Rostock-Südstadt: Neuer Disc-Golf-Parcours mitten im Lockdown geplant

Woosh! Fast lautlos sirrt die blaue Plastikscheibe zwischen mächtigen Eichen hindurch. Ihr Ziel: ein Metallkorb. In seinen Maschen soll der fliegende Teller einnetzen. Stattdessen landet er im Matsch. „Nicht gerade das ideale Flug-Wetter heute“, scherzt Johannes Block (30) und fischt den Schwebedeckel aus der Pfütze. Es regnet Bindfäden und im Barnstorfer Wald ist kaum ein Mensch unterwegs. Doch wenn das Wetter mitspielt, lockt Rostocks Forst zum großen Wurf für Freizeitsportler: Disc Golf, ein Mix aus Frisbee und Golf. Wie beim klassischen Golfspiel gilt es, einen Parcours zu absolvieren. Statt Bälle einzulochen, zielen die Disc-Golf-Spieler mit Wurfscheiben (Discs) auf Metallkörbe (Disccatcher). Das Ziel: mit möglichst wenig Würfen einnetzen. „Ein Riesenspaß“, sagt Johannes Block. Seit sechs Jahren spielt er Disc Golf. Ein Hobby, das er mit immer mehr Menschen rund um den Globus teilt. Disc Golf hat das Potenzial, den Sprung vom Nischen- zum Volkssport zu schaffen. Gerade in der aktuellen Corona-Krise entdeckten viele den Einzelsport an der frischen Luft für sich, sagt Johannes Block. Schon jetzt lassen weltweit Spieler aller Altersklassen Wurfscheiben durch die Lüfte sirren. Es gibt internationale Meisterschaften. In den USA, dem Heimatland des Disc Golfs, können die besten Profis der Frisbee-Disziplin sogar davon leben. Auch in Rostock wächst die Zahl aktiver Spieler. Bislang konnten die sich nur im Parcours im Barnstorfer Wald austoben. Das soll sich ändern. Eine neue Disc-Golf-Anlage soll in Rostocks Südstadt entstehen, im Kringelgraben-Park. Disc Golf ist eine junge Sportart, die in den 70er Jahren in den USA entwickelt wurde. 1979/80 bildeten sich in Deutschland erste Disc Golf-Gruppen. Ziel beim Disc Golf ist, einen Kurs von meist 18 Bahnen mit möglichst wenigen Würfen zu absolvieren. Von einer festgelegten Abwurfzone aus wirft der Spieler die Scheibe in Richtung eines Fangkorbs aus Metall. Der Spieler markiert die Stelle, wo die Scheibe gelandet ist, und spielt von dort aus weiter. Die Bahn ist zu Ende gespielt, wenn die Scheibe im Fangkorb versenkt wurde. Die Länge der Bahnen beträgt, je nach Parcours und Schwierigkeitsgrad, zwischen 40 und 250 Metern. Disc Golf wird nach ähnlichen Regeln wie Golf gespielt. Laut Deutschem Frisbeesport-Verband gibt es mittlerweile rund 90 fest installierte Disc-Golf-Anlagen bundesweit. Für Mecklenburg-Vorpommern listet er nur zwei Standorte auf: einen in Greifswald und den in Rostocks Barnstorfer Wald. Quelle: Deutscher Frisbeesport-Verband Neuer Parcours in der Südstadt: Den Anstoß dazu hat das Heizhaus – das Stadtteil- und Begegnungszentrum (SBZ) Südstadt/ Biestow – gegeben. Vor einem Jahr haben die Kids des dortigen offenen Kinder- und Jugendtreffs Disc Golf für sich entdeckt. Bislang müssen sie für ihr Hobby in den Barnstorfer Wald oder sich mit Eimern behelfen, die sie im Kringelgraben zu einem Parcours aufstellen. Nun soll dort eine festinstallierte Anlage mit sieben Metallkörben gebaut werden. Dafür hat sich das SBZ neben dem Stadtgrünamt als Eigentümer der Fläche und dem Ortsbeirat Südstadt echte Scheibensport-Profis mit ins Boot geholt: den Verein Endzonis Ultimate Frisbee. Dessen Vorsitzender ist Johannes Block. Lesen Sie auch: Denny Pham aus Rostock: Auf dem Skateboard vom Plattenbau in den Sport-Olymp Vor elf Jahren sei er über den Uni-Sport zum Ultimate Frisbee gekommen, erzählt Block. Bei dem dynamischen Mannschaftssport stehen sich zwei Teams mit je sieben Spielern auf einem der Länge nach halbierten Fußballfeld gegenüber und versuchen, den Frisbee durch Zupassen in die gegnerische Endzone zu bringen. Im Gegensatz dazu geht’s beim Disc Golf wesentlich gemütlicher zu. Um es zu spielen, muss man weder einem Team beitreten noch eine Sportskanone sein. „Jeder kann es spielen. Die Einstiegshürden sind super niedrig“ erklärt Johannes Block. Es genüge ein Set an speziellen Wurfscheiben. Anders als klassische Frisbees, mit denen viele im Strandurlaub spielen, sind die Discs nur etwa kuchentellergroß. „Sie kosten nicht die Welt und man kann sie sich bei uns im Verein auch leihen.“ Lesen Sie auch: Rostock: Sport-Studio mit größtem Hangel-Parcours Mecklenburgs Geld ist dagegen für den Bau des neuen Disc-Golf-Parcours nötig. Um es zu bekommen, haben die Initiatoren eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Bis 15. März werden auf der Online-Plattform 99 Funken Spenden gesammelt. Mehr als 6600 Euro sind schon auf dem Spendenkonto eingegangen. „Mit Glück können wir im Frühjahr die Körbe aufstellen“, sagt Johannes Block. Er hofft, dass mit der neuen Anlage noch mehr Rostocker Lust auf’s Disc-Golfen bekommen. Es lohne sich auf jeden Fall. „Disc Golf fördert die Konzentration, man bewegt sich an der frischen Luft und Spaß bringt’s sowieso.“ Außerdem stellten sich selbst bei Anfängern schnell Lernerfolge ein. Wie man die Scheibe geschickt in einen hundert Meter entfernten Korb befördert – den Bogen hat Johannes Block längst raus. Die optimale Flugbahn zum Einputten könnte er sogar berechnen, schließlich hat er Physik studiert, schreibt gerade seine Doktorarbeit. Doch zum Glück für alle Physik-Nieten ist Disc Golf keine Wissenschaft. Der Scheibensport ist eine runde Sache mit Spaßfaktor. Von Antje Bernstein