Mit zwei Berufen an Bord: Seefrau und Polizistin

Zuwachs bei der Bundespolizei See in Hohe Düne: Seit Jahresbeginn steht Polizeiobermeisterin Antonia Lindenburger (28) als Rudergängerin auf der Brücke des Küstenwachschiffes „Eschwege“. Sie lenkt bei grenzpolizeilichen Einsätzen auf See auch das schnelle Einsatzboot der „Eschwege“, um zu Kontrollen an Bord von Frachtern, Fischkuttern oder Segelyachten zu gelangen. „Das ist kein Job wie jeder andere“, sagt Lindenburger. „Jeder Tag ist anders. Und eigentlich habe ich zwei Berufe: Ich bin Polizistin und Seemann. Oder Seefrau, besser gesagt.“ Sie wollte schon immer zur Polizei. „Seit der 8. Klasse“, erzählt die junge Frau, die im Rostocker Neubaugebiet Schmarl aufwuchs. Ein paar Jahre später, nach dem Abi 2006, hatte sie zunächst andere Pläne. Doch den Studiengang Sozialpädagogik, der es ihr angetan hatte, gab es in Rostock plötzlich nicht mehr. Schlecht für die Uni, gut für die Bundespolizei, bei der sich Antonia Lindenburger dann bewarb. Denn: Soziales Engagement und Polizeiarbeit waren und sind für sie „absolut kein Gegensatz“. „Es geht bei der Polizei ja nicht nur darum, Recht und Ordnung durchzusetzen“, sagt sie. „Es geht auch um den Schutz von Menschen.“ Im niedersächsischen Walsrode begann 2008 ihr Ausbildungsweg. Als Polizistin arbeitete sie in Walsrode, in Ratzeburg, auf dem Hamburger Hauptbahnhof und wieder in Walsrode. Sie sorgte für Ordnung — und schützte auch Menschen, bei Demonstrationen, bei der Begleitung von Fans zu Fußballspielen, und das auch im harten Polizeieinsatz. „Doch wer in Rostock aufgewachsen ist und immer dort gewohnt hat, den zieht es immer wieder an die See“, erzählt Antonia Lindenburger, die nie aus Rostock fortgezogen ist. Den sichersten beruflichen Weg an die Küste versprach die Bundespolizei See. Ihre Bewerbung dort bedeutete, erneut die Schulbank zu drücken. Eineinhalb Jahre Fortbildung im Maritimen Schulungs- und Trainingszentrum (Mast) der Bundespolizei in Neustadt in Holstein: Seerecht, internationales Recht, Nautik, Seemannschaft und schließlich der Bootsführerschein. Ihren ersten Dienstposten in der Doppelrolle als „Polizistin und Seefrau“ trat sie ebenfalls in Neustadt an. Doch ein Jahr später bot sich die Chance zum Wechsel nach Warnemünde. „Jetzt bin ich angekommen“, sagt Lindenburger, die inzwischen glücklich verheiratet ist und nach wie vor Handball beim Bad Doberaner SV spielt. Bei der Bundespolizei See auf der Hohen Düne ist sie eine von drei Frauen im aktiven Dienst an Bord. Patrouillenfahrt, Kontrolle von Schiffen und Booten, Besatzungsmitgliedern und Ausweispapieren, Verhinderung illegaler Grenzübertritte. Das Ganze sechs Tage lang, abwechselnd sechs Stunden Wache, sechs Stunden frei — so lautet die knappe Formel für den Dienstalltag. „Kein Problem für mich, auch nicht die Männer an Bord“, sagt Antonia Lindenburger und lacht. „Die benehmen sich prima, wenn eine Frau auf dem Schiff ist.“ Prima benehmen werden sich demnächst wohl auch Männer vom Zollkreuzer „Hiddensee“. Denn von April bis Juni steigt die Polizistin beim Zoll auf — im Rahmen der behördlichen Zusammenarbeit von Bundespolizei und Zoll. „Der Austausch von Beamten und Besatzungsmitgliedern ist üblich und macht Sinn“, sagt Lindenburger. „Da es in Deutschland unterschiedliche Zuständigkeiten im Seegebiet gibt, ist es immer gut, wenn bei Kontrollen auf See der Zoll die Polizei — und umgekehrt die Polizei den Zoll — mit dabei hat.“ Schutz der Seegrenze hat oberste Priorität Die Bundespolizei See, Bestandteil der Küstenwache des Bundes, ist für den grenzpolizeilichen Schutz der 700 Kilometer langen Seegrenze zuständig. Die wichtigsten Aufgaben hierbei sind die Verhinderung unerlaubter Einreisen, die Bekämpfung von Schlepper- und Schleuserkriminalität auf See und gemeinsam mit anderen Sicherheitskräften die Abwehr und Verhinderung terroristischer Anschläge. Hinzu kommen schifffahrtspolizeiliche Aufgaben, Umweltschutz, Fischereiüberwachung, Überwachung von Forschungsarbeiten sowie Seenotrettung und Hilfeleistungen. Es geht bei der Polizeiarbeit auch um den Schutz von Menschen.“Antonia Lindenburger, Bundespolizei See Klaus Walter

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