Neues Volkstheater Rostock: Wie teuer wird es wirklich für die Stadt?

Der Bau des neuen Volkstheaters hat noch nicht mal begonnen, da gibt es bereits Ärger um die künftigen Kosten: In einem neuen Bericht zur Lage des Theaters prognostiziert Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen nämlich Millionen-Mehrkosten – nicht für den Bau des Hauses, sondern für den künftigen Betrieb der Spielstätte. Das Rathaus rechnet intern mit Mehrkosten von satten vier Millionen Euro pro Jahr. „Das Geld wird an anderer Stelle in Rostock fehlen – zum Beispiel für die freie Kulturszene“, kritisieren bereits CDU und UFR. Der Intendant hingegen verspricht: Im neuen Theater wird auch mehr Geld verdient. Miete wird zum Problem: In dem Schreiben an die Bürgerschaft lässt Madsen detailliert auflisten, warum das neue Theater teurer wird. Obwohl der Neubau am Bussebart über die modernsten Energie-Systeme verfügen wird, steigen die Betriebskosten. 600 000 Euro gibt das Volkstheater bisher am Standort Patriotischer Weg für Strom, Wasser, Heizung und Abwasser aus. Im Neubau sollen es bis zu zwei Millionen Euro sein. Auch interessant: Mit Maske oder ohne: Rostocks Volkstheater lässt Publikum wählen Und: Das Theater muss sich in den eigenen Neubau einmieten. Denn das Gebäude, das nach Entwürfen des Berliner Büros Hascher und Jehle errichtet werden und bis zu 110 Millionen Euro kosten soll, wird dem stadteigenen Immobilien-Unternehmen KOE gehören. Der KOE vermietet es dann an das Theater – so wie der KOE auch Schulen an die Stadt vermietet. Auch das bisherige Theater ist „nur gemietet“: „Allerdings zahlen wir nichts“, so Intendant Ralph Reichel. Für das neue Haus hingegen soll „seine“ Theater GmbH bis zu 2,5 Millionen Euro zahlen. „Für die Stadt dürfte das kein Problem sein: Die eine Tochter muss zahlen, die andere nimmt das Geld ein“, so Reichel. Personalkosten steigen auch: Auch beim Personal wird das Theater Mehrkosten im Neubau haben, sagt Reichel: Er rechnet mit etwas weniger als einer halben Million Euro pro Jahr allein für „Techniker“. Denn im neuen Haus gibt es auch eine weitere Bühne. „Bühnentechniker sind gefragt. Für deren Berufsbilder gibt es nur eine Fachschule in Deutschland“, so der Intendant. Und ja: Auch mit Tarifsteigerungen für Schauspieler, Orchester, Tänzer, Chor rechnet er bis zur geplanten Eröffnung 2027. Mehr Geld vom Land für die Mehrkosten am Theater ist bis 2028 aber nicht zu erwarten: Im Theater-Pakt haben sich Stadt und Land auf jährlich 21,7 Millionen Euro Zuschuss für das Theater geeinigt. 10,8 Millionen Euro kommen aus Schwerin, etwaige Kostensteigerungen hat allein die Stadtkasse zu tragen. So steht es in dem Deal. CDU: Andere Kultur in Gefahr: Die CDU in der Rostocker Bürgerschaft hatte in der Vergangenheit immer wieder die enormen Kosten für das Theater-Projekt kritisiert: „Die nackte Wahrheit der zukünftigen Finanzierung des Volkstheaters heißt: 26 Millionen Euro muss der Steuerzahler pro Jahr aufwenden, um Personal, Sachkosten, Miete und Betriebskosten zu stemmen“, so Fraktionschef Daniel Peters. „Ohne Frage braucht es in Rostock ein neues Theater und die Pläne lassen ein tolles Gebäude erahnen. Doch ich hätte es damals wie heute besser gefunden, wenn die Stadtgesellschaft durch einen Bürgerentscheid gefragt worden wäre, ob sie bereit ist, so viel zu bezahlen oder eine weitaus günstigere Variante gewählt hätte.“ Das aber hatte die links-grüne Mehrheit der Bürgerschaft abgelehnt. Mehr lesen: „Mir ist fast egal, was sie spielen“: So war die Stimmung am Volkstheater Rostock Die CDU und auch andere Kritiker der enormen Kosten seien als „Kulturbanausen“ abgestempelt worden. Die neuen Zahlen würden aber zeigen, so Peters, wie gefährlich der Neubau langfristig werden könne: „Es ist zu befürchten, dass es außer für das Theater zukünftig kein Geld mehr für andere Kultur geben wird. Uns wird das Geld fehlen, um den Sport oder die freie Kulturszene zu unterstützen.“ Reichel will international glänzen: Reichel sieht die Lage hingegen nicht so schlecht, wie sie in den Berechnungen der Stadt bisher angegeben ist: „Das neue Haus wird auch eine neue Strahlkraft haben.“ Die neue Oper in Kopenhagen etwa sei nach der Eröffnung fünf Jahre lang immer ausverkauft gewesen. „Die konnten spielen, was sie wollten.“ Bei der Elbphilharmonie sei es ähnlich gewesen. „Wir werden einen Boom erleben.“ Zum Thema: Marc-Uwe Klings „Qualityland“ am Volkstheater in Rostock – lohnt sich ein Besuch? Und: Reichel will das Theater internationaler machen – und Stücke ins Programm aufnehmen, die Gäste aus ganz Deutschland und auch aus dem Ostseeraum locken. In den 1920er Jahren etwa war Rostock für seine Wagner-Inszenierungen bekannt als „Bayreuth des Nordens“, Schweden und Dänen kamen zum Kulturgenuss an die Warnow. „Wir werden mehr Programm bieten, mehr Einnahmen generieren“, versichert der Intendant. Und außerdem: „Es wird zwei große gastronomische Bereiche geben, die wir verpachten und mit denen wir auch Geld verdienen. Auch das Foyer wollen wir gewinnbringend nutzen – mit der Tourismuszentrale.“ Von Andreas Meyer