Lustgarten erhält sein früheres Aussehen zurück

Die schweren Baufahrzeuge sind verschwunden. Mit Tausenden Pflanzen haben die Gärtner in den zurückliegenden Wochen dem großen Lustgarten am Güstrower Renaissanceschloss wieder ein attraktives Aussehen verliehen. Die Grundbepflanzung aus Liguster, Lavendel und etwa zweieinhalb Kilometer doppelseitigem Buchsbaum ist im Boden. Im nächsten Jahr wird der Rhythmus einer Frühjahrs- und Sommerbepflanzung aufgenommen. Dann verspricht der Landschaftsarchitekt Friedrich-Wilhelm Garve einen blühenden Garten, der Touristen und Einheimische bezaubert. Während die Sanierung des Schlosses in die nächste EU-Förderperiode verschoben wurde, blieb der Grundausbau des Schlossgartens im Programm. Das Land beauftragte seinen Betrieb für Bau und Liegenschaften (BBL) mit der Ausführung. Veranschlagt fürs gesamte Gartenprojekt sind 3,2 Millionen Euro, die zu 75 Prozent aus dem Eler-Programm der Europäischen Union stammen. Die Aufgabenstellung: den in den Siebzigern im Stil der Renaissance angelegten Garten umfangreich zu sanieren. Der in seiner Art seltene Renaissancegarten wurde 1590 erstmals erwähnt und parallel zum Bau des Schlosses angelegt. Herzog Ulrich zu Mecklenburg ließ das Areal mit aufwendigen Laubengängen, Lusthäusern, Wasserspielen und Pflanzen anlegen. Später wurde der Garten mit Obstbäumen, exotischen Pflanzen und Gewürzen nach und nach durch frühbarocke Bauten erweitert, verfiel mit der Zeit aber. Erst während der großen Sanierung des Schlosses in den 60er und 70er Jahren erhielt der Garten seinen alten Glanz zurück. Als Vorlage dienten historische Darstellungen. „Verwendet wurde damals zum Aufschütten des gesamten Geländes Bodenaushub vom Neubau in der Südstadt. Das war ein bindiger, sehr lehmhaltiger Boden. Das und die schweren Baufahrzeuge haben mit der Zeit zu extremer Verdichtung geführt, das Wasser konnte nicht ablaufen“, schildert BBL-Mitarbeiter Garve. Der Landschaftsarchitekt kam bereits 2008 mit dem Schlossgarten in Berührung. Als Student der TU Dresden suchte er damals ein Thema für seine Diplomarbeit. Das Landesamt für Denkmalpflege schlug den Güstrower Garten vor. So erstellte Garve gemeinsam mit einer Kommilitonin ein Gutachten. Der Lauf der Dinge wollte es, dass der Diplom-Ingenieur für Landschaftsarchitektur Anfang 2012 eine Anstellung beim BBL fand und sogleich mit der Sanierung des Schlossgartens beauftragt wurde. „Die vorrangige Aufgabe bestand darin, bessere Bodenverhältnisse im großen Lustgarten zu erreichen. Dazu mussten die Beete abgetragen, der Boden komplett ausgetauscht und ein Drainagenetz verlegt werden. Wir verwenden ein stauwasserdurchlässiges Substrat, so können sich die Pflanzen optimal entwickeln“, sagt der Fachmann. Beim Wiederaufbau hielten sich die Landschaftsbauer streng an die Vorlage. So wurden etwa die charakteristischen roten Wegedecken wieder angelegt. Auch der Laubengang, der den Lustgarten umgrenzt, wurde erhalten. Nach dem Schnitt treiben die Hainbuchen nun kräftig aus. Neu im Garten: acht Apfelbäume, deren Pflanzung vor 40 Jahren zwar geplant war, aber nie umgesetzt wurde. Dieses Jahr werden sich die Arbeiten auf die Flächen zur Gleviner Straße konzentrieren, von der ein zweiter Eingang ins Schlossareal geschaffen werden soll. Nach dem Abriss alter Technikgebäude und Garagen wird am Garten des Wallensteinflügels eine Landschaft mit geschwungener Wegeführung gestaltet. Arbeiten sind auch an der alten Schlossmauer nötig. Die Neugestaltung des einstigen Brunnengartens unterhalb der Schlossbrücke dagegen muss erst mal warten. Lehm und die Baufahr- zeuge: So konnte das Wasser nicht ablaufen.“Friedrich-Wilhelm Garve, BBL Christian Menzel

GÜSTROW - Lustgarten erhält sein früheres Aussehen zurück