Rostock: Madsen gewinnt Machtkampf gegen Immobilien-Chefin Hecht

Es war der erste richtig große Machtkampf für Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen – und er hat ihn gewonnen. Zumindest ein bisschen: der Hauptausschuss der Bürgerschaft hat am Dienstagabend entschieden, dass der Vertrag der mächtigsten Immobilien-Managerin der Stadt vorerst nicht verlängert wird. Sigrid Hecht, Geschäftsführerin der Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung (RGS), soll den Posten zum Jahresende 2021 räumen, die stadteigene Gesellschaft soll zumindest zu Teilen verkauft werden. OB Madsen will Buga in Rostock privatisieren: Hintergrund: Damit es mit der Bundesgartenschau 2025 und den vielen geplanten Großprojekten rund um den Stadthafen klappt – zum Beispiel mit der Brücke über die Warnow oder auch im neuen Stadtpark auf der Deponie in Gehlsdorf –, braucht Rostock private Hilfe. Madsen will deshalb die RGS und die Buga zum Teil privatisieren. Hechts Vertrag zu verlängern, stünde diesem Vorhaben aber im Wege. Und außerdem: die Managerin hat noch einen zweiten Job in der Stadt, beim stadteigenen Immobilien-Verwalter KOE. Auf diese Aufgabe soll sich Hecht konzentrieren. Immerhin, so steht es zumindest in der ursprünglichen Beschluss Vorlage aus dem Rathaus, stehen in den kommenden Jahren Investitionen von bis zu 600 Millionen Euro an – unter anderem in neue Feuerwachen, eine neue Eis- und Schwimmhalle sowie Schulen und Kitas. Lesen Sie auch: Chaos um Rostocks Buga: Warum Chef-Planer Matthias Horn alles hinwirft Rostocker Bürgerschaft lässt sich Tür offen: Hecht schon jetzt vor vollendete Tatsache in zwölf Monaten zu setzen – dazu konnte sich die Bürgerschaft dann aber doch nicht durchringen. Mit den Stimmen von Madsen, der CDU und den Grünen, FDP und AfD brachte der Hauptausschuss eine Art Kompromiss auf dem Weg: das Rathaus soll so schnell wie möglich Vorschläge für eine neue Struktur der RGS und auch der Geschäftsführung des Unternehmens vorlegen. Ausdrücklich behält man sich die Option offen, den Vertrag mit Sigrid Hecht doch noch zu verlängern. Allerdings gilt das als höchst unwahrscheinlich. SPD, Linke und auch der Rostocker Bund wollten den Vertrag mit Hecht verlängern. Aus den drei Fraktionen heißt es, die Immobilien-Managerin leiste erfolgreiche Arbeit – unter anderem bei den Planungen für das neue Volkstheater, bei Projekten wie Bürgerparks in den Rostocker Stadtteilen oder auch bei der Sanierung ganzer Stadtteile. Was diese Entscheidung konkret bedeutet, dazu schwiegen am Dienstagabend alle Teilnehmer der Sitzung. Keine Fraktion wollte sich öffentlich zu der Personalie Hecht äußern. Durch ihre bisherige Doppelfunktion beim KOE und der RGS gehört Hecht mit einem Gehalt von knapp unter 200.000 Euro pro Jahr zu den bestbezahlten Chefs städtischer Unternehmen. Das soll, so ist immer wieder zu hören, einigen im Rathaus gar nicht gefallen. Von Andreas Meyer