„Rostock hat einen Rostocker im Bundestag verdient“

Bei (fast) jedem Heimspiel des FC Hansa sitzt er auf der Tribüne, zur Arbeit fährt er stets mit dem Rad. Uwe Flachsmeyer mag es halt sportlich. Das gilt auch in der Politik: Der Fraktionschef der Grünen in Rostocks Bürgerschaft kandidiert nun auch für den Bundestag – und tritt dabei gegen politische Schwergewichte wie Linken-Spitzenpolitiker Dietmar Bartsch und „Titelverteidiger“ Peter Stein von der CDU an. Ein aussichtsloses Unterfangen? „Nein!“, sagt Flachsmeyer selbstbewusst. „Ich habe vielleicht nur Außenseiterchancen – aber die will ich nutzen.“ Wie er bei den Rostockern punkten will, weiß er genau: „Viele grüne Themen sind gerade für die Menschen in der Hansestadt relevant. Küsten- und Meeresschutz, gleiche Löhne – das alles bewegt auch die Rostocker.“ Flachsmeyer ist 49 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder – und er ist „Rostocker durch und durch“: „Ich bin dieser Stadt geboren, lebe schon mein ganzes Leben hier.“ Gegenüber seinen Mitbewerbern sieht er das klar als Vorteil: Bartsch stammt aus Stralsund, Stein lebt „im Speckgürtel“. „Aber Rostock verdient nunmal einen Rostocker im Bundestag“, so Flachsmeyer. In der Kommunalpolitik habe er die Erfahrung gemacht, etwas für die Menschen bewegen zu können – wenn man denn zuhört und sich engagiert: „Das will ich nun auch in Berlin.“ Insbesondere für Rostock seien starke Grüne im Bundestag wichtig: Viele Themen der Partei würden die Menschen an der Warnow ganz direkt betreffen. Der geforderte Ausstieg aus der Kohlekraft sei nur eines davon: „Wir wollen alle Kohlekraftwerke bis spätestens 2030 vom Netz nehmen – in der Hansestadt gerne schon früher.“ Für die Rostocker wäre das gut, meint Flachsmeyer: „Das Kraftwerk im Seehafen belastet unsere Luft. Geht es außer Betrieb ist das gut und gesund für die Rostocker.“ Und dann wäre doch auch der Klima- und Meeresschutz: Die Strände in Warnemünde, Hohe Düne und Markgrafenheide seien für viele Rostocker die schönsten Fleckchen Erde auf dieser Welt. „Mein Lieblingsplatz ist beispielsweise die ,Blaue Boje’ in Markgrafenheide.“ Außerdem würden viele Menschen in der Hansestadt von den sauberen Stränden und einer sauberen Ostsee leben: „Wir müssen das Meer schützen, das so viele Touristen zu uns lockt.“ Den Klimawandel zu stoppen, das sei im ureigensten Interesse der Bürger in der Hansestadt: „Wenn uns das nicht gelingt und die Meeresspiegel weiter rasant steigen, versinken große Teile Rostocks in den Fluten. Vielleicht erst in einigen Jahrzehnten. Aber die Hansestadt soll auch für unsere Enkel und Ur- Enkel noch Heimat sein können.“ Aber Flachsmeyer geht es nicht „nur“ um Umweltschutz: „Ich bin für die so genannte ,Bürgerversicherung’. Jeder, der Geld verdient, muss in die Kranken- und Rentenkassen einzahlen – auch Beamte und Spitzenverdiener. Als Mitglied des Bundestages würde ich da gerne den Anfang machen.“ Denn: „Es ist ungerecht, dass sich diejenigen, die sehr gut verdienen, nicht an den Gemeinschaftskassen beteiligen müssen. Das ist nicht sozial, so bekommen wir eine Zwei- Klassen-Medizin.“ Und für noch ein Thema brennt der Grüne: „Für Europa!“ Rostock lebe vom Handel, von offenen Grenzen. „Nur gemeinsam werden wir in Europa die Herausforderungen der Zukunft meistern. Die Nationalstaaten sind dafür zu klein.“ Ob er bereit sei, dafür auch ein Stück „Identität“ aufzugeben? „Nein, aber das ist auch nicht nötig: Ich fühle mich als Rostocker, als Mecklenburger. Identität ist doch eher ein lokales Thema.“ Mit seiner Familie lebt Flachsmeyer in der Stadtmitte. Auf dem VEG Zingst – dem „volkseigenen Gut“ – hat er einst Tierpfleger gelernt. Danach folgten eine Ausbildung zum Hotelfachmann im „Neptun“ in Warnemünde, mehrere Stationen in der Hotellerie und schließlich sein heutiger Job als Banker. Nur einmal hat er die Stadt verlassen – zum Studium der Betriebswirtschaftslehre und Sozialwissenschaften in Göttingen. Für den Job im Bundestag würde er auch – zumindest in den Sitzungswochen – nach Berlin gehen: „Hansa-Schal und Trikot müssen dann sofort mit ins neue Büro!“ Und wenn es mit dem Einzug ins Parlament doch nicht klappt? „Dann wählt Rostock 2019 immer noch einen neuen Oberbürgermeister“, sagt Flachsmeyer lachend – und radelt davon. Für den Bundestag kandidieren am 24. September im Wahlkreis 14: Peter Stein (CDU), Dr. Dietmar Bartsch (Linke), Christian Reinke (SPD), Stephan Schmidt (AfD), Uwe Flachsmeyer (Grüne), Hagen Reinhold (FDP), Arne Gericke (Freie Wähler), Philipp Schwartz (MLPD), Torsten Frosina (ÖDP) und Eric Adelsberger (Die Partei). Die OZ stellt die Kandidaten in loser Reihenfolge vor. Der Wahlkreis 14 umfasst neben der Hansestadt Rostock die Gemeinden Dummerstorf, Graal-Müritz und Sanitz sowie die Ämter Carbäk, Rostocker Heide, Schwaan, Tessin und Warnow-West. Andreas Meyer

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