Stadt erhöht den Druck: Hohes Bußgeld für Bauruine

Die Politik erhöht den Druck auf die Stadtverwaltung, um Baudenkmäler vor dem Verfall zu bewahren. Die SPD-Fraktion will die Stadt beauftragen, „ein Konzept zur Bewahrung der Baudenkmäler vorzulegen“. Der Kulturausschuss will sogar noch mehr; er fordert eine Art „schwarze Liste“ bedrohter Gebäude. „Es sollen in einer Prioritätenliste gefährdeter Baudenkmäler, unterschieden nach kommunalen und privaten Eigentümern, die jeweiligen denkmalpflegerischen Zielsetzungen und Handlungsbedarfe aufgezeigt werden“, fordert Susan Schulz (Grüne). Die Stadt ihrerseits erhöht den Druck auf säumige private Investoren und verhängt sogar hohe Bußgelder. Erstes prominentes Beispiel: Der Besitzer des „Kleinen Hauses“ in der Eselföterstraße musste 5000 Euro Strafe zahlen, weil das Gebäude weiter verfällt. „Die geforderte Prioritätenliste wollen wir bis zur Sommerpause vorlegen, damit jeder erkennen kann, wo der größte Handlungsbedarf besteht“, sagt Michaela Selling, Leiterin des Amtes für Kultur, Denkmalpflege und Museen. Klar ist, dass die beiden größten Sorgenkinder bei den Baudenkmälern — das frühere Kleine Haus (privat) und der Wasserturm (städtisch) — auf der Liste stehen werden. Selling verweist darauf, dass die Stadt bei privaten Eigentümern keinen Sanierungszwang ausüben könne. „Doch die Investoren haben mit dem Kauf auch eine Verantwortung , und wir sind in der Verantwortung, sie daran zu erinnern“, sagt die Amtsleiterin. Sicherungsauflagen und Ordnungsgelder gehörten dazu. Und dieses Mittel werde auch beim „Kleinen Haus“ in der Eselföterstraße eingesetzt. Ihre Mitarbeiterin im Bereich der Denkmalpflege, Uta Jahnke, bestätigt, dass eine Sicherungsverfügung und ein Zwangsgeld ausgesprochen wurden. „Der Eigentümer hat 5000 Euro an die Stadtkasse überwiesen, und bei der geforderten Sicherung wurden die Decken im Gebäude abgestützt“, beschreibt sie das Ergebnis. Doch sie bangt trotzdem um das Haus. „Es zerbröselt langsam“, stellt sie fest und betont, dass nicht nur die Fassade, sondern das gesamte Gebäude unter Denkmalschutz stehe. Auch der Ortsbeirat Stadtmitte ist besorgt. Im Juni 2014 hat das Gremium über die Pläne des Investors beraten. Damals sollten in dem Haus acht Wohnungen sowie Büros entstehen. Offenbar war das Projekt wegen der fehlenden Zustimmung der Nachbarn nicht genehmigungsfähig. Dass sie bei ihrem eigenen Baudenkmal, dem Wasserturm, etwas tun muss, hat die Stadt erkannt. „Wir kennen den Sanierungsbedarf, und die notwendigen Mittel sollen im Wirtschaftsplan 2016 verankert werden“, sagt Nico Seefeldt von der Kommunalen Objektbewirtschaftung und -entwicklung (KOE). Vorbehaltlich der Zustimmung der Bürgerschaft könnte dann die Sanierung beginnen. Das große Problem: Der Turm dient dem Kulturhistorischen Museum als Depot. Um ihn zu sanieren, muss er geräumt werden. Es werde dabei also nicht nur eine bestimmte Fläche gesucht, sondern dort müssten auch bestimmte klimatische Bedingungen herrschen, so Seefeldt. Und für dieses Problem gebe es eben aktuell noch keine Lösung. Steine des Wasserturms sind porös Der Wasserturm an der Blücherstraße ist stark gefährdet. Die Natursteine des 112 Jahre alten Bauwerkes sind durch den Wechsel von Frost und Tauwetter in den vergangenen Jahren so porös geworden, dass sie teilweise herunterfallen. Eine Sanierung wird derzeit vorbereitet. Zuletzt gab es zwischen 1991 bis 1996 eine Sanierung und den Innenausbau des Wasserturms durch das Arbeitsförderungs- und Fortbildungswerk (AFW). Das Kulturhistorische Museum nutzt den Wasserturm als Depot. Ein weiteres Denkmal ist der Portalkran „Möwe“ am Ausrüstungskai der ehemaligen Neptunwerft. Er wurde jüngst vom Wohnungsunternehmen Wiro demontiert und wird zunächst eingelagert. Die Rekonstruktion der „Möwe“ soll rund 400000 Euro kosten. Thomas Sternberg

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