Hinter Großwohnsiedlung, Plattenbau und Häuserblöcken leuchtet das tiefblaue Schiff im Logo der Schule. Die Baltic-Schule in Toitenwinkel ist ein maritimer Stützpunkt im Nordwesten der Hansestadt. Seit einigen Jahren schon bringt sie ihre Schüler auf den richtigen Kurs und hat die Segel Richtung Zukunft gesetzt. Für viele Schüler ist die Integrierte Gesamtschule oft Rettungsanker und Heimathafen zugleich. Unter dem Kommando „die Schule für alle Kinder“ nimmt sie für ihre Schützlinge Fahrt auf. „Leinen los“ in Toitenwinkel für Runde 13 des OZ-Schulratgebers.
Ausstattung: Schule neu saniert
Das moderne Schulgebäude wurde vor einem Jahr renoviert. Die Flure sind mit Schülerarbeiten dekoriert, die im Eingangsbereich hanseatisches Flair vermitteln. Eine Keramikwerkstatt mit Brennofen, eine große Lehrküche, Speise- und Computerräume gibt es ebenfalls. Das Schulgebäude ist barrierefrei und mit einem Fahrstuhl ausgestattet. Noch fehlt eine Aula für gemeinsame Events.
Zahlen & Fakten
350 Schüler besuchen die Baltic-Schule.
Der Titel „Schule mit vorbildlicher Berufsorientierung“ gilt bis 2021.
Produktives Lernen wurde an der Schule in MV zuerst angeboten.
Freizeitangebot: Junge Sanitäter
Die Schulsanitäter unterstützen nicht nur Sportfest und Schulveranstaltungen, sie springen auch ein, wenn in den eigenen Reihen Hilfe benötigt wird. Dazu stehen afrikanisches Trommeln, Schulband, Aquaristik und Computer im Kursangebot der Schule. Für den sportlichen Ausgleich sorgen Tanzen, Judo und Rugby. Holzbearbeitung und Keramik sind kreative Angebote.
Förderangebot: produktiv Lernen
„Produktives Lernen“ und „HEE“-Unterricht (Handeln, Erkunden, Entdecken) stehen für die individuelle und praxisnahe Ausrichtung der Schule. Berufsfelderkundungen und Betriebsbesichtigungen tragen zur beruflichen Orientierung bei. Intensiv gefördert werde auch im Kurs „Deutsch als Zweitsprache“, in dem ausländische Schüler die deutsche Sprache erlernen.
Lehrer: Coach-Funktion
Inklusionsstrategien werden im Weiterbildungsprogramm der Lehrer erarbeitet. Eine besondere Schulung zum Coach durchlaufen die Pädagogen für das „Produktive Lernen“. Auch für den handlungsorientierten Unterricht ist eine spezielle Ausbildung notwendig. 32 Lehrer hat die Schule insgesamt. Sozialpädagogen, Sonderpädagogen, Referendare und Berufsberater ergänzen das Team.
350 Schüler, die meisten aus Dierkow, Toitenwinkel und Gehlsdorf, besuchen derzeit die Baltic-Schule. Die 15 Klassen teilen sich in zwölf Regelschulklassen, zwei „PL“-Klassen und eine Schulwerkstatt-Gruppe auf, in der die Schüler individuell betreut werden. „PL“ heißt „Produktives Lernen“ und ist eine wesentliche Säule im Profil der gebundenen Ganztagsschule. „Das ist ein Regelschulangebot für Schüler, die anders lernen wollen“, erklärt Lehrerin Petra Krumbiegel, die eine zweijährige Zusatzausbildung für das „Produktive Lernen“ absolviert hat. In diesem Angebot sind die Schüler drei Tage an einem Praxislernort und zwei Tage in der Schule. „Wesentlicher Vorteil ist das umfangreiche Kennenlernen verschiedener Berufsmöglichkeiten“, sagt Schulleiterin Almut Häupl.
In zwei bis vier Jahren können Schüler sich im „Produktiven Lernen“ ausprobieren. Die Verbindung von Theorie, Praxis und fächerübergreifendem Lernen verhelfe ihnen zu dem bestmöglichen Schulabschluss.
Seit einem Jahr befindet sich die Baltic-Schule im Aufbau zu einer Regionalschule, der im kommenden Schuljahr abgeschlossen sein soll. Berufsreife und Mittlere Reife sind die angebotenen Abschlussmöglichkeiten, der Übergang zu einem Gymnasium werde ebenfalls vorbereitet. In Ausrichtung und Angeboten setze man auf neue Erkenntnisse in der Schulbildung. „Die Lehrerrolle der Zukunft und innovative Wege sind unsere Vision“, sagt Schulleiterin Häupl. Als Seminar- und Ausbildungsschule sei die Förderung von Nachwuchs und das Einbringen junger Impulse ausschlaggebend.
Progressiv ist auch der „HEE“-Unterricht. Unter dem Credo „Handeln, Erkunden, Entdecken“ werde es den Jugendlichen leichter gemacht, sich für einen Beruf zu interessieren und eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. In diesem Zusammenhang stehen Theater-Projekte, Bewerbungstrainings, Berufsfelderkundungen, Event-Management, Angebote zu Gastronomie und Kochen, aber auch handwerkliche Kurse, in denen die Schüler beispielsweise lernen, ein Fahrrad zu reparieren. Dazu gehört auch der „Beach-Manager“, ein wirtschaftliches Planspiel, in dem Schüler zur Firmengründung angeleitet werden. Unter der Regie von Brigitte Zückert wagen die Schüler den Selbstversuch in einer unternehmerischen Tätigkeit, müssen planen, kalkulieren, riskieren und haushalten. „Sie können am Beispiel einer Surfschule lernen, wie ein Betrieb funktioniert“, erklärt Lehrerin Zückert.
Nils Mario Dombrowski ist Schüler der Baltic-Schule und glücklich über das Kursangebot. „HEE ist besser als normaler Unterricht, man nimmt mehr mit“, sagt der 12-Jährige. Nach dem Umbau der Schule fühle er sich noch wohler. Dass er nach dem Abschluss der Mittleren Reife einmal Menschen helfen wolle, weiß Nils heute schon. Dazu beigetragen hat auch seine Schule, die immer wieder Berufsmöglichkeiten und Perspektiven im schulischen Alltag aufgezeigt hat.
„Das Auflösen des starren Unterrichtskonzepts hat sich bewährt“, sagt Schulleiterin Häupl. Die Entstehung von Arbeitsverträgen durch Praktika zeige es. „Wir zeigen dem Schüler, was er kann. Ihn bei seinen Stärken zu packen, ist unsere Aufgabe“, so Häupl. Der Kompass zeige auf die Zukunft – auch wenn der Wind nicht immer zu ändern sei.
Kontakt: Pablo-Picasso-Straße 43,
Telefon ☎ 0381/ 381 41 300, E-Mail:
sekretariat.balticschule@rostock.de Infos: www.baltic-schule-rostock.de
Verpflegung: selbst gemacht
In der Lehrküche sind die Schüler selbst gefragt. Dort werde auf Wunsch der Schüler und Lehrer gekocht und gebacken. In der Caféteria gibt es mittwochs Hot Dogs und belegte Brötchen. Die Schule wird mit heißen Speisen beliefert, die vor Ort ausgegeben werden. Eine Alternative zum Schulessen bietet der Fischkutter-Verein, der ein kostengünstiges Mittagsangebot bereit hält.
Lea-Marie Kenzler