Piano oder Pleuelstange? Studienorientierung an der See

Große Maschinen faszinieren ihn, und der eigenwillige Geruch von heißem Öl der Dieselmotoren, wie er im Maschinenhaus der Warnemünder Seefahrtschule durch die Labors wabert, macht ihn schwach: Konrad Pommerenke (17) aus Rostock steht vor der Entscheidung seines Lebens. Er ist auf der Suche nach seinem Studienfach. Schiffsbetriebstechnik studieren und später als Chief und Zehntausende PS über die Weltmeere schippern? Oder doch lieber Musiklehrer werden? Für Konrad fällt die Entscheidung „zwischen Piano und Pleuelstange“. Denn seit über 13 Jahren spielt er Klavier und liebäugelt auch mit dem Studium an der Hochschule für Musik und Theater (HMT). „Später im Lehramt stimmt das Geld auch“, ist er überzeugt. Für Jungen und Mädchen wie Konrad Pommerenke ist der Studienorientierungstag am Fachbereich Seefahrt der Wismarer Hochschule in Warnemünde gemacht. „Wir wollen niemanden werben“, sagt Diplom-Ingenieur Sören Bolz, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Seefahrtschule. „Wir wollen informieren. Entscheiden müssen die jungen Leute selbst.“ Bolz gibt viele Informationen: über die verschiedenen Wege in der nautischen Ausbildung zum Kapitän oder in der technischen Ausbildung zum Chief, über die Inhalte des Studiums und die Hürden, die, wie zum Beispiel die Seetauglichkeitsuntersuchung, möglichst im Vorfeld zu nehmen sind. Auch um die Krise in der Schifffahrt macht Bolz keinen Bogen. Fast 700 deutsche Seeleute stehen bei der zentralen Heuerstelle des Reederverbandes in Hamburg in der Warteschleife. „Die Zeiten wie vor Jahren, als uns die Reedereien die Absolventen buchstäblich aus den Händen rissen, haben wir derzeit nicht“, sagt er. Studentische Unterstützung bekommt Bolz bei seinen Vorträgen von Patrick le Plat (23). Er studiert Nautik im sechsten und letzten Semester in Warnemünde, gehört dem Fachschaftsrat des Bereichs Seefahrt an. Schon vor knapp sechs Jahren machte er seine ersten Bordpraktika, und trotz aller Krisen hat sein Wunsch Bestand: „Ich will Kapitän werden“, sagt le Plat. Trotz der Enge an Bord. „Seefahrt heißt: Gemeinschaft auf engstem Raum, auf lange Zeit und mit den unterschiedlichsten Kulturen an Bord.“ Felix Feige (20) ist zum Orientierungstag aus Mannheim nach Warnemünde gekommen. Er hat sich über den Schiffsmodellbau der Seefahrt genähert und sich schon im Vorfeld umfangreich informiert. „So viel Neues habe ich gar nicht gehört“, sagt er. Ob er nun Nautik studieren wird? „Ich werde noch ein, zwei Nächte drüber schlafen“, sagt er. Schon fast entschieden hat sich Lena Moos (18) aus Bayreuth. Auch sie hat sich vorher informiert, sogar schon Seeluft geschnuppert auf den Aida-Schiffen. „Und deshalb fahre ich auch gleich noch zur Aida-Akademie“, sagt sie. Tipps zur Bewerbung Bewerbungen für die Studiengänge Nautik/Verkehrsbetrieb und Schiffsbetriebs-/Anlagen und Versorgungstechnik per Internet über www.hs-wismar.de/online-bewerbung. Dort sind auch alle Voraussetzungen benannt. Die Allgemeine Studienberatung für den Bereich Seefahrt Warnemünde ist erreichbar über ☎ 0381 / 4985803 oder über E-Mail an studorg@sf.hs-wismar.de Klaus Walter

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