Neue Zoll-Hochschule für Rostock: So ist der Stand

Die Hansestadt soll Standort für eine neue Hochschule des Zolls werden: Mit dieser Nachricht überraschte am Mittwoch der Bundestagsabgeordnete Peter Stein (CDU). Doch ganz so sicher, wie Stein schreibt, ist der Deal wohl noch nicht. Das Land aber kämpft um die neue Hochschule – und hunderte neue Jobs an der Warnow, sagt Finanzminister Reinhard Meyer im OZ-Interview. Herr Meyer, die neue Hochschule des Zolls kommt nach Rostock. Warum ist das gut für MV? Reinhard Meyer: Für die Hansestadt und das ganz Land wäre das eine riesige Chance. Aber: Das Ganze ist noch nicht in trockenen Tüchern. Das Bundesfinanzministerium in Berlin wird erst Mitte Februar seine Standortprüfungen abschließen – und wir rechnen mit einer Entscheidung nicht vor Ende Februar. Erst dann wissen wir, ob wir Grund zum Jubeln haben. Aber der Abgeordnete Stein hat den Deal doch bereits als „sicher“ vermeldet ... Wir haben da andere Informationen. Und es ist absolut ärgerlich und sogar kontraproduktiv, wenn solche Halbwahrheiten verbreitet werden. Um einen kurzfristigen Wahlkampferfolg für sich zu verbuchen, hat Herr Stein möglicherweise einen langfristigen Erfolg für unser Land gefährdet. „Herr Lehrer, ich weiß was“ – das hilft uns nicht. Herr Stein hat Rostock einen Bärendienst erwiesen. Er ist übrigens an dem Verfahren überhaupt nicht beteiligt. Wie ist denn der aktuelle Stand? Das Bundesfinanzministerium plant in der Tat, die Hochschule für die Zollverwaltung zu erweitern und sucht dafür einen neuen Standort. Wir sind seit September, seit einem halben Jahr, an diesem Thema dran und wollen nach der Bundesstiftung für Engagement und Ehrenamt in Neustrelitz erneut eine große Einrichtung des Bundes nach MV holen. Und ja, Rostock dürfte nicht die schlechtesten Karten haben. Schließlich ist die Hanse- als Küstenstadt für den Zoll schon jetzt ein wichtiger Standort. Was genau ist denn überhaupt geplant? Wenn Rostock den Zuschlag erhalten sollte, entsteht ein komplett neuer Hochschulcampus in der Hansestadt. Der Bund will sehr schnell mit dem Bau beginnen, eine dreistellige Millionensumme investieren. Wir arbeiten von Anfang an eng mit dem Rostocker Rathaus zusammen und haben dem Ministerium in Berlin auch tolle Immobilien angeboten. Dort würden dann neben den Hörsälen auch neue Wohnheime entstehen. Wir reden am Ende von fast 1000 jungen Menschen, die in Rostock ausgebildet werden könnten. Und wo genau könnte die neue Hochschule entstehen? Zwischen der Stadtmitte und Warnemünde. Aber da möchte ich dem Bund auch nicht vorgreifen. Was hätte Rostock davon? Die Auszubildenden des Zolls sind „Beamte auf Widerruf“. Sie verdienen also schon in der Ausbildung gutes Geld. Das bringt dem ganzen Land neue zusätzliche Kaufkraft. Und junge, gut ausgebildete Menschen sind generell eine Chance für MV. Von Andreas Meyer