Rostocks Firmen kommen auf den Hund

Freundlich bellend begrüßt Labrador-Retriever Mokka je den Kunden, der das Büro von Claudia Denschke (40) und Mathias Möckel (38) betritt.„Mokka ist immer dabei“, sagt Denschke. „Er ist einfach ein Sympathieträger“, ergänzt ihr Lebensgefährte Möckel. „Mokka liegt gern auf seinem Platz vor dem Fenster. Passanten, die ihn sehen, kommen manchmal extra herein, um ihn zu streicheln.“ Denschke und Möckel sind selbstständig, ihre Firma heißt „Mehrweg Greenie“. „Wir fertigen wiederverwendbare Einkaufstaschen für den Einzelhandel an“, beschreibt Möckel seine Arbeit. „Damit wollen wir den Plastiktüten den Kampf ansagen.“ Im hektischen Arbeitsalltag sorge der gutherzige Labrador-Retriever oft für helle Momente. „Er trägt gern die Zeitung oder kleine Einkäufe in seinem eigenen Beutel“, erzählt Denschke. „Und wenn ich mal ein unangenehmes Telefonat habe, kann ich nebenbei Mokka streicheln und alles ist nur noch halb so schlimm. Er bereichert das harte Geschäftsleben sehr.“ Ein weiterer positiver Effekt ist, dass der Hund seine Besitzer daran erinnert, regelmäßig eine Pause einzulegen. „Wir gehen gern mittags eine Runde durch den Lindenpark oder die Wallanlagen“, sagt Möckel. „Von allein würden wir auch mal den ganzen Tag vor dem Bildschirm arbeiten.“ Die positiven Auswirkungen eines Hundes im Büro weiß auch die Wiro zu schätzen. „Ein Bürohund sorgt für gute Laune und ein gutes Betriebsklima“, erklärt Unternehmenssprecherin Dagmar Horning die Einstellung der Firma. „Hunde sind in Wiro-Büros willkommen, wenn sie gut sozialisiert, nicht aggressiv sind und keine Angst vor fremden Menschen und Geräuschen haben“, fügt Horning hinzu. Ob diese Kriterien auf das eigene Tier zutreffen, wüsste jeder Mitarbeiter selbst am besten. Doch nicht jeder Hund hat so ein Glück wie Mokka und die Vierbeiner der Wiro-Mitarbeiter. „Viele Bürger lassen ihren Hund den ganzen Tag alleine in der Wohnung“, bemängelt Wolfgang Horn, Vorsitzender des Rostocker Tierschutzvereins. „Man geht morgens eine Runde Gassi und kommt dann erst abends um sieben nach Hause. Da hat das Tier Schwierigkeiten, seine Bedürfnisse zurückzuhalten.“ Aus diesem Grund gibt es morgen deutschlandweit den Aktionstag „Kollege Hund“, an dem Mitarbeiter in teilnehmenden Betrieben ihr Tier mit zur Arbeit nehmen dürfen. „Ziel ist es“, so Horn, „die Firmen dauerhaft von dieser Lösung zu überzeugen.“ Letztes Jahr haben sich über 1000 Firmen beteiligt. „Es ist Tierquälerei, einen Hund mehr als acht Stunden alleinzulassen“, mahnt auch Helene Koss, Inhaberin der Rostocker Hundeschule „for.four“. Zwar könne man einige Hunderassen ans Alleinsein gewöhnen, müsse dafür jedoch ihren Schlafrhythmus anpassen. „Alternativ schlage ich einen Gassigeher vor, der den Hund tagsüber besucht und mit ihm einen längeren Spaziergang macht“, sagt sie. Der Labrador-Retriever Mokka kennt diese Probleme nicht: Er begleitet seine Besitzer ohnehin jeden Tag in das Büro von „Mehrweg Greenie“. Damit das Arbeitsleben mit Hund funktionieren kann, gibt es allerdings einiges zu beachten. „Ich finde die Idee, Unternehmen für mehr Hundefreundlichkeit zu motivieren, gut“, sagt Mathias Möckel. „Allerdings würde ich das erst erlauben, wenn der Hund schon mindestens ein Jahr bei seinen Besitzern wohnt und eine gute Erziehung genossen hat.“ Zudem ist nicht jeder Arbeitsplatz für einen Hund geeignet. „Für Angestellte im Bürowesen bietet es sich an“, findet Koss von der Hundeschule „for.four“. „Aber ein stressiger Job kann auch für das Tier belastend sein.“ Hilfreiche Adressen Betreuung für Hunde während der Arbeitszeit gibt es an folgenden Stellen: Hundeland Rostock, Lindenstraße 32, Admannshagen, Inhaberin: Dagmar Copius, Montag bis Freitag, 6 bis 17.30 Uhr (später nur nach Absprache), ☎ 038203/733436 Charly‘s Tierpension, Am Stegebach 6, Bartenshagen, Inhaber: Peter Stuhr, ganz- oder mehrtägig, ☎ 038203/747499 oder 0178/2944512 Hundekindergarten Rostock, Hohen Tannen 1b, Dummerstorf , Inhaberin: Simone Loschke, ganz- oder mehrtägig, ☎ 038208/559945 Mobile Tierbetreuung Rostock, Inhaberin: Fanny Schmidt, Tierbetreuung, Tierphysiotherapie und Tierkrankenpflege, ☎ 0173/7474020 Viele nebenberufliche Tierbetreuer, Gassigeher und Spielgefährten gibt es auch unter www.betreut.de und www.pawshake.de. Melanie Jaster, Nele Reiber und Sophie Kuczewski

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