Rostocks Radisson Blu Hotel macht im Lockdown alle Zimmer neu

Es wird gebohrt, gehämmert und gemalert. Und das in Akkordarbeit. Ungefähr 50 Maler, Tischler und Elektriker werkeln im Radisson-Blu-Hotel in der Rostocker Innenstadt. Unter den vielen Männern auf der Baustelle kniet Veronika Feckl am Boden, neben ihr Lacke, Pinsel und Reparaturkits. „Alles das, was im Hotel bleibt, versuche ich wieder neu aussehen zu lassen“, sagt sie. Damit meint die Restauratorin aus Potsdam die Holzleisten und die Türrahmen. In den Zimmern und im Flur des Hotels bleibt nicht mehr viel übrig. Die Zimmer sind leer, der Teppichboden rausgerissen, die Badewanne entsorgt. „Alle 251 Zimmer des Hotels werden neu gemacht“, verrät Hoteldirektor Daniel Bojahr. Und bis zu Beginn der Saison soll alles fertig sein. „Dann ist hier nichts älter als zwei Jahre.“ Innerhalb von fünf Tagen sind alle 60 Zimmer einer Etage entkernt. Ungefähr fünf Wochen später sind die neuen Zimmer bereit, Gäste zu empfangen. 6 Millionen Euro in Umbaumaßnahmen investiert: Eigentlich sollten die Sanierungsarbeiten in dem Hotel über drei Jahre gehen. Weil das Radisson Blu wegen Corona derzeit aber nur sehr wenig Auslegung hat, wird die Zeit genutzt, sagt Bojahr. Insgesamt sechs Millionen Euro werden in die Umbaumaßnahmen investiert. Die 50 Mitarbeiter aus verschiedenen Gewerken, die derzeit mit den Arbeiten beschäftigt sind, werden im Hotel beherbergt. Die alten Zimmer hätten noch den Standard von 2005, sagt der General Manager. Da hätte das Hotel nämlich eröffnet. Die neuen Zimmer werden moderner, schicker und auch energetisch effizienter. Das ist Daniel Bojahr besonders wichtig. „Wenn das Fenster in den Zimmern künftig aufgeht, geht gleichzeitig das Lüftungsgerät automatisch aus.“ Designboden und „Master-off“-Schalter: Dunkle Vinyltapete statt roter Wandfarbe, edle, blaue Samtsessel statt braunem Leder und ein neuer Boden – darauf können sich die Gäste künftig freuen. „Statt Teppichboden verlegen wir nun einen Designboden. Das ist hygienischer“, sagt der Hotelchef. Gleichzeitig ändert sich auch das Bad in den Zimmern: Statt Badewanne und Dusche wird es zukünftig nur noch große, fast ebenerdige Duschen geben. Denn die Erfahrung habe gezeigt: Im Hotel gehen die Leute eher duschen als baden. Beim Zubettgehen die Schreibtischlampe angelassen? Das ist künftig kein Problem mehr. Neu ist nämlich auch ein „Master-off“-Schalter am Bett, der alle Lichter im Zimmer ausschaltet. Lesen Sie auch 19 Prozent weniger Übernachtungen im Jahr in MV – Camping im Plus Corona-Experte Reisinger: Diese Lockerungen kann sich MV erlauben Usedomer Hotelier packt aus: „Verbrenne gerade richtig viel Geld“ „Wir wollen für die Region da sein“: „Wir wollen dem Anspruch der Hotelgäste gerecht werden“, erklärt Daniel Bojahr. Es sei eine Investition in die Zukunft. Zwar glaube er, dass sich das Reiseverhalten nach der Corona-Zeit verändern wird, dennoch: „Wenn die Einrichtung noch auf dem Stand von vor 15 Jahren ist, sind weniger Touristen bereit, in das Hotel zu kommen.“ Er betont: „Wir sind nicht einfach nur ein Hotel, sondern wollen auch für die Stadt und die Region da sein.“ Die Gäste sorgen bei den Händlern in der Kröpeliner Straße für Umsatz, nutzen kulturelle und touristische Angebote in der Region. Und auch die Einheimischen kommen im Hotel nicht zu kurz: Die Rostocker könnten das Restaurant und die Bar des Hotels nutzen, für sie gibt es auch Veranstaltungen, sagt Bojahr. Auch die Unternehmen, die das Hotel jetzt neu machen, kommen überwiegend aus der Region. Das fertige Musterzimmer gibt es bereits seit dem Juni letzten Jahres. Gäste konnten gezielt Feedback geben. Auf dieses aufbauend hat es in den weiteren Planungen der neuen Räume noch einige Änderungen gegeben. Andere Lampen am Bett beispielsweise. Neuer Fitness- und Wellnessbereich: Doch nicht alles läuft glatt beim Umbau, verrät der Hoteldirektor. Die neuen Lampen für die Flure kommen später als geplant an, der Lkw stand im Schneechaos auf der Autobahn. Und wegen des Brexit hätten es die Stoffe für die neuen Sessel noch nicht über die Grenze geschafft. „Die Sessel hätten letzte Woche geliefert werden sollen“, sagt er. Der Verzug werde schon mit eingeplant. Statt auf die fehlenden Dinge zu warten, werde mit der nächsten Etage begonnen. In der obersten Etage des Hotels haben die Gäste sowie die Rostocker künftig die Möglichkeit, Sport zu treiben und zu saunieren. Vor wenigen Wochen wurde auch der Wellnessbereich und der Fitnessraum fertiggestellt. „Mit Blick über die Stadt auf dem Laufband stehen – wo hat man das schon?“, fragt sich Bojahr lächelnd. Von Stefanie Ploch