Proteste gegen „Rogida“ endeten mit Festnahmen

Stein- und Flaschenwürfe, brennende Mülltonnen, mehrere Festnahmen und Vorwürfe gegen die Polizei: Das ist die Bilanz des Aufzuges von „Rogida“ und den Gegendemonstranten vom Bündnis „Rostock für alle“. Gewalttätige Störaktionen gingen laut Polizei zum Großteil von Gegendemonstranten aus. Die 260 Einsatzkräfte, die „Rogida“ begleiteten, mussten oft einschreiten. Die Gegendemo begann um 14 Uhr mit einer friedlichen Kundgebung am Kröpeliner Tor, zu der trotz des nasskalten Wetters Hunderte Eltern mit Kindern, Senioren und Jugendliche gekommen waren. Sie alle setzten ein Zeichen gegen Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit. „Ich finde es wichtig, dass so viele Teilnehmer unterschiedlichen Alters dabei sind, denn das Thema geht uns alle etwas an“, sagt Studentin Charlotte Quand. Ganz besonders die Rostocker. „Wir haben gegenüber Ausländern eine besondere Verantwortung nach Lichtenhagen 1992“, meint Thomas Werner. Er und seine Frau kamen mit Sohn Hannes (10). „Es ist sehr wichtig, dass wir demonstrieren, warum sollte mein Kind da zu Hause bleiben?“ Als einen der Gastredner hatte das Bündnis Katayoun Hosseini eingeladen. Sie musste aus dem Iran fliehen, und kaum jemand kann die Situation von Flüchtlingen besser beschreiben als sie. „Wir sind nicht freiwillig nach Deutschland gekommen. Wir sind geflohen vor Armut, Frauenverfolgung oder Arbeitslosigkeit“, sagte sie und erhielt Beifall. Um 15 Uhr gab es eine Andacht in der Marienkirche. Vom Doberaner Platz aus machte sich eine Kolonne von Radfahrern auf den Weg zum Hauptbahnhof. Die Gegendemonstranten vom Kröpeliner Tor zogen anschließend Richtung Schröderplatz, wo sie haltmachten und Transparente zeigten. Der Weg der islamkritischen „Rogida“-Anhänger, laut Schätzungen der Polizei waren es 240, führte von der Südseite des Bahnhofes in die Südstadt, wo die Situation am frühen Abend eskalierte. In der Schwaaner Landstraße sowie in der Tychsenstraße sei immer wieder versucht worden, den Demonstrationszug durch brennende Mülltonnen zu stören, erklärte Polizeisprecherin Yvonne Hanske. „Es flogen Flaschen, Steine und Eier.“ Über den Kurznachrichtendienst Twitter hatten Zeugen von einem Hitlergruß und rechtsradikalen Parolen aus den Reihen von „Rogida“-Anhängern berichtet. Die Beamten leiteten den „Rogida“- Zug zur Nordseite des Bahnhofes, wo die Demo aufgelöst worden sei, sagte Yvonne Hanske. Anke Brauer vom Bündnis „Rostock nazifrei“ wirft der Polizei aggressives Vorgehen vor. „Ein Beamter ist mit Pfefferspray vorgegangen — völlig überzogen“, sagte sie. Die Polizei nahm Steinewerfer fest und leitete Ermittlungsverfahren ein. Insgesamt beteiligten sich mehr als 550 Rostocker an der Gegendemo. Katarina Sass

Südstadt - Proteste gegen „Rogida“ endeten mit Festnahmen