Nach 15 Jahren Planung: Warum Rostock jetzt eine Umgehung für Lichtenhagen baut

Auf diese Nachricht haben vor allem die Einwohner rund um den Elmenhorster Weg seit Jahrzehnten gewartet. Und so ganz glauben sie den Neuigkeiten aus dem Rathaus deshalb auch immer noch nicht: „Wir sind jahrelang hingehalten und veräppelt worden. Verzeihen Sie, wenn ich da skeptisch bleibe“, sagt Rolf Dubois. Dabei soll auch sein großer Wunsch endlich erfüllt werden: Rostock baut eine Umgehung für den Stadtteil Lichtenhagen, erweitert die Mecklenburger Allee bis ins benachbarte Elmenhorst. 2021 soll Baustart sein. Im Frühjahr. Eineinhalb Jahrzehnte Planung für 1,2 Kilometer: Bisher endet die Mecklenburger Allee irgendwo im Nirgendwo. Auf einem Acker, abgesperrt mit Schildern. Doch schon als vor mehr als zehn Jahren die erste Einfamilienhäuser im Baugebiet Kalverradd am Rande von Lichtenhagen entstanden, war das nur als Provisorium gedacht. Rostock plante schon damals den Ausbau der Straße bis nach Elmenhorst – von der Landesstraße 12 zur Bundesstraße 103, der Stadtautobahn. Warnemünde soll mit der neuen Tangente gen Westen vom Durchgangsverkehr aus Richtung Nienhagen und Bad Doberan entlastet werden. Und auch den Anwohnern des Elmenhorster Weges versprach die Verwaltung Ruhe und Entlastung. Die viel zu schmale Straße vor ihrer Haustür soll nach dem Weiterbau der Mecklenburger Allee für Pendler tabu sein. Doch das Bauvorhaben – es geht um nicht mal 1,2 Kilometer – verzögerte sich jahrelang. Amt kündigt Baustart an: Immer wieder wurde der Bau der Trasse verschoben. Zuletzt hatte das zuständige Amt für Verkehrsanlagen von einem möglichen Baustart 2020 gesprochen. Daraus wird nichts. „2021 wollen wir mit dem Bau starten“, verkündete jetzt Planerin Conni Meerbach im Ortsbeirat Lichtenhagen. Im September soll der Bau europaweit ausgeschrieben werden, im Frühjahr sollen die Bagger rollen – und 2023 dann die Autos. „Wenn wir im Herbst ausschreiben, bekommen wir eher Baufirmen für das Frühjahr – und in der Regel auch bessere Preise. Dann sind die Firmen noch nicht voll mit Aufträgen“, so Meerbach gegenüber den Anwohnern. Zwischen sechs und sieben Millionen Euro will Rostock für die neue Entlastungsstraße ausgeben. Ein Wahnsinn sei das, sagt Anwohner Dubois: „Als wir vor vier, fünf Jahren das erste Mal konkret über die Planungen gesprochen haben, sollte das Vorhaben noch nicht mal zwei Millionen Euro kosten.“ Schulterzucken bei den Planern: Die Baukosten seien explodiert, das sei so. Und: „Es gibt immer mehr Auflagen, immer mehr gesetzliche Vorgaben“, so Meerbach. Archäologische Untersuchungen, Baumschutz-Gutachten und die Frage, ob der Ackerboden vielleicht auf einer Deponie entsorgen werden müsse – solche Fragen könnten einen Bau schnell viel teurer machen. Ortsumgehung Elmenhorst in der Schwebe: Doch der Bau könnte noch aus einem anderen Grund teurer werden. Um maximal eine Million Euro. Denn eigentlich soll die neue Mecklenburger Allee an die ebenfalls seit fast 20 Jahren geplante Ortsumgehung für Elmenhorst angeschlossen werden. Die Planungen für die knapp fünf Kilometer lange Trasse rund den Rostocker Nachbarort sind lange fertig. 2012 gab das Land die Baukosten noch mit knapp fünf Millionen Euro an. Ziel: Das Dorf soll entlastet werden. 11 000 Autos sollen nicht mehr durch die Wohngebiete, sondern außenrum fahren. „Doch gegen den Planfeststellungsbeschluss wurde geklagt. Wann das Verfahren beendet wird, ist offen“, sagt die Rostocker Planerin Meerbach. Konsequenz: Rostock muss die Mecklenburger Allee erst mal doch bis zur alten L 12 weiterbauen. „Wir stehen dazu in Gesprächen mit dem Land, haben zwei Varianten prüfen lassen.“ Je nachdem welche es wird, kostet das die Stadt zusätzliches Geld. Anwohner bleiben skeptisch: Während Ortsbeiratschef Ralf Mucha (SPD) von einem guten Tag für Lichtenhagen spricht und dass er zufrieden sei, dass es nun endlich einen konkreten Plan gibt, bleiben die Anwohner skeptisch. „2018 haben wir bereits gehört, es gehe nur noch um Flächen, die die Stadt kaufen muss. Aber das ist immer noch nicht geschehen“, sagt Bernd Schröder. Er ist ebenfalls Anwohner des Elmenhorster Weges und stört sich seit Jahren an den Autokolonnen, die Tag für Tag an seinem Vorgarten vorbeirollen. „Wir werden immer nur vertröstet.“ Baustart 2021 – das bedeute weitere Monate mit Lärm und Abgasen vor der Haustür. Und: Auch für manchen Grundstücksbesitzer am Elmenhorster Weg gab es schlechte Nachrichten vom Amt. Rolf Dubois und Mitstreiter kämpfen seit mehr als zwei Jahren dafür, ihre vergleichsweise großen Grundstücke teilen zu dürfen. Sie wollen Land verkaufen an Häuslebauer, meist aus den eigenen Familien. Doch das dürfen sie nicht. „Der Elmenhorster Weg hat schon jetzt ein Verkehrsproblem. Bis die neue Mecklenburger Allee fertig ist, werden wir deshalb keinen weiteren Wohnungsbau dort erlauben“, heißt es. Mehr Nachrichten aus Rostock-Lichtenhagen: Rostocks Stadtteil Lichtenhagen freut sich auf Fördermillionen Lichtenhagen bekommt eine Schönheitskur Lichtenhäger wollen ihr Marktflair zurück Von Andreas Meyer