Sport - Männer lieben Boxen — Frauen auch

Weltmeisterliche Stimmung in der Rostocker Stadthalle: Oben im Boxring verhaut Halbschwergewichtler Jürgen Brähmer den Herausforderer Robin Krasniqi, im Publikum sprudeln die Emotionen. Oberbürgermeister Roland Methling und seine Frau Annegret sitzen in der ersten Reihe. Er habe Boxer schon als Kind bewundert, so Methling. In der Boxerstadt Schwerin aufgewachsen, gehörte der harte Sport zum Leben. Der OB freut sich, dass wieder ein WM-Kampf in Rostock steigt. „Dafür haben wir vor acht Jahren die Stadthalle umgebaut, damit der Männerschweiß oben abziehen kann“, sagt er lachend. „Boxen ist Männersport“, sagt Friedemann Kunz. Mit seinem Co-Geschäftsführer von Scanhaus Marlow, Ulrich Gienke, ist er da. Die Frauen bleiben zu Hause. „Sie machen was in der Küche“, witzelt Kunz. Gienke gibt sich als Box-Experte zu erkennen: Seit Kindertagen sei er dem Sport verbunden: „Die Technik, Mann gegen Mann — das ist etwas Besonderes.“ Von wegen Männersache: Auch Kathleen Michalke aus Güstrow weiß, was sie sehen will: „Schwitzende Männer mit freiem Oberkörper“, sagt die junge Frau. Die Technik fasziniert auch Dexter Langen, Ex-Fußballprofi beim FC Hansa. Sein Freund Björn Bartel hat ihn eingeladen. „Da gehe ich gern mit.“ Nicht sein erster Boxkampf, erklärt Langen: „Ich habe schon einen von Sebastian Sylvester gesehen.“ Im Ring taumelt Boxer Krasniqi, wenige Meter weiter lässt sich ein Namensvetter gern fotografieren: Der frühere Europameister im Schwergewicht Luan Krasniqi hält Christine Gienapp am Arm. Deren Mann, Empor-Rostock-Chef Jens Gienapp, ist verschwunden. „Starker Typ“, findet Frau Gienapp und blickt zum Boxer. Sie weiß: Beide Krasniqis stammen aus dem selben Ort. „Sie sind aber nicht verwandt.“ Noch ein früherer Spitzen-Boxer ist in Rostock. Mit Basecap: Axel Schulz beantwortet am Mikro die Fragen von Sat1-Moderator Matthias Killing. Schulz bewundernd: Brähmer schlage „wie ein Pferd“. Torsten Klement führt seine Söhne Gunnar und Björn aus. „Es ist eine athletische Sportart“, schwärmt der Chef der Raumausstatter-Firma Eikboom. „Ich hoffe, dass Brähmer gewinnt, aber er sollte sich einige Runden Zeit lassen.“ Auch Klements Kumpel Hannes Toscher ist dabei. Boxen sei ein Sport, den schon die alten Griechen trieben. Quasi eine Konstante der Menschheitsgeschichte. „Jürgen, Jürgen“, hallt es durch die Stadthalle. Brähmer hat seinen Kontrahenten schwer getroffen. Rainer Albrecht ist aufgeregt. „Zwölfmal drei Minuten Kampf, das ist großartig“, schwärmt der SPD-Landtagsabgeordnete. Er ist mit seinem Bruder Toralf und dessen Freund Bernd Klaasen da. „Brähmer hat einen wahren Hammer“, urteilt Klaasen. Runde zehn: Brähmer lässt die Fäuste fliegen. Krasniqi gibt auf. Die Halle tobt. Stadthallen-Chefin Petra Burmeister steht still in einer Hallen-Ecke. Boxen sei nicht ihr Ding. „Ich bin dienstlich hier.“ „Oh, wie ist das schön“, feiert das Publikum den alten und neuen Champion. Jürgen Brähmer wirft den Weltmeister-Gürtel über seine Schulter. ROSTALK Frank Pubantz und Thomas Ulrich berichten aus Rostocks Szene. ☎ 365410 rostalk@ostsee-zeitung.de OZ