Neue Besen kehren gut: Elf Schornsteinfeger nun Gesellen

Mitten in der Straßenbahn passiert es Daniel Herrmann schon mal, dass ihm Fahrgäste auf die Schulter klopfen oder über den Arm streichen. Verdutzt ist der 20-Jährige dadurch nicht. Schließlich soll sein Beruf bekanntlich anderen Glück bringen. Daniel Herrmann ist Schornsteinfeger. Gestern Nachmittag hat er mit zehn weiteren fertigen Lehrlingen in Klein Schwaß bei einer Feier, zu der neben anderen Politikern Landrat Sebastian Constien und Staatssekretär Stefan Rudolph gekommen waren, seinen Gesellenbrief erhalten. Seine Eltern hätten nie gedacht, dass er mal den Glücksbringer-Beruf ergreifen würde. „Aber wir sind stolz, dass er so einen altehrwürdigen und wichtigen Beruf hat“, sagt Papa Gunther Herrmann (46). 250 Schornsteine pro Jahr kehrt ein Auszubildender. „Wir stoßen sie gleich ins kalte Wasser“, sagt Lehrausbilder Enrico Medved. Naja, wohl eher in den Ruß. Bryan Bretschneider lacht. „Dass wir am Ende des Tages schwarz im Gesicht sind, passiert nur noch auf dem Land“, sagt der 20-Jährige, der in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Dort gebe es noch Öfen und Kamine. In der Stadt sei Fernwärme gängiger. 15 neue Schornsteinfeger-Gesellen hätte die Innung eigentlich in diesem Jahr auszeichnen können. Vier sind aber durch die Prüfung gerauscht. Über mangelnden Nachwuchs sorgt sich das Handwerk dennoch nicht. Innungsvorstands-Mitglied Heiko Karmoll: „Unser Beruf ist interessant. Wir haben mit einer Kampagne mal stark für ihn geworben.“ Offensichtlich mit Erfolg. Der Tenor laute: cooler Job mit cooler Kohle. Und damit ist natürlich nicht die zum Heizen gemeint. „Wir zahlen nach Tarifvertrag. 12,78 Euro pro Stunde für einen Gesellen“, sagt Karmoll. Verdienstaussichten, die den nun fertigen Lehrling Christoph Gust (31) scheinbar zu Höchstleistungen angetrieben haben. Laut Lehrer Enrico Medved hat er die besten theoretischen und praktischen Prüfungen absolviert. „Ein Zweier-Schüler“, verrät Medved. Gust sagt, ihn fasziniert die Vielfalt, die seine Aufgabe von ihm fordert. Mathematik und technisches Wissen brauche man in dem Job. „Wir putzen nicht nur Schornsteine. Es gibt mittlerweile so viele verschiedene Heizanlagen, die wir kontrollieren müssen.“ Apropos kontrollieren: Manche Bürger freuen sich ja nicht so über den Besuch des Schornsteinfegers, monieren Willkür, meinen, der Schornsteinfeger im Nachbarort genehmige anders als der eigene. Landesinnungschef Ingo Ziola kennt solche Probleme. „Aber wo sind Kontrollorgane, die wir ja nunmal auch sind, schon gern gesehen?“, sagt er und ergänzt, dass zwar „manche technischen Regeln auslegbar“ seien. „Aber es gibt eben unabweichbare Vorschriften ohne Kompromisse.“ Freundlich bleiben und im Zweifel an den Chef verweisen, rät Meistergeselle Hannes Salow (25) den neuen Kollegen, die nun zwischen 1800 und 3500 Häuser betreuen. Kaffee-Einladungen netter Hausbesitzer inklusive. Salow klopft den Gesellen schließlich auf die Schulter: Glück abholen für die nächsten Aufträge über den Dächern. Stimmen von Politikern zu den Schornsteinfegern Werner Kuhn CDU-Europaabgeordneter: „Sie haben eine große Verantwortung für Umwelt und Menschen.“ Stefan Rudolph, Staatssekretär: „Ihr Engagement hat sich ausgezahlt, da alle einen Gesellen-Vertrag erhalten.“ Claudia Tupeit

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