Streamerin aus Rostock: Vivi Zimmermann zockt und zeichnet bei Twitch

Sanft gleitet ihre Hand über das Grafiktablet – Daumen, Zeige- und Mittelfinger halten den Stift, die restliche Hand wird von einem schwarzen Stoffhandschuh bedeckt. Auf dem Bildschirm: eine Comic-Katze, die ein Herz in den Pfoten hält. Vivi Zimmermann aus Groß Klein zockt und zeichnet regelmäßig unter dem Pseudonym „MissBlauKatz“ live auf der Plattform Twitch. Wenn man sich in Vivis Wohnung umschaut, ist es eindeutig, dass man es mit einem echten Film- und Gaming-Nerd zu tun hat: Star Wars-Poster bedecken die Wände, die Regale sind gefüllt mit Blu Rays, Spielen und Fanartikeln. Abseits des Streams arbeitet die 24-Jährige als Managerin des Online-Shops für den Rostocker Laden „Fantastische Welten“. Im Livestream zeichnet sie ein neues „Emote“. Vor ihren Zuschauern kündigt sie ihre Pläne an und malt nebenbei das von der Katze gehaltene Herzchen rot aus. Dieses Emote kann von Abonnenten, die den Stream freiwillig finanziell unterstützen, im Chat genutzt werden. Streaming gegen Depression: Den Weg in das Livestreaming fand Vivi über einen anderen Streamer. Sie war als Zuschauerin in seiner Community aktiv und sah sich die Übertragungen des Piratenspiels „Sea of Thieves“ an. „Dadurch habe ich mich das erste Mal mit Twitch beschäftigt. Und dann dachte ich mir: ‚Das sieht spaßig aus, das möchte ich auch mal ausprobieren‘“, erinnert sich die 24-Jährige. Seit Ende März ist sie nun selbst als Streamerin aktiv. Sie startete mit reinen Gaming-Übertragungen, inzwischen streamt sie gelegentlich in der Kategorie „Kunst“. Dort arbeitet sie an eigenen Ideen oder an Aufträgen anderer Streamer, die sich neue Emotes für ihre Community wünschen. Unter dem Motto #streamengegendepression möchte Vivi ein- bis zweimal die Woche live sein, meistens donnerstags und sonntags. „Es ist wie eine Selbsttherapie gegen soziale Ängste, die gerade durch Corona nicht besser werden“, sagt die 24-Jährige. „Es tut mir mental gut, ich habe durch den Livestream viele liebe Leute kennengelernt.“ Lesen Sie auch Magic, Yu-Gi-OH und Pokémon: Sammelkartenspiele boomen in MV No Budget Nerd: Youtuber aus MV begeistert Fans mit Godzilla-Videos MVs größtes Game-Studio bringt neues Online-Spiel auf den Markt Wer sitzt am anderen Ende des Monitors? Im Laufe der letzten neun Monate ist um den Kanal MissBlauKatz eine kleine Community entstanden. Mit etwa 30 Usern tauscht Vivi sich auch außerhalb des Streams auf der Gaming-Plattform Discord aus. Dazu zählen auch ihre fünf treuesten Stammzuschauer, die immer den Stream schauen und aktiv im Chat schreiben. MissBlauKatz finden die Zuschauer meistens über die jeweiligen Kategorien, die zeigen, welches Spiel gerade gespielt oder ob etwas gezeichnet wird. Je nach Laune der Streamerin findet man sie unter den Kategorien der aktuellen Gamingprojekte, wie beispielsweise das neue „Assassin’s Creed Valhalla“ und „Monster Hunter World“, oder in der eigens für kreative Streams erstellten Kategorie „Kunst“. Die meisten bleiben schließlich wegen Vivis sympathischer Art. Man könne bei ihr gut abschalten und gemeinsam lachen. „Die Zeichenstreams lenken einen in der aktuellen Zeit gut ab. Man kann sehen wie ein Kunstwerk entsteht und man kann auch hier und da paar Sachen abgucken“, berichtet ein Zuschauer, der in der Community als „Kunu“ bekannt ist. Der integrierte Twitch-Chat gibt den Usern die Möglichkeit, sich in Echtzeit auszutauschen und Kommentare zum Spielstil und den gezeichneten Werken zu hinterlassen. Ein Blick in die Zukunft: Für die Zukunft ihres Streams möchte Vivi den kreativen Teil weiter ausbauen und das Grafiktablet gerne mal gegen analoges Zeichnen mit Stift und Papier eintauschen. Die gezeichneten Emotes sind eher im Comicstil gehalten, sie möchte sich aber auch gerne weiter ausprobieren. Außerdem könnte die Streamerin sich vorstellen, mit einem eigenen Shop ein Standbein aufzubauen. Eigens kreierte Sticker gibt es bereits als Belohnung für treue Zuschauer. „Sie fragen mich immer schon, wann es endlich neue Sticker gibt“, sagt Vivi und lacht. Insgesamt hofft die 24-Jährige, dass das Streaming als MissBlauKatz noch lange ein Teil ihres Lebens sein wird. „Solange Leute zugucken und Spaß dabei haben, mache ich das weiter“, sagt sie. „Außer, das Internet implodiert morgen.“ Von Jessica Glauser