leitet sich von den Dahlien ab, die seinerzeit Georginen hießen. Heute haben sich in dem lauschigen Winkel vor allem Künstler angesiedelt, die allerdings schwer von Gästen gefunden werden. Michael Schißler

Warnemünde - Künstlerwinkel will bekannter werden