Outdoor-Training: Stadt macht Rostocker „McFit“-Filiale wieder dicht

Das war ein kurzes Vergnügen: Nur vier Tage nach dem Start ist die Außentrainingsfläche des Rostocker McFit-Sportclubs von der Stadt offiziell dichtgemacht worden. Die Verwaltung beruft sich auf die Corona-Landesverordnung, die das Betreiben von Fitnessstudios im Lockdown untersagt. Zwei Mitarbeiter der Gewerbeabteilung hatten dem Club im Stadtteil Lütten Klein am Dienstag einen Besuch abgestattet. Dass der Betrieb einfach von drinnen ins Zelt verlagert wurde, war laut Stadt-Sprecher Ulrich Kunze Anlass für die behördlich angeordnete Schließung. Und das trotz Hygienekonzept mit Freilufttraining, Maskenpflicht und Abstand. „Die aufgeführten Konzepte sind nur relevant für Betriebe, welche unter bestimmten Voraussetzungen geöffnet sein dürfen“, so Kunze. Das gelte nicht für Sportclubs. Die müssten derzeit geschlossen bleiben – egal, ob das Training drin oder draußen stattfindet. Außentraining bei Minusgraden: „Wir sind enttäuscht über die Entscheidung, akzeptieren sie aber selbstverständlich“, sagt Hagen Wingertszahn, Geschäftsleiter McFit Deutschland. Erst am Samstag hatte der Club auf seinem Parkplatz in der Trelleborger Straße das Freigelände für Fitnessfans eröffnet. Schnell nutzten Sportler aus der Hansestadt die Gelegenheit, wieder zu trainieren – selbst bei Minusgraden. Mitglieder der Kette konnten sich dafür 45-minütige Zeitfenster reservieren. Umkleiden gab es nicht, zudem wurden Dixie-Toiletten aufgestellt. „Generell wurde das Angebot sehr gut angenommen und die meisten Zeitslots waren ausgebucht“, so Wingertszahn. Neben Rostock gab es die Outdoor-Trainingsmöglichkeiten auch in Hamburg, Bremen, Braunschweig, Berlin, Magdeburg, Mainz, Wiesbaden, Neuenkirchen und Mannheim. Schon am Eröffnungstag wurden vier der Standorte direkt wieder dichtgemacht. Mittlerweile sind alle McFit-Freiluftstudios von den Behörden geschlossen worden. „Wir werden weiter kämpfen“: „Wir bleiben trotzdem der Überzeugung, dass Sport gerade jetzt und unter den Maßnahmen unseres Hygienekonzeptes mindestens an der frischen Luft erlaubt sein muss. Daher scheuen wir keine Aufwände und werden weiter kämpfen“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme von McFit. Deutschland-Chef Wingertszahn erklärt, man sei „in engem Austausch mit den zuständigen Behören“ und hoffe, bald mehr zu erfahren, „um die nötigen Anpassungen für eine Wiedereröffnung vornehmen zu können“. In den sozialen Netzwerken sind die Reaktionen auf die Aktion gespalten. Während viele Sportfans die Kette für ihr Handeln loben, kritisieren andere die Parkplatzstudios als reinen Marketing-Gag und „Kurzschlussidee“, die den Mitgliedern nichts bringt, weil klar gewesen sei, dass die Behörden das Treiben schnell wieder untersagen. Die Unternehmensgruppe rund um Geschäftsführer Rainer Schaller hatte für ihre Outdoor-Studios ein Rechtsgutachten erstellen lassen sowie ein Hygienekonzept des Berliner Mediziners Klaus-Dieter Zastrow. Ob die Öffnung allerdings im Vorfeld angemeldet war, kann im Rostocker Rathaus niemand verlässlich sagen. Noch offen sei zudem, ob die Fitnessstudiokette jetzt Strafen oder ein Verfahren erwarten, sagt Rostocks Stadt-Sprecher Ulrich Kunze. Rostocker Sportler setzen ein Zeichen: Auch andere Rostocker Sportstudios sowie Vereine kämpfen darum, so schnell wie möglich wieder öffnen zu dürfen. Dass Sport gerade während der Pandemie wichtig ist – davon sind die Betreiber des German-Fight-Company-Sportstudios im Rostocker Stadtteil Evershagen überzeugt. Trainer David Wachs war vergangenen Samstag zum zweiten Mal für ein individuelles Training auf den Neuen Markt gekommen. Mit Maske und Abstand haben sich ihm dort jede Woche mehr Gleichgesinnte angeschlossen. Lesen Sie auch McFit im Parkplatz-Zelt: So ist das Rostocker Fitnessstudio gestartet Fitness-First-Mitglieder in Rostock wollen Schließung verhindern Fit zu Hause: Experten vom Fit X in Rostock zeigen die besten Übungen Die Aktion soll sich auch in den kommenden Wochen immer samstags wiederholen. „Es geht darum, ein Zeichen zu setzen. Wir wollen gehört werden und Perspektiven bekommen“, so Wachs. „Durch den Lockdown verlieren wir eine ganze Generation, die wir vielleicht nicht mehr für Sport motiviert bekommen“, sagt der Kampfsportler. Nach mehr als sechs Monaten Schließzeit bemerken viele Studios, dass sich Kündigungen häufen. „Auch weil den Menschen Geld fehlt. Wir versuchen schon, zu helfen, setzen Verträge auch aus“, sagt der GFC-Vertreter. Im Gegensatz zu anderen Jahren sei es aber viel schwerer, die Abgänge zu kompensieren. „Weil ja auch potenziellen neuen Kunden die Perspektive fehlt, wann sie wieder trainieren können.“ Der Rostocker kann nicht verstehen, wieso Fitnessstudios und Sportvereine weiterhin geschlossen bleiben müssen. „Wir haben doch eine viel bessere Nachverfolgung als beispielsweise ein Friseur. Wir kennen doch unsere Mitglieder und haben zudem gute Konzepte“, so Wachs. In einer Stadt wie Rostock mit einer dauerhaft niedrigen Inzidenz müsse mehr möglich gemacht werden, fordert der Sportler, in dessen Verein rund 170 Kinder- und Jugendliche trainieren. Für die Mitglieder und den Nachwuchs gebe es zwar Onlineangebote, aber das könne das Gemeinschaftserlebnis beim Sport – selbst mit Abstand – nicht ersetzen. Von Claudia Labude-Gericke