Neuer Ortsbeiratschef in Warnemünde: Was Wolfgang Nitzsche verändern will

Viele schöne Kindheits- und Jugenderinnerungen hat Wolfgang Nitzsche (Linke) an Warnemünde und Diedrichshagen. „Hier bin ich groß geworden. Der Strand und das Diedrichshäger Moor waren meine Erlebnisräume, im Haus des Sports habe ich intensiv Sport gemacht, im Clubhaus der Warnowwerft war ich sonntags beim Tanztee“, schwelgt er in Erinnerungen. Als 10-Jähriger zog er mit seiner Familie von Sachsen ins Seebad, wuchs in der Gartenstraße auf. „Der Dialekt und meine Kleidung waren für meine Klassenkameraden ungewöhnlich“, sagt er und lacht. „Es hat etwas gedauert, aber dann habe ich gute Freundschaften geschlossen.“ 1971 hat der 73-Jährige Warnemünde verlassen – ganz weg war er allerdings nie, sagt er. „Meine Mutter hat hier bis 2014 gewohnt, ich war regelmäßig hier, um mich um meine Eltern zu kümmern, und konnte zur Kenntnis nehmen, was in Warnemünde passiert, was die Menschen bewegt.“ Neuer Chef im Ortsbeirat: Im Dezember wurde der ehemalige Präsident der Rostocker Bürgerschaft zum neuen Ortsbeiratsvorsitzenden für Warnemünde und Diedrichshagen gewählt – in seiner ersten Sitzung als Mitglied des Gremiums. Nitzsche war für den zurückgetretenen Kollegen Werner Fischer (Linke) nachgerückt. „Dass ich gleich zum Vorsitzenden gewählt wurde, hat mich sehr überrascht. Mein Ziel war es, als Mitglied im Gremium zu sein, aber ich freue mich über das Vertrauen“, betont er. Nun wolle er sich mit Verantwortlichen, wie etwa Senator Holger Mattäus, treffen, um die Schwerpunkte für die beiden Ortsteile zu besprechen. „Man muss viele Konstanten im Augen haben – unter anderem Wohnen, Verkehr und Natur. Sobald eine Konstante verletzt wird, regt sich Widerstand“, weiß er. Rasante Entwicklung: Persönlich mag Nitzsche vor allem die Alexandrinenstraße. „Das ist der Ursprung von Warnemünde. Viele, die nach Warnemünde kommen, sind gern dort.“ Zudem mag der Rostocker den Sturm auf der Mole und Spaziergänge am Strom. „Der hat sich den modernen Ansprüchen anpassen müssen. Er ist nicht mehr dieser romantische kleine Fischerort-Bestandteil“, so Nitzsche. Warnemünde habe in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Entwicklung durchgemacht – von einem vormals verträumten Fischerdorf hin zu einem modernen Seebad. „Genau da zeigen sich aber auch viele Konflikte und gegensätzliche Interessen, die es zu vereinen gilt.“ Als Beispiele nennt er die Verkehrsentwicklung und den Mangel an Parkplätzen. „Wir brauchen ein Verkehrs- und ein Parkraumkonzept“, sagt er. Auch die städtebauliche Entwicklung sei weiterhin von großer Bedeutung. „Da liegt der Schwerpunkt sicherlich auf der Mittelmole, für die es ganz verschiedene Wünsche gibt.“ Neugestaltung und B-Plan für den Strand: Der neue Gremiumschef wünscht sich auch eine Neugestaltung bei verschiedenen Zentren des Seebads. „Es gibt viele Stellen, die haben sich richtig gut entwickelt, wie etwa die Seestraße. Die sieht fantastisch aus“, sagt er. „In der Mühlenstraße gibt es hingegen noch Entwicklungsbedarf.“ Ein weiterer Punkt für seine zukünftige Arbeit sei der Strand. „Da steht noch ein Bebauungsplan aus, auch dort treffen verschiedene Interessen aufeinander.“ So wünscht sich beispielsweise Matthias Treichel, Betreiber der Strandoase, seine Gastronomie bald ganzjährig betreiben zu können. „Wir tragen die Verantwortung“: Eine große Herausforderung sind derzeit auch die Konflikte innerhalb des Gremiums. Nach dem Rücktritt von Werner Fischer legte nun Anfang Januar auch Dominic Schmidt (CDU/UFR) ihr Mandat nieder. Fehlende Harmonie und Streitereien nannte sie als Grund. „Wie kann man solchen Situationen vorbeugen? In dem man miteinander redet – und zwar intensiv miteinander redet“, sagt Nitzsche. Der Ortsbeirat sei sehr gut strukturiert, habe Ausschüsse, die sehr fleißig und konstruktiv arbeiten würden. „Das muss man wahrnehmen und miteinbeziehen. Sie bringen die Themen in den Ortsbeirat ein“, sagt der Chef. „Es wird meine Aufgabe sein, mich mit den Ausschüssen auszutauschen und zu besprechen, wie wir Themen angehen.“ So möchte der 73-Jährige die Sitzungen zukünftig bereits eine Woche vorher mit seinem Stellvertreter Stephan Porst (Grüne), mit der Ortsamtsleiterin und den jeweiligen Ausschussvorsitzenden vorbereiten. „Wir müssen uns eines vergegenwärtigen: Wir tragen Verantwortung. Und die wurde uns von den Bürgern gegeben.“ Regelmäßige Treffen: In der kommenden Sitzung ist eine Vorstellungsrunde aller Mitglieder geplant. Den Wunsch äußerte ein Einwohner. „Das fand ich ganz toll, dass er bei der vergangenen Sitzung aufgestanden ist und darum gebeten hat. Die Bürger müssen wissen, wer wir sind und was uns befähigt, im Gremium Entscheidungen zu treffen.“ Die Aktion sei der erste Schritt in der Zusammenarbeit mit den Einwohnern. Doch das reicht Nitzsche nicht. Zukünftig wolle er regelmäßig ins Seebad kommen, mit den Bürgern ins Gespräch kommen. „Man möchte den Ortsteil, für den man als Ortsbeirat verantwortlich ist, interessant gestalten und gut bewohnbar machen. Das ist für mich der Hauptgedanke.“ Der Ortsbeirat Warnemünde und Diedrichshagen habe eine große und vielseitige Zuhörerschaft. „Wir haben Senioren, die sich eine Begegnungsstätte wünschen, Einwohner, die es grüner haben wollen und noch viele andere Interessen. Das wird eine spannende Aufgabe.“ Von Katharina Ahlers