Rostocker Klinik-Nannys helfen trotz Corona kranken Kindern

Die Weihnachtsengel tragen in diesem Jahr rosa Pullover – und Mundschutz. Denn natürlich haben Rostocks Klinik-Nannys beim Packen der Geschenke für die kranken Kinder auf größtmöglichen Infektionsschutz geachtet. Normalerweise würden die Ehrenamtler zum Fest auf die Station gehen und dort nicht nur Überraschungen vorbeibringen, sondern diese auch gleich gemeinsam mit den Kindern ausprobieren. „Durch die Corona-Pandemie ist das gerade nicht in gewohntem Umfang möglich. Aber natürlich wollten wir die Mädchen und Jungen, die rund um Weihnachten im Krankenhaus sein müssen, besonders in dieser Zeit ein bisschen erfreuen und ablenken“, sagt Jana David, studentische Leiterin des Projekts „Tommy nicht allein“. Geschenkbeutel für die tapferen kleinen Patienten: Und so wurden in den letzten Tagen rund 30 Geschenkbeutel gepackt. „Für jedes Geschlecht und ganz verschiedene Altersgruppen ist etwas dabei“, erzählt die 36-Jährige. Von nützlichen Artikeln wie Haargummis über Plüschtiere zum Kuscheln bis hin zu den Dingen, die helfen, die langen Tage im Krankenbett besser rumzukriegen – also Bücher, Mal- und Rätselblöcke, Spiele und Spielzeug – fanden viele Sachen ihren Weg in die Tüten. Neben den unzähligen Geldspenden für die Nannys gab es auch OZ-Leser, die – zum Teil anonym – Sachspenden bereitstellten. So stiftete Johanna Biedenweg viele niedliche Schneemänner und Tannenbäume. Normalerweise würde sie die Häkelarbeiten verkaufen und den Erlös spenden, erzählte die Rostockerin. Da in diesem Jahr aber Verkaufsgelegenheiten wie Märkte oder Feiern ausfielen, spendete sie eben die Figuren, die an die Weihnachtsbeutel gehängt und auf der Kinderstation der Rostocker Universitätsmedizin abgegeben wurden. Unerwartete Sachspenden vor dem Fest: Eine ganz unerwartete Spende gab es auch von Oleksandr Nikora. „Die Jungs vom Charity Gaming verabreden sich zum Online-Spielen und sammeln dabei Geld. Der Gewinner darf entscheiden, wohin das Geld geht. Und in diesem Jahr hat sich Sieger Oleksandr für uns entschieden“, freut sich Jana David. Von dem Geld, immerhin mehrere Hundert Euro, wurden unter anderem Computer- und Brettspiele angeschafft. Süßes gab es noch von Elisabeth Möser, die für die Hansestadt die Fairtrade-Kampagne koordiniert und rund 300 kleine fair gehandelte Schokoladenweihnachtsmänner beisteuerte. „Wir hoffen, dass wir den Kindern und ihren Familien die Weihnachtszeit so wenigstens etwas versüßen konnten“, erklärte Elisabeth Möser bei der Übergabe. Auch die Schwestern auf den Stationen sowie die ehrenamtlichen Nannys wurden mit Süßem bedacht. Unendliche Dankbarkeit bei Nannys und Kindern: Wofür die Rostocker Klinik-Nannys in diesen Weihnachtstagen selbst unendlich dankbar sind, ist die riesige Spendenbereitschaft der OZ-Leser. Bei der diesjährigen Aktion von „Helfen bringt Freude“ kamen für das Projekt bis Mittwochmittag 84 900 Euro zusammen. „Mit dieser riesigen Summe haben wir nie und nimmer gerechnet – es ist überwältigend und damit können wir so viel erreichen“, freut sich Jana David. Neben Neuanschaffungen bei Spiel- und Bastelzeug und Spielschränken auf jeder Kinderstation kann auch die Handy-App vorangebracht werden. Die soll nicht nur die Einsätze der Rostocker Nannys besser koordinieren, sondern auch dazu beitragen, das Projekt anderen Kliniken bundesweit zur Verfügung zu stellen. „Dank der unglaublichen Spendenbereitschaft der OZ-Leser kommen wir auch unserem großen Traum näher: einem eigenen Spielzimmer, das wir als Nannys betreuen und in dem Kinderträume wahr werden“, blickt die angehende Ärztin voraus. „Ideale Ergänzung bei der Patientenbetreuung“: Wie bedeutend das Engagement der rund 100 ehrenamtlich tätigen Studenten ist, weiß auch Prof. Jan Däbritz. „Ich halte das Projekt ganz persönlich für eine tolle Idee, weil Eltern nicht immer so oft bei ihren kranken Kindern sein können, wie sie gern wollen“, sagt der Direktor der Universitäts-Kinder- und Jugendklinik Rostock. Zudem seien die Einsätze der Nannys eine ideale Ergänzung zum eigenen Angebot der Klinik. „Wir haben ja Pädagogen für die Schulaufgaben und natürlich Pflegekräfte, die auch da sind und sich kümmern. Aber deren Hauptaufgabe ist eben die Pflege“, so Prof. Däbritz. Für solche längeren Besuche mit Spielen, Vorlesen oder Basteln fehlen im Alltag einfach die personellen Ressourcen, weshalb man für den Einsatz der Ehrenamtler sehr dankbar sei. Gerade zu den Feiertagen würde aber auch in der Kinderklinik versucht, auf nicht notwendige Aufenthalte für die kleinen Patienten zu verzichten. „Wir fahren da ein abgespecktes Programm. Was nicht dringend ist, wird natürlich nicht auf die Weihnachtstage gelegt“, erklärt der Klinikleiter. Dennoch gebe es natürlich Akutfälle, für deren medizinische Betreuung auf jeden Fall gesorgt wird. „Dabei versuchen wir, den Patienten ihren Aufenthalt in der Klinik so angenehm wie möglich zu machen“, sagt Däbritz. So seien die Stationen weihnachtlich geschmückt und es gibt eben auch die Pakete der Nannys. Sollte bei den akuten Fällen ein kleiner Patient dabei sein, der gar keinen Besuch bekommen kann, würde trotz Lockdown sicher auch ein Besuch der Ehrenamtler zugelassen. Schließlich gilt gerade zur Weihnachtszeit, dass kein Kind allein bleiben soll. Von Claudia Labude-Gericke