Vor sieben Tagen starteten gut 40 Schornsteinfeger ihre „Glückstour“ quer durch Deutschland. In sieben Etappen legten sie insgesamt 1000 Kilometer auf ihren Fahrrädern zurück und sammelten dabei 215000 Euro an Spendengeldern ein. Die Summe kommt krebskranken Kindern und ihren Eltern zugute – und zwar ohne Abzüge.
Das Ziel der 14. Auflage der Radtour: Der Bundesverbandstag des Schornsteinfegerhandwerks, der in diesem Jahr in Rostock stattfand. Die Radtour soll nämlich nicht nur dem guten Zweck dienen.
„Wir wollen damit auch aufmerksam machen auf unser Handwerk und die Tagung“, sagt Ralf Heibrok. Der Schornsteinfeger führt seinen Betrieb in der Nähe von Bielefeld und ist der Hauptorganisator der „Glückstour“.
Der Rostocker Empfang in Bildern:
Während des viertägigen Treffens beschäftigen sich die Verantwortlichen auch mit Problemen und Herausforderungen ihrer Zunft. So wird die Zahl der Schornsteinfeger in den nächsten 30 Jahren wohl um gut zehn Prozent zurückgehen. „Mit der Energiewende haben auch wir uns befasst“, sagt der Präsident des Bundesverbandes Oswald Wilhelm. „Dadurch wird das Arbeitsvolumen des jetzigen Schornsteinfegers weniger.“
Beruf ist im Wandel
Man sei aber gewappnet und leide sogar – wie jede andere Branche im Handwerk auch – unter dem Fachkräftemangel. Eine Ausbildungsoffensive ist in Planung. Die Arbeit sei nach wie vor da, verändere sich aber. „Wir machen uns schon lange auf den Weg, neue Berufsaufgaben auszumachen“, sagt Oswald Wilhelm.
Beratungstätigkeit nimmt zu
Dazu zählen etwa die Kontrolle von Lüftungsanlagen und die Energieberatung. „Die Kunden kennen sich in dem Dschungel kaum noch aus. Deswegen brauchen wir Berater“, sagt der Präsident. Kehr-, Überprüfungsarbeiten und Messungen machten aber noch 80 Prozent des Tagesgeschäfts aus.
Aber auch die Digitalisierung verändere den Beruf. Während es früher noch fast ausschließlich um körperliche Arbeit ging, wird das Berufsfeld inzwischen auch für Frauen immer interessanter. „Wir verarbeiten auch eine große Flut an Daten“, sagt Oswald Wilhelm. „Inzwischen hat jeder Schornsteinfeger die auf einem Tablet in der Hosentasche.“
Im Video: Die „Glücksradler“ werden von ihren Kollegen empfangen.
Hitzewelle: Zwei Radler kollabierten
Aufs Fahrrad setzen sich die Schornsteinfeger hingegen nur in ihrer Freizeit. „Jeder zahlt 500 Euro Startgeld und 100 Euro für die Begleitfahrzeuge“, sagt Ralf Heibrok. Und Urlaub brauchen sie natürlich auch. Ausfälle hat es während der 1000 Kilometer langen Tour glücklicherweise nur wenige gegeben.
„Zwei Kollegen sind bei der Hitze kollabiert und mussten ins Krankenhaus gebracht werden.“ Ihnen gehe es aber wieder gut. Schornsteinfeger Ralf Heibrok führt seinen Betrieb in der Nähe von Bielefeld und ist der Hauptorganisator der „Glückstour“.
Brand- und Umweltschutz als Kernkompetenz
Die Tagung steht in diesem Jahr unter dem Motto „ Feuer und Flamme für Brand- und Umweltschutz“ – die beiden Kernkompetenzen des Handwerks. „Im vergangenen Jahr wurden 1,4 Millionen Mängel an Feuerungsanlagen festgestellt“, sagt Pressesprecher Alexis Gula. Deutschlandweit seien zwölf Menschen an Kohlenmonoxidvergiftungen gestorben. 60 wurden verletzt. Diese Zahlen immer weiter zu reduzieren, auch das zählt zu den Aufgaben der Schornsteinfeger und des Verbandes. „Früher sind ganze Städte ausgehend von Feuerungsanlagen abgebrannt“, sagt Oswald Wilhelm. In 2019 hat es bisher vier Todesfälle gegeben.
Die Radler auf ihren letzten Kilometern vor Rostock:
Während der Tour sammelten die Schornsteinfeger aber nicht nur Geld ein, sondern verteilten auch die Spendensummen aus dem Vorjahr. „73 Institutionen erhielten jeweils 3000 Euro“, sagt Ralf Heibrok und ist stolz. „Auf dem Weg hierher hat sich wieder einmal gezeigt, wie ein ganzes Handwerk zusammenhält.“
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Dana Frohbös