OZ-Stadttteilserie: Rostock Brinckmansdorf bei Familien beliebt

Frische Luft atmen, Ruhe haben, aber trotzdem schnell in der Stadt sein – viele Menschen schätzen genau das an Brinckmansdorf. Besonders Familien zieht es in den 10,3 Quadratkilometer großen Stadtteil. Ein kleines Häuschen mit Garten ist für Familien perfekt. Und davon gibt es im Ortsteil reichlich: Viele Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen. Die sind sehr gefragt und Leerstand gibt es so gut wie gar nicht. Wo es noch Nachholbedarf gibt, ist bei den Mietwohnungen. Laut Karl Scheube (80), dem Ortsbeiratsvorsitzenden von Brinckmansdorf, wird daran aber gearbeitet. „Beispielsweise wird das ehemalige Gelände der Alten Molkerei nun zum Wohnungsbau genutzt“, erklärt er. Karl Scheube ist mittlerweile seit über 30 Jahren im Ortsbeirat tätig und wohnt selbst seit 1982 im Stadtteil – genauer gesagt, in Kassebohm. „Das Besondere am Stadtteil ist die Lage. Es ist sehr schön grün hier, aber man ist trotzdem schnell in der Stadt“, erklärt der 80-Jährige. „Und der öffentliche Nahverkehr funktioniert meiner Meinung nach sehr gut.“ „Ich will nicht in der Stadtmitte wohnen“: Karl Scheube lebt gerne in Brinckmansdorf: „Ich will nicht in der Stadtmitte wohnen. Hier ist es ruhig und die Kinder können in der Natur wohnen, das ist toll.“ Zudem sind sowohl Kitas, Schulen, Versorgungseinrichtungen als auch eine Produktionsschule im Stadtteil ansässig. Diese Bildungseinrichtung gibt jugendlichen Schulabbrechern eine zweite Chance und bereitet die unter 25-Jährigen auf Ausbildungs- und Berufsreife vor. Man habe also alles, was man brauche, sagt Scheube. Bildergalerie: Impressionen aus Brinckmannsdor f Auch die Bevölkerung sei bunt gemischt. „Es gibt solche und solche, wie überall in Rostock. Manche fegen ihre Straße und halten sie sauber, andere eben nicht“, sagt der Rentner lächelnd. „Aber das Zusammenleben ist angenehm.“ Jubiläum: 100 Jahre Brinckmansdorf: In diesem Jahr feiert Brinckmansdorf 100-jähriges Jubiläum, denn 1921 wurde die Benennung der Ortsteils bekanntgegeben. Aufgrund dessen wurden verschiedene Bilder, Videos und Fakten zusammengetragen. Nach insgesamt sechs Jahren ist so eine große Sammlung mit allen wichtigen Informationen über John Brinckman selbst und den Stadtteil Brinckmansdorf entstanden. Kassebohm, Riekdahl und Bartelsdorf wurden schon 1919, also drei Jahre vor Brinckmansdorf, eingemeindet und bilden mit Altbrinckmansdorf, Brinckmanshöhe, Weißes Kreuz, Osthafen, Waldeslust und den angrenzenden Gewerbegebieten den heutigen Stadtteil der Hansestadt. Lesen Sie auch: Rostocks Szeneviertel Kröpeliner-Tor-Vorstadt: „Hier darf jeder sein, wie er ist“ Rostock-Stadtmitte: Eine einzigartige Verbindung zwischen Kultur und Umwelt Zur Themenseite Dein Rostock – alles über die Stadtteile der Hansestadt Namensgeber John Brinckman war ein niederdeutscher Schriftsteller. Geboren wurde er am 3. Juli 1814 in Rostock. Zusammen mit seiner Ehefrau Elise Burmeister bekam er insgesamt zehn Kinder. Bekannt wurde er durch Werke, wie zum Beispiel „Dat Brüden geiht üm“, „Kasper-Ohm un ick“ und „Vagel Grip“. Ab 1849 war er bis zu seinem Lebensende Lehrer an der Realschule in Güstrow. Im Alter von 56 Jahren starb Brinckman 1870 in Güstrow. 