Parkplatznot macht Gärtnern zu schaffen

Die 600 Mitglieder des Kleingartenvereins „Am Moor“ konnten im zurückliegenden Gartenjahr nicht nur viele Früchte ernten. Auch zwei seiner größten Probleme konnte der Verein lösen: die akut gewachsene Parkplatznot und die Abwasserproblematik. „In Eigeninitiative“, betont der Vereinsvorsitzende, Christian Seifert. „Von der Stadtverwaltung fühlen wir uns in beiden Angelegenheiten recht allein gelassen.“ Dass die Gartenfreunde selbst Hand anlegen, ist normal. In jedem der zahlreichen Wege des fast 15 Hektar großen Areals der Kleingartenanlage „Am Moor“ gibt es einen Wegobmann. Alexander Langer (52), Obmann im Weg 8, ist nicht nur mit Rat, sondern oft mit zupackender Tat zur Stelle. Derzeit bessert er „seinen“ Weg aus: Die Belastung während der Saison ließ dort manche Kuhle wachsen. „Die machen wir wieder schön glatt“, sagt er und kippt die nächste Schubkarre mit Sand aus. Die empfindlichen Wege waren auch der Grund für das wohl größte Projekt der Gartenfreunde in der jüngeren Geschichte der Anlage: die Entwicklung und der Bau einer Anlage zur Abwasserentsorgung. Wie alle Gartenfreunde im Land, mussten auch die Warnemünder die neuen Abwasservorschriften umsetzen: Abwässer aus Kleingärten dürfen nicht mehr, wie zuvor üblich, versickern oder in Vorfluter eingeleitet werden. Die einfachste Lösung, der Anschluss der Kleingärten ans kommunale Abwassernetz, ist aber ebenfalls untersagt. „Das ist absolut nicht nachvollziehbar und wäre ein Thema für sich“, sagt Vereinschef Seifert. „Trotzdem mussten wir das Problem lösen, denn schwere Entsorgungsfahrzeuge können auf unseren Wegen nicht fahren.“ Abgeschaut in Berlin, entwickelten die Warnemünder eine Absauganlage: In jedem Hauptweg liegen Leitungen in der Erde, je vier Parzellen nutzen einen Ansaugstutzen. Ist die Entsorgung fällig, fährt das Entsorgungsfahrzeug auf dem sicheren Wiesenweg an das andere Ende der „Schleppleitung“, wie die Gartenfreunde sagen, heran und saugt die Fracht selbstständig an. „Wir haben lange getüftelt, und die Anlage dieses Jahr praxistauglich gemacht“, sagt Seifert. Das Know-how haben die Gartenfreunde: Im Verein gibt es Ingenieure und Umweltspezialisten. Das zweite große Problem mussten die Kleingärtner ebenfalls allein lösen: ein Parkplatzsystem für die Mitglieder. „Der massenhafte Wegfall von Parkplätzen im Ortskern Warnemündes — ohne jeglichen Ersatz — hat uns massiv getroffen“, sagt Seifert. Viele Warnemünde-Besucher, Urlauber wie Tagesgäste, hätten ihre Fahrzeuge auf die Parkplätze des Vereins — oder in die Anlage gestellt. Parkplatznot für Kleingärtner und blockierte Zufahrten für Rettungsfahrzeuge waren die Folgen. Kontrollen von den städtischen Politessen gab es nicht. „Die Stadt hat uns damit allein gelassen“, kritisiert Seifert. Oft habe der Verein ein Abschleppfahrzeug ordern müssen. Deshalb befürworte der Vereinsvorstand auch ein Dünenparkhaus. Seifert: „Dass Besucher am Ortseingang parken und mit dem Bus an den Strand fahren, ist eine Illusion.“ Den Rest des Jahres widmet sich der Gartenvorstand der Jubiläumsvorbereitung. Die Anlage „Am Moor“ wird 100 Jahre alt. Es gibt aber noch weitere Projekte. Eines heißt „Kleingartenpark“. Es soll Naherholung und Naturschutz zusammenführen. „Es gibt viele Biotope in unserer Anlage, und die wollen wir stärker in das städtische Grün integriert wissen“, sagt Seifert. Es dürfe nicht so weitergehen, dass Kleingärten von der Stadtverwaltung immer nur als Bauerwartungsland betrachtet werden. Klaus Walter

Warnemünde - Parkplatznot macht Gärtnern zu schaffen