Sanierung: Mieter sauer auf Wiro

Die Wut der Warnemünder auf die Wohnungsgesellschaft Wiro wächst. Rund 100 Bewohner versammelten sich gestern in der Rostocker Straße 21, um gegen die Sanierungspläne für das Wohnquartier zwischen Rostocker und Lortzingstraße zu protestieren. „Das Problem muss mehr publik werden. Viele wissen nicht, was hier passieren soll“, sagt Karin Harresen. Die 64 Jahre alte Mieterin hat zu dem Treffen aufgerufen. Viele Fragen seien offen. Fakt ist: Die Häuser sollen umgestaltet werden, dafür müssen die Bewohner ihre Sachen packen (die OZ berichtete). Ein Rückzug sei jedoch nur zu marktüblichen Konditionen möglich, heißt es. Der Mieterverein Rostock warnt: Für neue luxuriöse Wohnungen würden Altmieter verdrängt. „Die wollen uns hier raus haben. Aber wir gehen nicht“, sagt Frank Herodes (41). Seit 22 Jahren lebt der Straßenbauarbeiter in seiner Wohnung. Er befürchtet: „Wenn die hier anfangen, gehen die durch ganz Warnemünde.“ Die Mieter im Quartier seien verunsichert. „Sie haben Angst, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht“, sagt Renate Tarra (77). Dabei habe die Rentnerin genug Probleme. Sie pflegt ihren schwerkranken Mann. Lungenkrebs. „Nun kommt noch dieses Theater dazu“, sagt Tarra. Im Mai informierte die Wiro die Mieter per Post über die Pläne. Doch für Christian Rudolph, Chef des Rostocker Mietervereins, reicht so ein „lapidares Schreiben“ nicht aus: „Mit den Mietern ist nicht gesprochen worden.“ Rudolph plant nun für die kommende Woche ein Gespräch mit Mietern, Wiro und Vertretern der Rostocker Bürgerschaft. Alle Fakten sollen auf den Tisch. Das Ziel sei „bezahlbares und sicheres Wohnen“. Die Mieter hätten gute Karten: Nach derzeitiger Rechtslage rechtfertige die Sanierung eines Gebäudes keine Kündigungen, sagt Rudolph. Die Wiro signalisiert Gesprächsbereitschaft. „Wir sind dafür jederzeit offen“, sagt Firmensprecherin Dagmar Horning. Von einer Verdrängung der Mieter könne jedoch keine Rede sein. Die Bewohner seien stets rechtzeitig und persönlich informiert worden. „Im ersten Bauabschnitt sind zwölf Mieter umgezogen, mit sechs anderen wird verhandelt“, sagt Horning. Stehen die Pläne für die nächsten Bauabschnitte fest, werden weitere Mieter kontaktiert. Horning betont, dass die Sanierungen unumgänglich seien. „Seit Jahren gibt es hohe Grundwasserstände, die sämtliche Abdichtungen der Häuser geschädigt haben.“ Die Stahlbetondecken im Erdgeschoss seien stark angegriffen und nicht mehr reparabel. „Sie müssen zwingend ausgetauscht werden.“ Dies betreffe alle Mieter, da ein Zugang über das Treppenhaus während der Arbeiten nicht möglich sei. Die Wohnungen sollen „zeitgemäß und modern“ gestaltet werden. Dafür müssten Grundrisse verändert werden. Horning verspricht für jeden Mieter eine individuelle Lösung: „Die Wiro übernimmt Umzugs- und Anpassungskosten, wie zum Beispiel bei Einbauküchen.“ Bisher sei es zudem gelungen, jedem Mieter eine Wohnung in Warnemünde anzubieten. Mit den Mietern ist nicht gesprochen worden.“Christian Rudolph, Chef Rostocker Mieterverein André Wornowski

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