Spaßbremse für Zocker und Bowler

Bowling, Billard und Spielkasino — wer hier Spaß haben will, zahlt womöglich bald mehr. Die Stadt hebt die Vergnügungssteuer an. Derzeit liegt der Vergnügungssteuersatz noch bei 15 Prozent. Nach einer Beschlussvorlage, über die die Bürgerschaft bei ihrer nächsten Sitzung entscheiden soll, soll er im kommenden Jahr um drei Prozent steigen. Spielhallenbetreiber und ähnliche Vergnügungsanbieter müssen dann 18 Prozent (alt: 15 Prozent) ihrer Einspiel-Ergebnisse an die Stadt abführen. Die verspricht sich davon Mehreinnahmen von 240 000 Euro im kommenden Jahr. Diese Gelder sollen in die Haushaltskonsolidierung fließen und helfen, das Loch in der Stadtkasse zu stopfen. Bislang verdient die Stadt jährlich 1,3 Millionen Euro durch die Besteuerung der Gewinneinnahmen von Spielhallen und Bowlingcentern. Hinzu kommt die allgemeine Vergnügungssteuer auf Tanzveranstaltungen: 100 000 Euro jährlich. 2011 hatte die Vergnügungssteuer noch knapp 1,5 Millionen Euro in die Stadtkasse gespült. Mit der geplanten Steuererhöhung wolle man nicht nur Mehreinnahmen erwirtschaften. „Wir wollen damit auch der Glücksspielsucht entgegenwirken“, sagt Stadtsprecher Ulrich Kunze. Gerade die Spielautomaten, die mit Geldgewinnen lockten, trügen dazu bei, dass aus Gelegenheitsspielern chronische Zocker würden. Derzeit gibt es 572 gewerbliche Spielautomaten in der Hansestadt — 553 davon versprechen Gewinne. Die Zahl der Geräte hat sich seit 2011 um 2,7 Prozent erhöht. Die höhere Steuer soll der Entwicklung entgegenwirken. Auch die Einnahmen durch die Spielgeräte sind gestiegen — seit 2011 um 15 Prozent. Der Wert zeigt: Die Rostocker tragen mehr Geld in die Zockerparadiese. Aktuell gibt es 46 Spielotheken in Rostock, verteilt auf alle Stadtteile. Klaus Wohlfahrt, Geschäftsführer der First Class Spieltreff GmbH, ist entsetzt. Eine Steuererhöhung sei für viele existenzgefährdend. „Ich hatte über eine Gehaltserhöhung für meine Leute nachgedacht, das würde dann nicht gehen“, sagt er. Auch die Bowlingcenter und Dartkneipen sind von der Steuererhöhung betroffen. „Nicht schön, aber wir müssen das hinnehmen“, sagt Markus Schwarze, betriebswirtschaftlicher Leiter des Holiday City Centers (HCC). Er zahle derzeit monatlich 25 Euro pro Bowlingbahn. „Das mal 16 sind 400 Euro im Monat“, rechnet Schwarze vor. Die Mehrausgaben, die die Steuererhöhung mit sich bringe, wolle er aber nicht auf die Kunden umlegen. „Es ist eine Kostenquelle von 20. Erst wenn alle 20 ansteigen, muss man reagieren. Den Rest muss man betrieblich abfedern“, erklärt der HCC-Chef. Wenn es der Stadt helfe und in Bildung investiert werde, unterstütze er die höheren Abgaben. Dass Letzteres nicht passiert, befürchtet Bernd Lühr. „Die Mehreinnahmen werden garantiert zweckentfremdet, um irgendwelche Löcher in der Stadtkasse zu stopfen“, sagt er. „Sich zu vergnügen, ist schon teuer genug“, befindet Christine Müller. Kostspieliges Vergnügen Die Vergnügungssteuer erhebt die Stadt für die entgeltliche Benutzung von Spiel- und Unterhaltungsgeräten, Billard-, Dart- und Snookergeräten sowie Bowling- und Kegelbahnen. Hinzu kommen Abgaben für Tanz- und karnevalistische Veranstaltungen gewerblicher Art, Veranstaltungen mit sexuellen Darbietungen wie Striptease sowie das Ausspielen von Geld oder Sachwerten in Spielotheken. Antje Bernstein und Claudia Haiplick

Stadtmitte - Spaßbremse für Zocker und Bowler