Preiskampf zwingt Hotels zu ruinösen Billig-Angeboten

Gute Zeiten für Hotelgäste in Mecklenburg-Vorpommern: Die Zimmerpreise bewegen sich nach unten. Vor allem in der Nebensaison macht eine schwache Auslastung vielen Hoteliers im Nordosten zu schaffen. „Der Druck ist groß“, sagt Sprecher Tobias Woitendorf vom Landestourismusverband. Die Umsatzerlöse pro Zimmer stagnieren landesweit seit Jahren oder gehen sogar zurück. Im aktuellen Preis-Index des Buchungsportals Hotels.com landet Rostock mit einem durchschnittlichen Zimmerpreis von 86 Euro auf Rang 34 von 44. Auf den Plätzen davor werden mitunter 105 Euro (Lübeck) verlangt oder sogar 136 Euro wie beim Spitzenreiter Timmendorfer Strand. Das Preisranking beruht auf dem Durchschnittspreis aus allen Angeboten in einer Stadt, vom einfachen Einzelzimmer bis zur Luxus-Suite. Zudem fielen die Rostocker Hotelpreise laut Hostel.com von Januar bis Juni im Vergleich zum Vorjahr um vier Euro. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband bezeichnete die Hansestadt im Hotelmarkt-Bericht 2013 als „negativen Spitzenreiter“, weil die Übernachtungspreise um 2,2 Prozent sanken. Diese Entwicklung trifft auch andere Tourismuszentren im Nordosten. Auf der Insel Usedom fällt es Besitzern von Ferienwohnungen zurzeit schwer, Mieter zu finden. „Viele Drei- und Vier-Sterne-Hotels haben ihre Preise gesenkt“, berichtet Sandra Grüning von der Usedom Tourismus GmbH. Wer bisher eine eher günstige Ferienwohnung bezog, kann sich nun ein Bett im Hotel leisten. Einige Häuser auf Usedom und Rügen verkaufen ihre freien Betten über Gutschein-Portale wie Groupon, mit Preisnachlässen von mehr als 50 Prozent. Dabei seien die Preise dieses Jahr eher stabil, heißt es bei der Rügener Tourismuszentrale. Anders in der Saison 2012, als wegen des schlechten Wetters weniger Gäste kamen. Damals fingen manche Hotels an, die Tarife zu senken. Andere mussten zwangsweise folgen. „Dieses Jahr ist das nicht passiert“, meint Constance Patrunky von der Rügener Tourismuszentrale. „Die Preissenkungen gehen zulasten der Angestellten“, sagt die Sprecherin. Viele Urlauber würden sich über vermeintliche Schnäppchen freuen – aber nicht die wirtschaftlichen Folgen der Billigangebote sehen. „Wir würden uns alle über höhere Preise freuen“, sagt Bernhard Franke, Hotelier aus dem Ostseebad Binz auf Rügen. Aber die starke Konkurrenz lasse wenig Luft nach oben. Anders als in Städten wie Dresden, Berlin oder München, die das ganze Jahr über von Touristen besucht werden, dauert die Saison an der Ostsee nur von Mai bis Oktober. „In dieser kurzen Zeit müssen wir Geld verdienen, umwieder investieren zu können“, sagt Franke. Vom Billig-Urlaubsland MV könne aber keine Rede sein, meint Tobias Woitendorf vom Landestourismusverband. „Die Qualität kann sich sehen lassen“, sagt der Sprecher. Auch bei Investoren ist die Region nach wie vor beliebt. In Rostock entstehen bis Jahresende gleich mehrere neue Hotels und Hostels, die Bettenzahl wächst innerhalb von zwölf Monaten um zehn Prozent. Die fallenden Preise seien auch ein Ausdruck der sinkenden Kaufkraft in Deutschland, so Woitendorf. OZ

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