Nordex bereitet sich auf ein Schwergewicht vor

Kein gewöhnlicher Jahreswechsel bei Nordex: Der Hersteller von Windkraftanlagen bringt 2015 ein neues Modell auf den Markt. Dafür wird ein Teil der Produktion fit gemacht. Der Name der neuen Anlage könnte auch am Heck eines Sportwagens stehen: NXT8.2 (N131/3000). Den Vergleich findet Mark Drescher gar nicht so abwegig. Dahinter stecke in der Tat eine sportliche Effizienzsteigerung. „Drei Megawatt wird diese Anlage in der ersten Ausbaustufe einspeisen“, sagt der für die Produktion und Logistik der Gondeln sowie Schaltschränke zuständige Betriebsleiter. Als Gondel wird das Kopfstück ohne Rotorblätter bezeichnet. Es „beherbergt“ unter anderem den Generator. Er und nicht zuletzt die Rotorblätter mit dem größeren Durchmesser von 131 Metern werden die Effizienzsteigerung erbringen. „In Summe müssen bei der neuen Anlagengeneration größere und damit schwerere Bauteile eingesetzt werden“, erklärt Drescher. Eine Herausforderung für Kräne und Statik der Produktionshalle. Der Betriebsleiter erinnert an die Vergangenheit des Standortes Südstadt, als hier noch Dieselmotoren gebaut wurden. Lasten bis zu 60 Tonnen waren damals zu bewegen. Nun aber müssten neue Kräne und Fertigungsverfahren her, bis zu 100 Tonnen heben können. Deshalb also die blauen Blitze der Schweißgeräte unter der Hallendecke. Hinter Abspannplanen bauen Schweißer dort die dafür erforderlichen stärkeren Träger ein. Am Boden ruht die Linienfertigung. 555 Anlagen sind hier im zurückliegenden Jahr quasi vom Band gerollt. So viele „wie noch nie, in einem Jahr“, sagt Drescher. Und 2015 sollen es noch mehr werden, bis zu 700 Anlagen. „Dafür müssen die Betriebsmittel in einem 1A-Zustand sein“, betont er und tritt an zwei Monteure heran, die damit zu tun haben. Ulf Benkau und Bernd-Lutz Krehan arbeiten an einem der hier eingesetzten Skids. Dabei handelt es sich um eine Art Plattenwagen, auf denen die Bauteile der Windkraftanlage im Zuge der Linienfertigung bewegt werden. Die Monteure bauen Räder ein und warten die Hydraulik. „Sie müssen den Belastungen standhalten“, sagt Benkau. Zu Ausfällen dürfe es nicht kommen. Eine Havarie kostet Zeit und Geld. „Bloß so was nicht“, fügt sein Kollege hinzu. Die beiden sind in bester Stimmung. Die Auftragslage für Nordex bedeutet für sie, weiterhin einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Auch, wenn nicht davon gesprochen wird, so merkt man ihnen doch an, dass sie entspannt bei der Sache sind. „Wir haben nicht nur ein gutes Jahr hinter uns, sondern auch ein gutes vor uns“ sagt Benkau und greift wieder zum Druckluftschrauber. Während diese Halle den Anforderungen von NXT8.2 angepasst wird, arbeitet man nebenan am Innenleben der Anlage, Schaltschränken werden bestückt. „Die Schwergewichte müssen mit einer Präzision funktionieren, wie man sie sonst aus der Feinmechanik kennt“, sagt Mark Drescher. Das spiegele sich immer stärker in den Anforderungen an die Mitarbeiter wider. 1500 Beschäftigte hat Nordex in Rostock. Für die Produktion würden neue Mitarbeiter benötigt. „Wir stellen qualifizierte Leute ein“, sagt er. Die seien in der Region nicht immer leicht zu finden. Einen Teil des Nachwuchses bildet das Unternehmen selbst aus. Und so sind die Aussichten gut, dass Johannes Bohn bald sein Lehrverhältnis in einen Arbeitsvertrag umwandeln kann. Unter Aufsicht von Simone Grothmann bestückt er einen Schaltkasten. Jemand reicht den beiden ein Papier. Offenbar eine gute Nachricht. Es geht um die Planung freier Tage für 2015. Die beiden scherzen. Gute Laune bei Nordex ist derzeit nicht ungewöhnlich. 5500 Anlagen stehen in 34 Ländern Rostock beherbergt die Firmenzentrale von Nordex und bildet den Hauptproduktionsort. Derzeit sind hier 1400 der insgesamt 2700 Nordex-Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen wurde 1985 in Dänemark gegründet und entwickelte sich Schritt für Schritt zu einem der weltweit führenden Winkraftherstellern. 1992 begann die Produktion in Rostock. 1999 wurde die erste Anlage mit einer Leistung von einem Megawatt gefertigt. Derzeit erreichen die Anlagen je nach Typ zwischen zwei und vier Megawatt. Der Jahresumsatz 2013 wird mit 1,5 Milliarden Euro beziffert. In 34 Ländern sind mehr als 5500 von Nordex gefertigte Windkraftanlagen im Einsatz. Andreas Zecher

Südstadt - Nordex bereitet sich auf ein Schwergewicht vor