Rostock: Beim Bau der maroden Vorpommernbrücke wurden Fehler gemacht

Die Planungen für die Zukunft der maroden Vorpommernbrücke in Rostock kommen voran. Im ersten Quartal sollen die Seile, die Mitte der 1990er Jahre eingebaut wurden, kontrolliert werden. „Es könnte gut sein, dass sie nicht mehr die Soll-Spannkraft haben“, sagt Matthias Gaede. „Wir werden überprüfen, ob sie an Spannkraft verlieren und ob wir nachspannen können.“ Der zuständige Brückeningenieur erläuterte am Dienstagabend im Bau- und Planungsausschuss den aktuellen Stand. Für diese Überprüfung werde es zeitweise zu Verkehrseinschränkungen kommen. Gaede betont, dass nicht vorrangig die Pkw, sondern vielmehr die schweren Lkw eine Belastung für die Brücke darstellen. Seit Mitte Dezember dürfen bereits Lkw über 7,5 Tonnen nur noch auf der linken Fahrspur und mit mindestens 70 Meter Abstand auf der Warnow-Querung fahren. „Dass wir die Lkw reduziert haben, ist ganz wichtig in Betracht auf die Restnutzungsdauer“, so der Experte. Diese Maßnahme laufe problemlos, es sei zu keinem Verkehrschaos gekommen. Fehler bei der Errichtung: Die Mitglieder des Ausschusses wollten unter anderem wissen, wie es zu diesem Zustand kommen konnte. Die Fahrbahn der L 22 hängt durch, mittlerweile fast 20 Zentimeter. „Die Brücke wurde 1983 bis 1986 errichtet. Man hat dann Mitte der 90er Jahre durch Kontrollmessungen am Bauwerk festgestellt, dass Verformungen im Mittelfeld deutlich größer sind, als sie sein dürfen“, so der Ingenieur. Nachberechnung hätten gezeigt, dass es Fehler in der ursprünglichen statischen Berechnung gab. Mitte der 1990er Jahre sei die Brücke am Tragwerk verstärkt worden. Nun zeige sich, dass die Verformungen größer werden. „Wenn sich das so entwickelt, wie in den vergangenen Jahren, dann haben wir nicht mehr viel Zeit.“ Machbarkeitsstudie wichtig: „Wenn die Brücke nicht mehr nutzbar ist, haben wir ein Riesenproblem, nach Rostock rein und raus zu kommen“, betont Ausschussmitglied Erhard Sauter (SPD). Um schnell mögliche Lösungen zu ermitteln, soll nach Angaben von Matthias Gaede parallel zur Überprüfung der Spannkraft eine Machbarkeitsstudie erfolgen: Wird es einen Ersatzneubau geben, sind Behelfslösungen sinnvoll? Entscheidend sei auch die exakte Restnutzungsdauer, die so lang wie möglich verlängert werden soll. Ende des ersten Halbjahres sollen dazu Ergebnisse vorliegen. Mehr lesen: Ortsumgehung statt Vorpommernbrücke: Verbannt Rostock alle Autos aus dem Stadthafen? Wie lange sich die Bauvorhaben hinziehen und wie teuer das Projekt wird, hänge davon ab, welche Maßnahmen schließlich ergriffen werden sollen. „Behelfsbrücken gehen schneller. Das ist für die Stadt aber teurer, da in etwas investiert wird, was dann wieder abgerissen wird“, so Gaede. Selbst eine solche Übergangslösung würde fünf bis sechs Jahre dauern. „Ein Ersatzneubau dauert deutlich länger.“ Von Katharina Ahlers