Selbstversorgung und Klimaschutz: Kinder in Belitz lernen ökologische Landwirtschaft

Selbst Kartoffeln, Tomaten, Zuckermais und Kräuter anbauen, gemeinsam ernten und zusammen kochen: Im „Wundergarten“ in Belitz (Landkreis Rostock) lernen Schulkinder die ökologische Landwirtschaft kennen, übernehmen Verantwortung und werden für Klimaschutz sensibilisiert. Der „Wundergarten“ ist Teil des Vereins „Power On“ – ein Projekt junger Erwachsener, die sich zum Ziel gesetzt haben, etwas in ihrer Heimat zu bewegen und Kinder aus der Region fürs Leben zu begeistern. Ihnen soll die Gemeinschaft, der Glauben und Kreativität nahegebracht werden, außerdem sollen sie für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sensibilisiert werden. Seit 2014 werden Kinder-Feriencamps mit verschiedenen Freizeitmöglichkeiten angeboten, seit 2018 gehört die Selbstversorgung durch den Wundergarten dazu. Selbstversorgung für die Ferienkinder: Ins Leben gerufen wurde der Wundergarten von Bio-Gemüsegärtnerin Fenja Meiners. „Ich war für meine Ausbildung in Berlin, Hamburg und Göttingen“, erzählt sie. „Als ich meine Ausbildung abgeschlossen habe, beschloss ich zusammen mit einer Freundin, erst einmal wieder in die Heimat zu gehen und etwas für die Region zu tun.“ Mecklenburg-Vorpommern biete viel Potenzial und brauche Leute, die anpacken. „Meine Freundin, die gerade eine Pause in ihrem Jurastudium gemacht hat, kocht gern und ich bin gern im Garten“, sagt die 25-Jährige. „Wir haben den Verein kennengelernt und unsere Idee mit eingebracht.“ 500 Quadratmeter Beet auf dem Pfarrgelände: 2018 wurde schließlich ein 500 Quadratmeter großes Selbstversorgungsbeet auf dem Pfarrgelände in Belitz angelegt – möglich macht das die enge Zusammenarbeit zwischen dem Verein und der Pastorin des Dorfes. Viele Dorfbewohner, darunter viele Eltern der Ferienkinder, halfen. „In der ersten Saison haben wir das als Wochenendaktion angelegt, die Jugendlichen waren natürlich auch dabei“, so Meiners. „Zum Feriencamp 2018 konnten wir dann größtenteils mit Zutaten aus dem eigenen Garten kochen, die wir zuvor selbst geerntet haben.“ Unterstützt wird das Projekt unter anderem vom Landjugendverband Mecklenburg-Vorpommern, der Stiftung Ehrenamt und bürgerliches Engagement, der GLS Zukunftsstiftung Landwirtschaft und der freiwilligen Feuerwehr Bützow. Auch aus dem Dorf kommt viel Unterstützung. „Dann hilft der Landmaschinenhändler mal aus, eine Landwirtin bringt Mist vorbei, wenn wir das brauchen“, sagt die 25-Jährige. „Ein älterer Mann im Dorf steht auch immer bereit, wenn wir Hilfe brauchen.“ Gartenkurse seit 2019: Die Rückmeldung der Kinder nach dem ersten Camp mit Selbstversorgung sei überwältigend gewesen. „Sie haben sich noch mehr Zeit im Garten gewünscht. Die Kinder waren stolz, etwas zum Klimaschutz beizutragen und sich mit den regionalen Produkten auseinanderzusetzen“, sagt die Gemüsebauerin. „Außerdem wurde mehr Bildung gewünscht.“ Und so entstanden für die Saison 2019 Gartenkurse für Schüler – während der Gartensaison montags und donnerstags in der Zeit von 14.30 und 17.30 Uhr. Unterstützung bekam Meiners von vier weiteren Freiwilligen – unter anderem einer Biologie-Studentin der Universität Rostock – sowie einer Projektgruppe der Universität. Die Themen der Saison waren Kulturvielfalt von Pflanze, Mensch und Tier, die vielfältige Bedeutung des Bodens, die Bedeutung von Wasser, Luft und Sonne und Plastik als globale Herausforderung. Verknüpft wurden die theoretischen Einheiten mit praktischer Gartenarbeit. Globales Projekt: Nicht nur in Belitz lernen Kinder die ökologische Landwirtschaft. Der Wundergarten arbeitet eng mit dem Partnerprojekt „Protect Ozon“ im nigerianischen Lagos zusammen. „Wir haben beschlossen, das parallel zu machen und zur gleichen Zeit mehr oder weniger die selben Themen zu behandeln“, sagt Meiners, die sich das Projekt vor Ort angesehen hat. Regelmäßig wird sich online ausgetauscht. „Man hat gemerkt, dass das was bei den Kindern ausmacht – das Projekt wurde dabei bedeutender und globaler“, sagt Meiners. Tierische Produkte aus der Region: Wurde beim Camp 2018 noch vegan gekocht, standen 2019 auch tierische Produkte aus der Region auf dem Speiseplan. „Für dieses Jahr haben wir beschlossen, auch mal einen Hof zu besichtigen. Beim nächsten Camp sollen die Kinder spielerisch über die Herkunft jedes einzelnen Lebensmittels, mit dem gekocht wird, lernen.“ Für die kommende Gartensaison, die im April beginnt, möchte sich die angehende Heilpraktikerin etwas zurücknehmen. „2020 möchte ich dafür nutzen, den Garten abzugeben“, sagt sie. „Eine Gemeindepädagogin und ihr Mann sehen in dem Projekt viel Potenzial. Außerdem ist eine Mutter vom letzten Kurs hinzugestoßen. Wir haben ein großartiges Netzwerk.“ Mehr lesen: Ob Tomaten, Petersilie oder Spinat: Biogemüse aus Bretwisch wächst dank warmer Füße Butter, Kaffee, Pizza: Welche Lebensmittel teurer wurden – und welche billiger Mehr Nachhaltigkeit im Leben: Aktionstag in Kalkhorst geplant So viel Landtechnik präsentiert das Agrarmuseum in Dorf Mecklenburg Umweltbewusster Landwirt aus Bartelshagen: „Naturschutz ist keine Alibi-Veranstaltung“ Von Katharina Ahlers