Landkreis verschenkt zwei Kilometer Straße

Der Landkreis Rostock verteilt Geschenke: Eine seiner Straßen soll bald der Gemeinde Bentwisch gehören. Der Grund: Für die Erschließung eines neuen Gewerbegebietes muss die Straße um einige Meter verbreitert werden. Da sie aber intakt ist und sich nicht auf der Sanierungs-Liste des Kreises befindet, wählte die Gemeinde diesen Weg. Wie wichtig ihnen die Umwidmung ist, zeigte sich auf einer der letzten Sitzungen, als einstimmig dafür gestimmt wurde. Der Kreis will keine Steine in den Weg legen. Denn Einstimmigkeit herrschte gestern auch beim Kreisausschuss. Der Kreistag und anschließend das Infrastrukturministerium entscheiden darüber endgültig. „Wir haben ausführlich mit den Gemeindevertretern diskutiert, ob und wie eine Umwidmung stattfinden kann, und sind schließlich zu einer Einigung gekommen“, erklärt Landrat Sebastian Constien (SPD). Das Objekt des Interesses: Die Straße DBR 42, die an das Hanse-Center angrenzt. Auf der anderen Seite sollen weitere Flächen für Unternehmen entstehen. Das alte Gewerbegebiet stoße an seine Grenzen und sei deshalb ausgelastet, begründete Bürgermeisterin Susanne Strübing schon vor einigen Monaten den Beschluss zur Änderung des Flächennutzungsplanes. Entsteht ein Gewerbegebiet, muss aber die DBR 42 um mindestens sechs Meter verbreitert werden. Nur dadurch könne ein reibungsloser An- und Abtransport gewährleistet werden, begründet die Kreisverwaltung. Da sich die Straße in diesem Abschnitt in einem guten Zustand befinde, sei ein Ausbau von Seiten des Landkreises nicht geplant. „Um aber den erforderlichen Ausbau umsetzen zu können, möchten wir den Abschnitt als Gemeindestraße übernehmen. Mit dem Kreis wurde schon eine Einigung erzielt, dass sie kostenlos übergeben wird“, sagt die Bürgermeisterin. Der Kreis würde profitieren. Denn für Unterhaltung, Instandsetzung und Winterdienst entfallen rund 7000 Euro pro Jahr. Dafür ist jetzt die Gemeinde zuständig. Berechnungen zufolge muss sie auch rund 500000 Euro aufbringen, um den Straßenabschnitt um sechs Meter zu verbreitern. Ein Schritt, der bewusst gewählt wurde. „Ungewöhnlich ist das schon. Normalerweise möchte man seine Straßen und somit finanzielle Verantwortung abgeben“, sagt Ralph-Michael Achtenhagen, Geschäftsführer der Bentwisch GmbH und Ansprechpartner für die Infrastruktur rund um das aktuelle Gewerbegebiet. „Dieser Schritt ist aber die Grundvoraussetzung, um ein neues Gebiet zu schaffen.“ Konkrete Anfragen von Unternehmen gebe es noch keine. Zuerst müsse ein Bebauungsplan aufgestellt werden. „Das sind Abläufe, die Zeit benötigen. Schrittweise kommen wir ans Ziel“, sagt Ralph-Michael Achtenhagen. Der Kreis habe der Gemeinde laut Susanne Strübing auch zugesichert, bei der Beschaffung der Fördermittel für den Ausbau zu unterstützen. Sie steckt sich klare Ziele, wie die noch unbebaute Fläche in Zukunft aussehen soll. „Wir werden abschnittsweise vorgehen. Aber mittelfristig sollte das Projekt schon abgeschlossen sein“, sagt Susanne Strübing. Sie kann sich vorstellen, dass sich dort spätestens in fünf Jahren die ersten Unternehmen angesiedelt haben. Mathias Otto

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