51 Jahre später wurde der Stadtteil nach ihm benannt. Auch Straßennamen im Viertel – wie Knallerballerweg, Kasper-Ohm-Weg oder Unkel-Andrees-Weg – sind Brinckmans Romanen entnommen. Die Grundsteinlegung von Brinckmansdorf erfolgte nach Beendigung des Ersten Weltkrieges.Die ersten Doppelhäuser wurden 1919 gebaut. Benannt wurde die Siedlung nach dem niederdeutschen Dichter John Brinckman, der in Rostock geboren wurde und studiert hat. Brinckmansdorf ist der Stadtbereich, in dem von 1997 bis 2007 der meiste Wohnungsneubau stattfand. Das Durchschnittsalter beträgt 47,4 Jahre. Insgesamt wohnen 8394 Einwohner im Stadtteil.Vor allem Familien schätzen Brinckmansdorf als Wohnort. Der Bestand an privaten Fahrzeugen ist hier überdurchschnittlich hoch. Mit 5255 Pkw (Stand 1. Januar 2020) ist das die dritthöchste Pkw-Quote von ganz Rostock. Brinckmansdorf setzt sich aus verschiedenen Wohngebieten zusammen: Altbrinckmansdorf, Brinckmanshöhe, Kassebohm, Alt Bartelsdorf, Riekdahl, Weißes Kreuz, Osthafen, Waldeslust und die angrenzenden Gewerbegebiete. 1990 wurde die John Brinckman Gesellschaft e.V. in Hamburg gegründet. Heute ist sie in Güstrow sesshaft. (Quellen: Statistische Nachrichten „Stadtbereiche 2019“ Hanse- und Universitätsstadt Rostock/rathaus.rostock.de; www.brinckmansdorf.de) Eine Begegnungsstätte für Brinckmansdorf? Ein Wahrzeichen des Viertels ist die 1886 errichtete Mühlendammschleuse, die seit Oktober 2015 unter Denkmalschutz steht. Der Ortsbeirat würde sich für das Schleusengebäude eine andere Verwendung wünschen: „Das wäre für Brinckmansdorf eine gute Begegnungsstätte. Wenn man mit den Menschen arbeiten möchte, muss man was anbieten – gerade den Jugendlichen“, erklärt Karl Scheube. Bildergalerie: Das sagen die Anwohner über Brinckmansdorf Wegen einiger Unstimmigkeiten bleibe dies allerdings erst mal ein Wunsch und kein festes Vorhaben. Im Gegensatz dazu werden aber sowohl der John Brinckman-Brunnen am Weißen Kreuz als auch der Platz drum herum in diesem Jahr ausführlich saniert. Und auch für die Kinder im Stadtteil werde geplant, gebaut und saniert. „Die Spielplätze haben Potenzial. Es ist ein laufendes Projekt, sie so schön wie möglich zu machen“, sagt der Vorsitzende des Ortsbeirats. Straßenverkehrsprobleme: „Das wird ein Chaos“: Ein großes Problem sieht Karl Scheube in diesem Jahr im Straßenverkehr. „Besonders wenn jetzt die Vorpommernbrücke gesperrt wird“. Verkehrsprobleme gebe es zwar schon immer, aber gerade jetzt müssten sich Bewohner auf einen Rückstau vom Mühlendamm bis auf die Tessiner Straße einstellen. Bezüglich der Verkehrsproblematik würde sich Scheube generell eine bessere Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Stadt wünschen. „Viele arbeiten in der Stadtmitte, wohnen in Brinckmansdorf und gehen nach Roggentin zum Globus einkaufen”, erklärt der geborene Thüringer. Es könnte mehr Querverbindungen geben – auch zum Nahverkehr. „Man muss nachbarschaftlicher leben. Sowohl im Privaten als auch im Politischen. Diese Beziehungen sollten wieder mehr werden!“ Von Kira Müller

OZ-Stadttteilserie: Rostock Brinckmansdorf bei Familien beliebt - warum das so ist