Stein geht nach Berlin, Bockhahn zum Arbeitsamt

Am Tag eins nach der Bundestagswahl herrscht Katerstimmung bei Rostocks Parteien: Während Wahlsieger Peter Stein (CDU) gestern noch in Erinnerungen an seine feuchtfröhliche Siegesfeier schwelgte („Ein Glas Grappa zu viel.“), leckte Konkurrent und Wahlverlierer Steffen Bockhahn (Linke) seine Wunden. „Ich bin den schönsten Job der Welt losgeworden“, resümierte der Ex-Bundestagsabgeordnete. Er sei angesichts der „übermächtigen“ CDU-Erfolgsgarantin Angela Merkel chancenlos gewesen. „Das ist bitter. Man fühlt sich ohnmächtig.“ Neben aller Siegerfreude überwiege bei ihm vor allem die Erleichterung, verrät Peter Stein. „Steffen Bockhahn und ich haben uns einen knallharten, aber fairen Wahlkampf geliefert. Dabei hab ich acht Kilo abgenommen. Mein Akku ist so alle“, gesteht der CDU-Mann. Während er Kräfte sammelt für die neue Aufgabe in Berlin, analysieren SPD, FDP und Grüne die Gründe für ihr schlechtes Abschneiden. „Wir hatten das Gefühl, dass es für uns besser ausgehen würde. Woran es gelegen hat, dass dem nicht so war, kann ich noch nicht sagen“, erklärt der FDP-Kreisvorstandsvorsitzende Rolando Schadowski. „Wir haben die Wähler nicht erreicht und müssen überlegen, wie wir damit umgehen.“ Die SPD blieb ebenso hinter den eigenen Erwartungen zurück. „Wir haben lange nicht erreicht, was wir wollten“, sagt der Kreisvorsitzende Ait Stapelfeld. Auch die Hoffnungen der Grünen wurden enttäuscht. Dem Bundestrend habe man trotz engagiertem Wahlkampf nichts entgegensetzen können, bilanziert Johann-Georg Jaeger, Kreisverbandsvorsitzender der Grünen. Er wage aber dennoch den Blick nach vorn. „Wir haben gemerkt, dass wir ein schlagkräftiger Kreisverband sind.“ Das mache Hoffnung für die Kommunalwahlen 2014. Bockhahn lässt seine Zukunft indes offen: „ Ich hatte keinen Plan B. Jetzt geht es zum Arbeitsamt und ich räume mein Büro in Berlin“, erklärt er. Vier Monate lang erhalte er nun ein Übergangsgeld. Zeit, Zukunftsoptionen zu prüfen. Einen Posten bei der Stadt, wie etwa einer der freien Senatorenstellen, schließt er nicht aus. „Das ist eine Option von vielen. Es ist zweifelsfrei eine interessante Aufgabe. Aber ich muss erst mal selber mit mir ins Gericht gehen, ob ich das überhaupt möchte“, so der 34-Jährige. Für Peter Stein gibt es keine Verschnaufpause. Schon heute steht die erste Fraktionssitzung in Berlin im Terminplan. Antje Bernstein

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